Groß Offenseth-Aspern. Gastgeber Christopher Kirsch misst sich beim Bucherer Polo-Cup mit Konkurrenten aus aller Welt. Dazu gibt es ein buntes Rahmenprogramm.

SSWenn Christopher Kirsch, dreifacher Deutscher Polomeister und Besitzer des Polo-Paradieses Gut Aspern, heute beim Bucherer Polo Cup gegen die internationale Konkurrenz antritt, braucht er eine ausgezeichnete Kondition, Reaktionsfähigkeit und natürlich schnelle, wendige Polopferde. Der Bucherer Polo Cup auf Kirschs ebenso liebevoll und wie professionell gestaltetem Gut Aspern ist die zweite von sechs Stationen der German Polo Tour. Los geht es um 14 Uhr, am Sonnabend und Sonntag wird jeweils von 13 Uhr an auf Pferden sitzend mit dem Schläger versucht, einen Ball ins gegnerische Tor zu schießen.

Auf der Tour kämpfen sieben Teams im ältesten und schnellsten Mannschaftssport der Welt gegeneinander – die Pferde erreichen im Sprint Tempo 60, fast so viel wie ein Galopper. Drahtig und athletisch sollten die Reiter sein, sie kommen aus Deutschland, Großbritannien, Frankreich und selbstverständlich Argentinien, dem Geburtsland des Polosports. Christopher Kirsch richtet dieses Event einmal im Jahr aus.

Bei der Organisation wird der 51-Jährige von seiner Frau Valeria tatkräftig unterstützt. „Wir sind Gastgeber, da soll keiner zu kurz kommen und nach Möglichkeit alles perfekt sein“, sagt die gebürtige Argentinierin. Wie ein Wirbelwind fegt die temperamentvolle 39-Jährige mit dem Quad über das Gelände und behält die Vorbereitungen im Blick.

Christopher Kirsch kaufte das 22 Hektar große Areal in Groß Offenseth im Jahr 2005 und baute den Gutshof in ein zeitgemäßes Zentrum des Polosports in Deutschland um. Es bietet zwei Fullsize-Polofelder, 280 mal 160 Meter und 260 mal 140 Meter groß. Das Ganze ist eingebettet in eine Landschaft aus Wald und Wiesen und hat den Charme eines edlen Landgutes; ein Paradies für Polospieler. Wenn die nationalen Polo-Besten hier auf die internationalen Polo-Asse treffen, gibt es rasante Sprints, atemberaubende Wendemanöver und Polo-Artistik auf höchstem Spielniveau zu sehen.

„Man muss sich während des Spiel ständig umgucken, und es gibt andauernd die schnellen, abrupten Stoppbewegungen“, sagt Christopher Kirsch. Zum Polospielen braucht es auch viel Mut. Denn immer wieder kommt es zu spektakulären Stürzen. Die gehen meistens glimpflich aus – aber nicht immer.

Im vergangenen Jahr fiel Kirschs Teamkollege Maximilian Singhoff (29) auf Gut Aspern so unglücklich vom Pferd, dass er mit dem Rettungshubschrauber ins Universitätsklinikum Eppendorf geflogen werden musste. „Maximilians Bänder im Nacken waren angerissen“, erzählt Kirsch. „Die Ärzte sagten, er hatte Glück, dass er sich nicht das Genick gebrochen hat.“

Trotz des Unfalls ist Singhoff dem Sport treu geblieben

Der schwere Unfall hat Singhoffs Leidenschaft für den Sport jedenfalls nicht geschadet: Er ist in diesem Jahr wieder dabei. Wie alle anderen Spieler auch trägt Christopher Kirsch einen Helm in der traditionellen Form eines Tropenhelms, die Beine und Kniegelenke werden mit Schonern aus schwerem Leder geschützt. Aus gutem Grund: Der Spielball wird bis zu 130 Kilometer pro Stunde schnell, er wirkt dann wie ein Geschoss. Der Spezialsattel bietet besonders viel Bewegungsfreiheit und ist mit einem Sicherheitsgurt ausgestattet. Der Schweif des Polopferdes ist geflochten, damit sich der äußerst biegsame Schläger aus Rattan beim Ausholen nicht verfängt, deshalb ist auch die Mähne geschoren. Bandagen und Gamaschen umschließen die Pferdebeine. Ein Brustgurt unterstützt die präzise Lenkung des Pferdes. „Vamos caracho!“ ist ein Spruch, den sich Spieler aus Argentinien gern zurufen und dies auch in die Tat umsetzen. Was soviel heißt wie: „Wir machen Druck nach vorn!“

Das sehr temperamentvolle Match auf dem 280 mal 160 Meter großen Hauptspielfeld fordert Menschen und Vierbeiner gleichermaßen heraus. Gespielt wird viermal 7,5 Minuten. Nach jedem Viertel wechseln die Reiter ihre schweißnassen Pferde; oft, indem sie sich von Sattel zu Sattel schwingen, ohne den Boden zu berühren. Die Polopferde sind nervenstark und lassen sich kaum ablenken. „Die sind komplett auf den Ball fixiert“, sagt Kirsch.

Der 51-Jährige möchte dem Polosport den Ruf des Elitären nehmen und ein breites Publikum nach Gut Aspern locken. Deshalb gibt es abseits des Spielfeldes ein buntes Programm mit Ponyreiten, Hüpfburg, Kinder können ausgelassen spielen und sich schminken lassen. Auf dem Gelände startet ein Hubschrauber für Rundflüge.

Ein Höhepunkt sind die etwa 30 Oldtimer, die am Sonnabend präsentiert werden. Darunter sind auch Prachtexemplare aus der kleinen, aber feinen Sammlung von Christopher Kirschs Vater Dietmar. Der war früher ein erfolgreicher Polospieler, hat diese Leidenschaft seinem Sohn vererbt und will es noch einmal wissen. Er steigt ebenfalls in den Sattel eines Polopferdes – außer Konkurrenz, versteht sich allerdings. Denn der Hamburger Textilkaufmann, der gut betuchte Hanseaten einkleidet, ist stolze 79 Jahre alt.