Tornesch. Tornescher gewinnen Entscheidungsspiel gegen den VfL Lohbrügge mit 2:1. Vermeintlicher Ausgleichstreffer wird abgepfiffen.
Dohrnröschen. Der FC Union Tornesch hat sein Fußball-Märchen. Im (fast) gleichnamigen Werk der Gebrüder Grimm küsst der Prinz die Königstochter wach. Björn Dohrn hat den „schlafenden Riesen“ mit zwei Torerfolgen wachgerüttelt.
Die Tornescher gewannen das Entscheidungsspiel der Landesliga-Dritten gegen den VfL Lohbrügge 2:1 (1:0) und spielen erstmals in ihrer Historie in der Oberliga. „Wo sie aufgrund ihres einzigartigen Sportparks, dem Torneum, auch hingehören.“ Das ist nicht nur die Meinung von Detlef Kebbe, früher Manager des VfL Pinneberg und der SV Halstenbek-Rellingen.
Am Donnerstag begeht Serge Haag seinen 32. Geburtstag. Seinen Durst hat der Rechtsaußen schon vorher mit einem kräftigen Schluck aus der Sektpulle gelöscht und damit gedroht, im schönen Torneum keinen Stein auf dem anderen zu lassen. „Wir fahren da jetzt hin und reißen die Hütte ab.“ In der dritten Minute hatte der Routinier, der nun zum Heidgrabener SV in die Bezirksliga wechselt, Dohrns 1:0 (Kopfball) mit einem Eckball vorbereitet. Viele Fans standen da noch in einer langen Schlange, die sich erst 20 Minuten nach dem Anpfiff auflöste, an der Kasse. Am Ende waren es 750, die auf dem Sportplatz des Eimsbütteler TV Eintrittsgeld entrichteten.
Haag stand die Glücksseligkeit ins Gesicht geschrieben. „So ein Rahmen und dieser sportliche Erfolg sind natürlich ein toller Abschluss meiner Tornescher Zeit.“
Es durfte schon wieder gefeiert werden, nachdem es Trainer Thorben Reibe und das Team zuvor schon auf Mallorca krachen ließen. „Die letzten drei Tage im Urlaub hatte ich mich aber gebremst, um für Lohbrügge in Form zu kommen“, verriet Björn Dohrn, der in der 61. Minute als einziger reagierte, als alle auf einen Pfiff für oder gegen den am Boden liegenden Jannik Laut warteten - 2:0.
Die Führung entsprach zu diesem Zeitpunkt schon den gezeigten Leistungen, auch wenn der VfL zu Beginn dem Ausgleich mehrfach nahe gekommen war. Andreas Wilken, Fußball-Abteilungsleiter von Landesliga-Aufsteiger Blau-Weiß 96, schildert seine Eindrücke: „Die Lohbrügger können 3:1 führen, aber auch 0:5 verlieren.“
Oder es gibt Verlängerung. Die bahnte sich plötzlich an, nachdem Oguzhan Gencel wie aus dem Nichts Phillip Kuschka bei einem Freistoß übersprungen und das 1:2 geköpft hatte (89.). Es wurden noch dramatische sechs Minuten am Lokstedter Steindamm mit einer Szene in der fünften Minute der Nachspielzeit, die für Diskussionen sorgte. Gencel köpfte das 2:2, doch der Schiedsrichter ahndete einen Rempler an Keeper Norman Baese mit Freistoß für die Tornescher. Deren Offensivverteidiger Fabian Knottnerus wunderte sich, dass der Pfiff überhaupt angezweifelt wurde. „Klarer Rempler an Norman.“
Martin Bushaj, Defensivspieler des SV Lurup, vertrat eine anderen Meinung. „Da war überhaupt nichts los, das war ein reguläres Tor. Das sage ich als Uetersener und guter Nachbar des FC Union.“ Arno Braeger, Teammanager des SC Pinneberg vertrat folgende Ansicht: „Als Pinneberger freue ich mich, dass noch eine zweite Mannschaft außer dem SV Rugenbergen den Kreis in der Hamburger Oberliga repräsentiert.“
Wegen des unerwarteten Rückzugs des Wedeler TSV war im Oberhaus noch ein Platz frei geworden. Die Tornescher weilten schon am Ballermann, als sie davon erfuhren. Gegen die Lohbrügger waren sie in Abwesenheit von Thorben Reibe (private Gründe) nach anfänglichen Schwierigkeiten die körperlich stärkere und taktisch reifere Mannschaft. Interimscoach Martin Schwabe lag mit seinen Einwechselungen goldrichtig, auch wenn Jannik Swennosen (69.) und Dennis Beckmann (80.) mit ihrem jeweils ersten Ballkontakt die Riesenchancen zum 3:0 vergaben. Dass sie die endgültige Entscheidung verpassten, hätte sich fast noch gerächt. Am Ende aber konnten die Tornescher ausgelassen jubeln.