Elmshorn. Elmshorner Zweitligist gewinnt denkbar knapp 29:28 gegen die Solingen Paladins. Der ungeschlagene Spitzenreiter ist auf der Saisonzielgeraden.

„Respekt an Solingen. Sie haben wirklich gut gespielt. Aber wir haben auch tatsächlich auf beiden Seiten des Balles diesmal nicht unsere Normalform erreicht. Das war nicht besonders überzeugend“, sagte Jörn Maier, Headcoach der Elmshorn Fighting Pirates. Der in bis dato acht Partien – allesamt souverän gewonnen – unbesiegte Titel­favorit der GFL 2 Nord (2. Football-Bundesliga) hat sich extrem schwer getan beim 29:28 (7:7, 0:0, 7:7, 15:13)-Erfolg gegen die Solingen Paladins.

Ungewohnt spät – gut eineinhalb Minuten vor dem Ende – gelang die entscheidende Offensiv-Aktion vor 850 Zuschauern im Krückaustadion: Nach Touchdown von Khairi Dickson (Lauf über sechs Yards) stand es 27:28 ais Elmshorner Sicht. Statt per Kick (ein Punkt) auszugleichen, wählten die Pirates die Option zwei Zähler zu erzielen (Two-Point-Conversion). Mit einem Trickspielzug verwirrten sie die Solinger erfolgreich. Quarterback Ryan Sample übergab Dickson den Ball, spurtete links in die Endzone und Laufspieler Dickson bewies, dass er auch gefühlvoll werfen kann – Sample fing zum 29:28.

Gut 1:30 Minuten mussten die Pirates-Fans noch zittern

Bis zum Ende der Partie hielten die Elmshorner Abwehrreihen die Nordrhein-Westfalen in diesem Football-
Krimi vom Punkten ab. Sehr wichtig dabei auch ein Quarterback-Sack von Defensive End Damien Lehmann – der gegnerische Spielmacher wird dabei zu Boden gebracht, bevor jener den Ball abspielt – bedeutete für das angreifende Team dieses Mal zehn Yards Raumverlust. Die Piraten wehrten die letzte Angriffswelle des Gegners erfolgreich ab. Mit dem neunten Sieg in Serie wird der Titelgewinn immer greifbarer.

Diesmal reichte eine solide Leistung mit Luft nach oben. „Es zeichnet dann allerdings wiederum die Mannschaft aus, wenn man dann mit einem blauen Auge davonkommt und trotzdem noch gewinnt“, sagte Pirates-Headcoach Jörn Maier, der Parallelen zu seinem favorisierten Fußballverein Bayern München sah. Jener spiele auch ab und zu schwach – und setze sich dennoch im Regelfall durch.

Doch bis dahin war es ein langer Weg: Nach einer gut einstündigen Verspätung (Paladins standen im Stau) brachte Pirates-Runningback Khairi Dickson den Football über drei Yards in die gegnerische Endzone – auch der Extra-Punkt von Kicker Sören Becker zum zwischenzeitlichen 7:0 war gut. Anders als sonst war dies jedoch nicht der Auftakt in eine spannungsarme Partie – es ging immer eng zu. Der Tabellenvierte Solingen bereitete der Pirates-Defense vor allem mit starkem Passspiel ordentlich Probleme. Ein Zuspiel über 30 Yards fand im ersten Abschnitt einen Abnehmer in der Elmshorner Endzone (7:7).

Das ebenfalls hart umkämpfte zweite Quarter blieb ohne Punkte. „Insgesamt gesehen haben wir dem Gegner zu viele Möglichkeiten gelassen, im Spiel zu bleiben. Solingen war zwar nur mit 28 Mann hier, aber die haben uns alle einen erbitterten Kampf geliefert“, lobte Maier den Gegner.

Nach der Halbzeitpause gerieten die Elmshorner in Rückstand – Touchdown Solingen nach einem erfolgreichen Pass über fünf Yards (7:14). Nun waren die Piraten wieder gefordert. Elmshorns bester Angreifer Dickson legte das „Ei“ nach einem 21-Yards-Lauf in der Endzone ab – Becker glich zum 14:14 aus. Die Gäste waren indes gut im Spiel; der nächste Touchdown blieb erneut den Solingern vorbehalten – 14:21.

Mit einem Run über drei Yards im letzten Quarter bescherte Dickson dem Gastgeber wieder den Ausgleich, doch die Antwort der Paladins ließ nicht lange auf sich warten (21:28), ehe dann die Partie auf den spannenden Höhepunkt mit dem finalen Zusammenspiel der beiden US-Amerikaner zusteuerte. Es war bereits das zweite Mal, dass eine Variante des sogenannten „Philly Specials“ zwischen Quarterback Sample und seinem Teamkollegen „KD“ im Anschluss eines Touchdowns gut funktionierte.

Nach den bisherigen Saisonergebnissen – der bisher engste Piraten-Erfolg war mit 15 Zählern Abstand – war dies die erste Partie, die sportliche Sorgenfalten bereitete. Denn Elmshorn peilt den Sprung in die 1. Bundesliga an (GFL 1). „Wir waren wohl zu entspannt und siegessicher. Aber es ist auch wichtig, so etwas zu erleben, um den Fokus noch einmal zu schärfen“, sagt Jörn Maier.

Künftig ist zu jedem Heimspiel ein Video-Stream geplant

Premiere feierte diesmal noch eine weiteres Angebot der Freibeuter: Erstmalig hatten die Pirates in ihrer Clubgeschichte – die Gründung erfolgte 1991 als Abteilung im Elmshorner MTV – einen Online-Videostream im Angebot. Oliver Woyda, stellvertretender Vorsitzender der Fighting Pirates und Stadionsprecher, hatte diesmal die Aufgabe, nicht nur die Zuschauer vor Ort durch das Spiel zu führen, sondern auch die Football-Fans vor den Bildschirmen. Ein paar Mal habe das Bild noch etwas gehakt, doch ansonsten lief alles glatt. „Ich habe nur positive Rückmeldungen bekommen. Für das erste Mal sind wir sehr zufrieden“; sagte Pirates-Geschäftsführerin Anißa Nowak. Von nun an soll es bei jedem Heimspiel der Piraten in dieser Saison diesen Service geben.

Nun geht es aber erst einmal auswärts für den großen Titelfavoriten – neun Siege, null Niederlagen – weiter. Am kommenden Sonnabend, 10. August, spielt Elmshorn beim Aufsteiger und Tabellenschlusslicht Hannover Spartans. Bei einem weiteren Sieg der Piraten ist den Elmshornern der Meistertitel – bei dann noch vier ausstehenden Begegnungen – mutmaßlich endgültig nicht mehr zu nehmen. Im Hinspiel hatten sich die Piraten Anfang Mai zu Hause mit 31:13 gegen Hannover durchgesetzt.

Zweimal können die Zuschauer noch in der Hauptrunde ins Krückaustadion kommen. Am Sonnabend, 17. August, ist der Tabellendritte aus Rostock zu Gast (Kickoff 16 Uhr). Am 1. September folgt das Kräftemessen mit dem Verfolger Lübeck Cougars (16 Uhr). Dazwischen gibt es noch das Derby bei den Hamburg Huskies. Nach einem weiteren Gastspiel (7. September, in Langenfeld) folgen
voraussichtlich zwei Aufstiegsspiele.