Wedel. Oberligist überzeugt mit 5:2 im letzten Saisonheimspiel, das unbedingt gewonnen werden musste. Kaderplanung geht in die nächste Runde
„Sliwowitz flat rate – all night long“, rief Mittelfeldspieler Christian Dirksen in Anspielung auf die Nationalität von Trainer Andjelko Ivanko (Kroate). Hoch die Tassen. Die Oberliga-Fußballer des Wedeler TSV feiern ein 5:2 (2:1) über den WTSV Concordia und vor allem den Klassenerhalt. Bei drei Punkten Vorsprung und der um 23 Treffer besseren Tordifferenz als Konkurrent HEBC – 0:3 gegen die TuS Dassendorf – kann im letzten Saisonspiel beim HSV Barmbek-Uhlenhorst nichts mehr schiefgehen.
Ein Gönner rückte sofort nach dem Abpfiff 100 Euro für die anschließende Grillparty heraus. Abwehr-Routinier Tim Vollmer hielt die Dankesrede. „Unsere Geschichte konnte ja nur so enden, dass wir uns belohnen.“ Im Februar hatte Ivanko die Wedeler als Tabellenvorletzten mit zehn Punkten Rückstand von Daniel Domingo übernommen. Ernsthaft glaubte da niemand mehr an das kleine sportliche Wunder. „Doch dann wurden wir eine echte Einheit auf dem Platz“, sagt Vollmer.
Erfolgsrezept: Dreierkette, Zuckerbrot und Peitsche
Ivanko verpasste dem verunsicherten Team ein neues Abwehrsystem mit Dreierkette und offensivfreudigen Außenverteidigern. Mal tobte er am Spielfeldrand, dann lobte er den Charakter der Spieler. Ein bisschen Peitsche, viel Zuckerbrot. Dabei hatte der frühere Profi von Dynamo Dresden mit dem Herren-Fußball innerlich schon abgeschlossen und sich auf die Nachwuchsarbeit beim Niendorfer TSV konzentriert.
Kaderplaner Detlef Kebbe platzt vor Stolz, dass er es schaffte, seinen Freund Andjelko für den Wedeler TSV zu begeistern. „Habe ich nun den Retter geholt oder nicht?“ Ivanko fand so sehr Gefallen an seiner Tätigkeit, dass er nächste Serie als Coach des SV Rugenbergen in der Oberliga weitermacht.
Am Spielfeldrand diskutierten Ligachef Walter Zessin und der zukünftige Wedeler Trainer Matthias Jobmann, wie es weitergeht. Perfekt ist die Rückkehr von Fernando Roesler (Concordia), der für die Wandsbeker im Elbestadion nicht zum Einsatz kam, und Hendrik Ebbecke (Teutonia 05 II). Teammanager Thorsten Zessin ist froh, nicht länger im Dunklen zu tappen. „Allen anderen Wunschkandidaten können wir jetzt die Oberliga anbieten und mit ihnen endlich konkrete Gespräche führen.“
Vor Spielbeginn hatte Thorsten Zessin fünf Akteure, die mindestens zwei Jahre für die Grün-Weißen kickten (Tim Vollmer, Nicolaj Rörström, Christian Dirksen, Marcus Richter, Jorma Eggers, Maximilian Wagner) mit Blumen verabschiedet. Auch Keeper Andre Alves Lopes, Kjell Ellerbrock, Maximilian Walter und vielleicht Sascha Richert werden bald nicht mehr zur Verfügung stehen.
Einige Spielerabgänge wiegen schwer bei der Planung für den neuen Kader
Das sind nicht irgendwelche Spieler, die es nun zu ersetzen gilt. Richter hatte nach einer Flanke von Richert das 1:0 geköpft, Richert nach einer geschickten Drehung um seinen Gegenspieler herum das 2:0 erzielt. Ellerbrock verwertete eine Flanke von Jannick Wilckens zum 4:1. Tim Vollmer verschuldete zwar das erste Gegentor mit einem Stellungsfehler, um dafür gleich nach der Pause das 3:1 des für den verletzten Richter eingewechselten Enzo Simon mit einem Kopfball vorzubereiten.
Entschieden war die Partie allerdings erst mit dem 5:2 des ebenfalls eingewechselten Andrew Banoub in der 84. Minute, nachdem die Gastgeber zuvor noch einige bange Momente überstehen mussten. Glück hatten sie in der 73. Minute, als Ellerbrock dem früheren Wedeler Spielmacher Theodoros Ganitis einen Fußhaken stellte, der fällige Elfmeterpfiff aber ausblieb. Ganitis war einer der Ersten, der seinen ehemaligen Teamgefährten zum Erfolg gratulierte. „Es ist doch gar keine Frage, dass Wedel die bessere Mannschaft als der HEBC ist und den Klassenerhalt verdient hat.“