Abendblatt-Fußballexperte Wolfgang Helm stellt seine persönliche Mannschaft mit den wichtigsten Akteuren der Hinrunde zusammen

Seine Zeit bei den Oberliga-Fußballern des VfL Pinneberg, denen er seit dem Jahr 2013 angehört, neigt sich dem Ende entgegen. Die angeschlagene Gesundheit (Arthrose im linken Sprunggelenk) zwingt Tim Vollmer (32), sportlich bald kürzer zu treten.

Der VfL ohne den stets einsatzfreudigen und kopfballstarken Kapitän, ist das vorstellbar? Trainer Thorben Reibe („Ich habe drei gleichstarke Innenverteidiger.“) sieht Jan-Philipp Zimmermann und Kjell Ellerbrock auf einer Stufe mit dem Angestellten des Welt-Fußballverbandes FIFA. „Noch nicht, noch nicht“, widersprechen die Vollmer-Fans. So, wie in Hollywood der Oscar für ein Lebenswerk vergeben wird, darf Vollmer in der Mannschaft des zweiten Halbjahres 2016 nicht fehlen.

Wer hat noch eine tragende Rolle gespielt und sich als unverzichtbar erwiesen? Wer verkörpert die Hoffnung auf den Klassenerhalt, um den die Oberligateams des VfL, der SV Halstenbek-Rellingen, des Wedeler TSV und des SV Rugenbergen allesamt noch bangen? Seine persönliche Abendblatt-Hinrunden-Elf lässt Autor Wolfgang Helm in einer 4-3-3-Formation auflaufen.

Unumstrittene Nummer eins der SVHR trotz starker Konkurrenz ist Mirko Oest (21), der bei Eintracht Norderstedt die Schu­le des früheren DDR-Nationalkeepers Dirk Heyne durchlief. Mit seinen 1,90 Metern strahlt Oest die Souveränität aus, die seinen unruhigen Vorderleuten diese Saison oft abhanden kam. Es gab Partien, die gewann Oest ganz allein für sein Team.

Daniel Diaz (22) verteidigt sowohl rechts als auch links überaus aufmerksam. In seinem Drang nach vorn setzt er immer wieder spielerische Impulse, mit Zwillingsbruder Luis versteht er sich blind. Damit ist Daniel Diaz für den VfL noch wertvoller als der athletischere Alexander Borck, der ebenfalls oft Akzente setzt, aber technisch und taktisch Wünsche offen lässt.

Nichts und niemand kann offenbar Broder Hansen (30) erschüttern, der sich als Innenverteidiger zu einer festen Größe des SV Rugenbergen entwickelte. Der gebürtige Husumer kam im August 2015 vom Preetzer TSV zu den Bönningstedtern und leistet sich seitdem so gut wie nie spielentscheidende Fehler.

Die linke Seite, das ist das Zuhause von Niklas Siebert (21), den Trainer Thomas Bliemeister bei der SVHR als Offensiv-Verteidiger, Sechser oder im Mittelfeld einsetzt. An seine überragende erste Halbserie 2014/15 reicht er zwar noch nicht heran, doch nach seinem Kreuzbandriss nimmt er allmählich wieder Fahrt auf.

Schweren Herzens ließen die Halstenbeker Marlo Steinecke (22) zum Wedeler TSV ziehen, wo Trainer Daniel Domingo längst auf die Qualitäten des früheren Blankenesers als Spielmacher vor der Abwehr baut. Notgedrungen hatte ihn Domingo zunächst als Innenverteidiger eingesetzt. „Geht nicht. Wir brauchen Marlo weiter vorn. Leider kann ich ihn nicht klonen“, sagt er in der Zwischenzeit.

Als überragender Sechser gilt auch Benjamin Brameier (SVHR), der es aber verletzungsbedingt nur auf fünf Einsätze brachte und es so nicht ins Dreamteam schaffte. Mit ihm fanden die Halstenbeker in die Erfolgsspur zurück, aber auch mit Tim Jeske (28), der aufgrund einer Roten Karte viermal gefehlt hatte. Der Rechtsaußen und frühere Oberliga-Meister des FC Elmshorn stellte seine Gefährlichkeit nach Ladehemmung in Diensten des VfL Pinneberg mit sechs Torerfolgen in zwölf Partien unter Beweis. In seiner Nähe darf sich der Gegenspieler keine Unaufmerksamkeit erlauben. Dann schlägt Jeske, der viel einsteckt und gelegentlich austeilt, inzwischen wieder eiskalt zu.

Der SV Rugenbergen ging personell am Stock, da kam seine Zeit. Dennis von Bastian (30) riss das Ruder im zentralen bis linken Mittelfeld an sich und führte die Bönningstedter aus der Krise heraus. Trainer Ralf Palapies, mit dem er seit zehn Jahren zusammenarbeitet, bescheinigte dem Regisseur in den jüngsten sieben Partien, in denen der SVR 19 von 21 möglichen Punkten holte, „überragende Form“.

Von Bastians Steilpässe wären auch was für Björn Dohrn (22), der mit seinem Spielverständnis und seiner Grundschnelligkeit die halbe Hammonia-Staffel schachmatt setzte. Beim FC Elmshorn 2014/15 nur Mitläufer, entwickelte sich Dohrn bei Landesliga-Neuling Union Tornesch zum Mann der Hinrunde. Von 43 Treffern erzielte er 16. Noch Fragen?

Die Torjägerkrone, die er 2014 und 2015 trug, wird Eric Agyemang (36) 2017 wohl einem anderen überlassen müssen. Körperlich immer noch topfit suchte den Königstransfer des Wedeler TSV das Verletzungspech heim. Wenn der frühere Drittliga-Profi aber mitwirkte, schlug es zumeist ein, bislang achtmal. Sein ausgeprägter Tor­riecher stempelt den Stürmer aus Ghana weiterhin zu einem Ausnahme­-spieler der höchsten Hamburger Spielklasse.

Beim SV Rugenbergen hat Trainer Palapies keine Lust, Pascal Haase (22) an „nur“ fünf Treffern in 15 Partien zu messen. „Pascal ist der Mannschaftsspieler schlechthin, zieht die Gegenspieler auf sich und reißt die Lücken, in die dann andere hineinstoßen.“

Auch auf der Ersatzbank sitzt ein hohes Maß an Qualität

In der internen Hierarchie der Bönningstedter rangiert Haase somit vor Patrick Hoppe (24), der achtmal traf, sich aber ebenso wie Teamgefährte Jan Melich (33), Alexander Borck (24), Benjamin Brameier (28), Jan-Henrik Kaetow (VfL/26) und der Wedeler Kapitän Mark Hinze (25) mit der Ersatzbank begnügen muss.

Das Team der Hinrunde

Tor
Mirko Oest (SV Halstenbek-Rellingen)
Abwehr
Daniel Diaz (VfL Pinneberg)
Tim Vollmer (VfL Pinneberg)
Broder Hansen (SV Rugenbergen)
Niklas Siebert (SV Halstenbek-Rellingen)
Mittelfeld
Tim Jeske (SV Halstenbek-Rellingen)
Marlo Steinecke (Wedeler TSV)
Dennis von Bastian (SV Rugenbergen)
Angriff
Pascal Haase (SV Rugenbergen)
Eric Agyemang (Wedeler TSV)
Björn Dohrn (FC Union Tornesch)