Kreis Pinneberg. Elf Spieler aus dem Kreis haben Fußballexperte Wolfgang Helm bis zur Winterpause besonders überzeugt. Nicht nur Tore waren wichtig
Jonas Matern (20) sitzt mal wieder im Fernbus, als er dem Abendblatt ein bisschen über sich erzählt. „Ich freue mich auf das Wochenende mit den Jungs.“ Seit Anfang Oktober geht das nun so. Der Stürmer des SSV Rantzau (Fußball-Landesliga) pendelt zwischen Potsdam und Elmshorn hin und her. Fast sechs Stunden dauert die einfache Fahrt, meistens mit dem Bus, gelegentlich mit der Bahn. Einen Führerschein besitzt Matern noch nicht.
„Der Aufwand lohnt sich. Bei Trainer Marcus Fürstenberg bekomme ich immer meine Einsatzzeit“, sagt der Student (Sport-Management). Wenn nicht, sind da ja immer noch die Jungs. Heute geht es zu Kapitän Flemming Bruns, Bundesliga gucken, anschließend auf die Piste. Die Eltern in Elmshorn halten ihm das „Kinderzimmer“ frei. Zehn Tore sprechen für ihn, der sich zwei Jahre nach seinem Freund Finn Krupski vom TSV Sparrieshoop in die Landesliga gewagt hat.
Bruns lädt Jonas Matern gerne zu sich ein. „Eine ehrliche Haut und ab und zu ein bisschen verrückt. Jonas erfüllt die Voraussetzungen, von uns akzeptiert zu werden.“ Auch Trainer Marcus Fürstenberg lobt den Stürmer. „Er passt gut ins System und hat schneller eingeschlagen, als gedacht. Allerdings muss er aufpassen, dass er konditionell nicht den Anschluss verliert.“ Im Rahmen seines Studiums schwimmt, turnt und joggt Matern regelmäßig. Ein bisschen gegen den Ball will er ab Januar im Training von Kickers Potsdam treten, die Serie aber auf jeden Fall im blau-weißen Trikot beenden.
Dem Fußball im Kreis Pinneberg gehen Charismatiker wie Eric Agyemang, Mark Hinze, Steffen Maaß, Benjamin Brameier, Jan Melich, Robert Hermanowicz oder Alexander Borck aus. Gefragt sind die Charaktere. André Pätzel (36) verdient die Berücksichtigung in der Top-Elf der bisherigen Saison allein schon dadurch, dass er für die SV Halstenbek-Rellingen genauso wie Matern für den SSV Rantzau Opfer bringt. Ursprünglich nur als Torwart-Coach eingeplant, kehrte der frühere Oberligakeeper des Wedeler TSV spontan zwischen die Pfosten zurück, nachdem sich Stammtorwart Stefan Steen kurzfristig verabschiedet hatte. Das wird HR-Trainer Heiko Barthel dem gewiss nicht fehlerfreien Mann, der verletzungsbedingt längst sein Karriereende für beendet erklärt hatte, nie vergessen.
An gute alte Zeiten am Thesdorfer Weg erinnern zwei andere Namen. Dennis Ghadimi (24) flitzt die rechte Seite immer noch flott wie kein Zweiter rauf und runter. Wie wichtig der Offensivverteidiger ist, merken die Halstenbeker immer dann, wenn er fehlt. Mit ihm holte die SVHR entschieden mehr Punkte als ohne hin.
Auf einen ehemaligen HR-Spieler verzichtet unterdessen der Wedeler TSV nur sehr ungern. Das ist Kapitän Marlo Steinecke (24), der in einem bislang enttäuschenden Team zwar nicht seine beste Saison absolviert, aber alle spielerischen Fähigkeiten mitbringt, um das Ruder im Abstiegskampf noch herumzureißen. Als Steinecke verletzungsbedingt einige Wochen fehlte, ging es mit den Wedeler Fußballern noch steiler bergab.
