Groß Offenseth. Eigentümer von Gut Aspern wird zum dritten Mal internationaler Deutscher Meister. Argentiniens Konsul ernennt ihn zum „Ambassador des Sport“

Dreifacher nationaler Deutscher Polomeister, Sieger der German Polo Tour 2018, achtmal im Meisterschaftsfinale – Christopher Kirsch hat als Polospieler eine in Deutschland einzigartige Karriere hingelegt. Leidenschaft und Hingabe für die schnellste Mannschaftssportart der Welt treiben den Eigentümer des Polo-Paradieses Gut Aspern zu immer neuen Höchstleistungen. Jetzt hat der 51-Jährige das international besetzte High Goal Turnier auf dem Berliner Maifeld gewonnen. Damit ist Kirsch zum dritten Mal auch internationaler Deutscher Meister – und endgültig auf dem Olymp der weltbesten Polospieler angekommen.

Was braucht es, um diese Erfolge zu toppen? Diplomatische Ehren zum Beispiel. Nach dem Sieg bittet der argentinische Konsul Frederico Hirsch den Groß Offensether ins Konsulat an der Hamburger Mönckebergstraße und ernennt ihn zum „Ambassador des Sports“ für die deutsch-argentinischen Beziehungen. Hintergrund: Argentinien gilt als Mutterland des Polosports; etwa wegen idealer Bedingungen für die Pferdeaufzucht. Und Christopher Kirsch hat einen starken Bezug zu dem südamerikanischen Land. Seine temperamentvolle Frau Valeria (39) kommt dorther ebenso wie fast alle seine Mitarbeiter auf dem 22 Hektar großen Gut Aspern.

Dort wird Spanisch gesprochen, während der Arbeit in den Stallungen läuft argentinische Musik, der Familie gehören Ländereien in Argentinien, wo sie regelmäßig die Wintermonate verbringt. „Auf Spanisch kann Valeria besser mit mir schimpfen, was sie auch reichlich ausnutzt“, sagt Kirsch und schmunzelt.

So sehen Sieger aus: Team-Captain Christopher Kirsch (v.r.), Max Bosch, Maximilian Singhoff und der Brite Max Charlton jubeln in Berlin.
So sehen Sieger aus: Team-Captain Christopher Kirsch (v.r.), Max Bosch, Maximilian Singhoff und der Brite Max Charlton jubeln in Berlin. © Bernhard Willroth

Auf dem Berliner Maifeld – weltweit größter baulich eingefasster Poloplatz – gewinnt Team-Captain Kirsch mit Maximilian Singhoff, Max Bosch und dem Engländer Max Charlton alle Gruppenspiele, ehe sein Team Riller & Schnauck im Finale auf das Hamburger Team Engel & Völkers mit Daniel Crasemann, dessen Söhne Caesar und Caspar sowie Heinrich Dumrath trifft. „Bei dem Turnier geht es allein um die Ehre“, sagt Kirsch, „es gibt kein Geld zu gewinnen.“

Muss es auch nicht. Wer in der Polo-Liga mitspielt, hat entweder einen großzügigen Sponsor oder zählt zu den Wohlhabenden im Land. Daniel Crasemann begann seine Laufbahn als Investmentbanker bei der Berenberg Bank, war acht Jahre Teilhaber bei Engel & Völkers und fungiert nun als geschäftsführender Teilhaber der DWI-Gruppe, einem Hamburger Bauprojektentwickler. Heinrich Dumraths Vater hat sein Vermögen als Verleger von Telefonbüchern („Dumrath & Fassnacht“) gemacht.

Im ersten Abschnitt liegt Kirschs Team mit 4:1 zurück, im zweiten gleicht es auf 4:4 aus. Heinrich Dumrath stürzt schwer, wird ins Krankenhaus eingeliefert. „Er hat zwei angebrochene Lendenwirbel“, sagt Kirsch, „das hätte böse enden können.“ Die Ärzte verordnen sechs Wochen Pause, am nächsten Tag steht Dumrath am Spielfeldrand. „Heinrich unterstützt sein Team mental und mit Ideen“, sagt Kirsch. Der Ausfall macht das Spiel für Kirsch (Handicap +3) nicht leichter, für Dumrath (ebenfalls HCP +3) springt der Coach des Teams ein: der Argentinier Martin Garrahan (HCP +5) gehört zur Weltelite. „Doch dann haben wir uns zurückgekämpft“, sagt Captain Kirsch. „Dabei spielen auch die Strategie und Erfahrung eine große Rolle, nicht umsonst nennt man Polo auch Schach zu Pferde. Manchmal ist es auch ganz gut, unterschätzt zu werden.“

Fünf Pferde hat Kirsch dabei, darunter seinen neun Jahre alten Hengst Halloween und Wallach Truco (12), der im Juli zum besten Turnierpferd gekürt wurde. Am Ende siegt Kirschs Team mit 8:7. „Mir ist es gelungen, ein Team zu formen, das konkurrenzfähig ist und mit dem man gewinnen kann.“

Christopher Kirsch mit dem Pokal aus purem Gold. Dessen Wert: mehr als 100.000 Euro.
Christopher Kirsch mit dem Pokal aus purem Gold. Dessen Wert: mehr als 100.000 Euro. © Bernhard Willroth

Als neuer internationaler Deutscher Meister erhält Christopher Kirsch eine Urkunde, eine Medaille „und einen kleinen Berliner Bären in Gold“. Und natürlich eine Gravur für die Ewigkeit im Wanderpokal des Deutschen Poloverbands. Kirsch: „Der ist aus purem Gold, mehr als 100.000 Euro wert und steht 360 Tage im Jahr in Hamburg unter Verschluss, damit er nicht wegkommt.“ Unbezahlbar ist indes der ideelle Wert der heißbegehrten Trophäe.

Sich auf den Lorbeeren auszuruhen, ist Kirschs Sache nicht. An diesem Wochenende sattelt er seine Pferde für den Düsseldorfer High Goal Cup; es ist die fünfte von sechs Stationen der German Polo Tour. Christopher Kirschs Ziel? „Ich will die German Polo Tour gewinnen.“ Klar, was sonst...