Wedel. SC Rist empfängt Lok Bernau in der Steinberghalle. Die Wedeler bilden in der Pro B Spieler für die Towers aus, der Gegner für Alba Berlin.

Für Joshua Lübken (19) wird das Zweitliga-Duell (Pro B) zwischen dem SC Rist und Lok Bernau am Sonntag in der Steinberghalle speziell. Denn er trifft mit seinem neuen Team auf die eigene Vergangenheit, und zwar von 17 Uhr an. Der Basketballer machte seine ersten sportlichen Schritte beim TSV Spandau, wechselte 2014 in die Jugend von Alba Berlin und war somit bis zu diesem Sommer ein Teil der Kooperation zwischen dem Berliner Traditionsverein und seiner „Ausbildungsstätte“ in Brandenburg nahe der Hauptstadt.

Im Sommer ging es für Lübken dann nach Wedel. Der SC Rist arbeitet seit 2014 mit den Hamburg Towers zusammen, die am heutigen Sonnabend in der Inselparkhalle gegen Bamberg das fünfte Erstliga-Spiel ihrer Vereinsgeschichte bestreiten. „Er und Jammal Schmedes waren im Sommer hier vor Ort und haben sich umgesehen und informiert. Beide haben den Vereinswechsel als richtigen Karriereschritt gesehen“, sagt Rist-Sportchef Christoph Roquette.

Schmedes (19) kam von Erstligist Rasta Vechta und zählt wie auch Lübken, Justus Hollatz (18), Osaro Jürgen Rich (21) und Emil Marshall (19) zu den Doppellizenzspielern, die in der Pro B und auch in der 1. Bundesliga für die Hamburger auflaufen können. Am weitesten ist Aufbauspieler Hollatz, der die Towers mit seinem Drei-Punkte-Wurf zum Meister machte, und bislang im Schnitt in Deutschlands höchster Spielklasse 13:39 Minuten pro Partie aufläuft. Es sei das Ziel dieser Kooperation, Spieler aus den eigenen Jugendteams so auszubilden, dass sie den Sprung in den Profikader schaffen.

Sowohl der SC Rist als auch die Hamburger „Türme“ haben je eine Jugendbundesligamannschaft (U16), in der NBBL (U19) gibt es ein Towers-Team, das vom Wedeler Coach Torben Haase trainiert wird und gleichzeitig fast in identischer Besetzung in der 2. Männer-Regionalliga Nord als SC Rist Wedel II – ebenfalls unter Haase – aufläuft.

In der dritthöchsten Liga können sich die Talente dann den Feinschliff holen. Nach dem Aufstieg des Wedeler Kooperationspartners in die 1. Liga dürfen die Spieler nun bis zum Alter von 22 Jahren für beide Mannschaften spielen. Als beide Teams nur eine Liga trennte, durften sie dies bis zum Alter von 21 Jahren. „Generell ist die Ausrichtung im Spielsystem in all unseren Mannschaften gleich. Aber natürlich muss da schon auch modifiziert werden und kann nicht einfach von oben übergestülpt werden. Die Kooperation läuft sehr gut“, erklärt Roquette. Die Basketball-Trainer beider Vereine, zu denen auch Stephan Blode (Co-Trainer Pro B-Team und Chefcoach Rist-JBBL) gehört, stehen untereinander in einem regen Austausch. Regelmäßig trainieren das 1. Wedel-Team und die Towers auch gemeinsam. Da Rist-Coach Benka Barloschky – gleichzeitig Towers-Co-Trainer – Anfang der Woche erkrankt ausfiel, übernahm Towers-Headcoach Mike Taylor und betreute bei den Einheiten seine eigene Mannschaft und das Wedeler Team.

Seit Mitte 2016 bildet wiederum Bernau Akteure für Alba Berlin aus – und gilt bundesweit als Vorzeige-Kooperation. „Das wird auf jeden Fall ein spannendes Spiel. Ich freue mich riesig drauf. Es treffen zwei junge und sehr talentierte Mannschaften aufeinander“, sagt Barloschky. Für das Ausbildungsprojekt des Gegners hat der 31 Jahre alte Coach nur lobende Worte übrig: „Alba Berlin ist gerade das große Vorbild im deutschen Basketball, wenn es darum geht, junge Spieler an das hohe Niveau heranzuführen. Und Bernau gehört da als ganz wichtiger Teil dazu“, betont er.

Ähnlich wie der SC Rist – bei dem einige arrivierte Spieler wie Aurimas Adomaitis (32) oder Jalen Ross (26) neben jungen Talenten stehen – stellt auch Bernaus Trainer René Schilling den talentierten Jungen einige erfahrene Kräfte zur Seite. Der US-Amerikaner Dan Oppland (35) ist seit 2006 als Profi in Europa tätig. Dazu gehören auch Spielmacher Alexander Blessig (zuletzt Pro B-Meister mit Leverkusen), Alexander Rosenthal und Konstantin Kovalev.

Aus Barloschkys Sicht ist Malte Delow einer der interessantesten Bernau-Spieler: „Er ist ein wahnsinnig spannender Guard, der im Moment wohl am nächsten dran ist, den Sprung in die Bundesliga zu schaffen“. Das 18 Jahre alte Talent hat sein Erstligadebüt bereits hinter sich und kann darüber hinaus auch schon ein paar Euroleague-Minuten vorweisen. Der Wedeler, der Delow und Co am besten kennt, ist Joshua Lübken. Mit einigen hat er in der Jugend sowie bei Alba II gespielt.