Hätten die Halstenbeker alle ehemaligen Spieler im Team gehalten, ja dann... Da wäre auch Amin Bejaoui (22), an dem der Niedergang des Oberligaletzten VfL Pinneberg am wenigsten festzumachen ist. Bei der SVHR II einst als Stürmer eingesetzt, kämpft der schnelle Marokkaner stets mit Hingabe als Innenverteidiger gegen die Flut an Gegentoren an. Auch zwei Eigentore trübten den guten Gesamteindruck von ihm nicht.
Oder zum Beispiel auch Patrick Hoppe (26), der sich bei der SV Halstenbek-Rellingen während der Supersaison 2014/15 zwischen Ersatzbank und Stammplatz so bewegt hatte, wie Jonas Matern zwischen Potsdam und Elmshorn. An der Spielkunst des klein gewachsenen Stürmers mit dem großen Kämpferherzen erfreut sich längst der SV Rugenbergen, wo sich Hoppe blind mit dem anderen Torjäger zu verstehen scheint.
Der ist Pascal Haase (24), der mit elf Treffern in 16 Partien die interne Torjägerliste erneut klar anführt und wie Hoppe darüber hinaus durch seinen Teamgeist besticht. Die Nachwuchskicker des Clubs erklärten Haase auch aufgrund dessen ungekünstelten Auftretens zu ihrem Lieblingsspieler. Stargehabe? Keine Spur.
Die Zuverlässigkeit in Person auf der linken Seite des SV Rugenbergen ist Kevin Lohrke (26), der nach seiner Rückkehr aus Süddeutschland (Arminia Ludwigshafen, SV Schwetzingen) im Dezember 2017 so weitermachte, als sei er nie zweieinhalb Jahre weg gewesen. Gab es jemals ein wirklich schlechtes Spiel von ihm?
Drei Akteure finden sich aber nicht nur vom SV Rugenbergen, sondern auch von Blau-Weiß 96 in der Elf der Stunde wieder. Abteilungsleiter Andreas Wilken über seinen Torjäger Jannik Asmußen (21), der die Tore (26) in der Staffel West wie am Fließband erzielte: „Er hat die Lücke, die Enzo Simon mit seinem Wechsel nach Wedel hinterlassen hat, vollends geschlossen.“ Während seines Studiums in Flensburg war Asmußen in der Verbandsliga Schleswig-Holsteins (SG Weiche III) weniger zur Geltung gekommen, an früherer Wirkungsstätte blühte er auf.
Wilken über Innenverteidiger Jannik Eggerstedt (20): „Eigengewächs, eine echte Kante, für uns unverzichtbar. Seine Diagonalpässe bei der Spieleröffnung erinnern mich an unseren früheren Regisseur Peter Zakrzewicz. Dass er auch über einen ordentlich Huf verfügt, hat er ja mit seinem fulminanten Freistoßtreffer gegen Roland Wedel bewiesen.“
...über Rene Müller (22): „Der kompletteste Spieler in unserem Team. Sauschnell, immer bereit, in die Spitze oder nach hinten zu marschieren. Torgefährlich, gleichzeitig knallhart in der Defensive, ein Leuchtturm.“
Die Elf der bisherigen Saison (4-1-4-1): Pätzel – D. Ghadimi, Bejaoui, Eggerstedt, Lohrke – Steinecke – Haase, Asmußen, R. Müller, Hoppe – Matern.
Die Einwechselspieler sind Marcel Schöttke, der bei der SVHR als Verteidiger begann, inzwischen aber als torgefährlicher Mittelfeldspieler Akzente setzt, Tim Moritz, der sich nach seiner Sparrieshooper Zeit sogleich als Innenverteidiger bei Union Tornesch etabliert hat, der stets zuverlässige Sven Worthmann (SV Rugenbergen) sowie Marcel Jobmann und Philipp Ehlers , das Traumduo in der Offensive von Kreisliga-Spitzenreiter Rasensport Uetersen. Auf dem Sprung steht Enzo Simon (Wedel), der schlichtweg zu oft fehlte.