Elmshorn. Gewinnerin des Jugend-Championats in Elmshorn steigt vom Pony aufs Pferd um. Eine emotionale Achterbahnfahrt, die der Verband fordert

Manchmal liegen Glück und Wehmut nah beieinander. So wie bei Esther Bichmann. Die 16-Jährige freut sich über ihren Sieg beim Länder Jugend-Championat in Elmshorn. Gleichzeitig geht der Erfolg mit einer Zäsur einher. Denn die Gymnasiastin muss nun für ihre weitere Laufbahn von ihrem geliebten Pony Golden Gadget auf ein deutlich größeres Reitpferd umsatteln – der Beginn einer emotionalen Achterbahnfahrt. Der Abschied von dem siebenjährigen Wallach fällt ungemein schwer; gleichzeitig könnte der Wechsel den Beginn einer großen Karriere markieren.

Esther Bichmann aus Rieseby (Kreis Rendsburg-Eckernförde) ist eine von 22 Reitern unter 25 Jahren aus Schleswig-Holstein, Hamburg, Niedersachsen und Südjütland/Dänemark, die in der Fritz-Thiedemann-Halle in der Disziplin Pony-Springen gegeneinander antraten. Das durften sie nur deshalb, weil jeder von ihnen zuvor in vier Turnieren beim Pony-Springen Bestleistungen gezeigt und sich damit für das Länder Jugend-Championat qualifiziert hatten.

Für Junioren war dieses eine besondere Turnierveranstaltung. Das Prüfungsangebot reichte vom Schnupperspringen für Turniereinsteiger bis zum S*-Springen für routinierte und turniererfahrene Sportler. An den Wettkämpfen nahmen insgesamt 197 Reiter teil.

Die Holsteiner Stute Cassiola (5) schaut neugierig um die Ecke zum Parcourschef von Elmshorn, Jörg Griese (59) aus Wedel. Ihr Großvater ist der Elite-Hengst Casal.
Die Holsteiner Stute Cassiola (5) schaut neugierig um die Ecke zum Parcourschef von Elmshorn, Jörg Griese (59) aus Wedel. Ihr Großvater ist der Elite-Hengst Casal. © Melanie Mallon | Melanie Mallon

Besonders bei den Pony-Reitern gab es Aufregung und Herzklopfen, denn die große Kulisse war ebenso ungewohnt wie beeindruckend. Und für viele der Nachwuchsreiter war es das erste
Hallenturnier überhaupt. Parcourschef Jörg Griese aus Wedel hatte in der Fritz-Thiedemann-Halle einen aus Sicht des Nachwuchses anspruchsvollen Parcours aufgebaut.

In der Ponyspringklasse A** mit Stechen und bis zu 1,05 Meter hohen Hindernissen kommt es auf Können und gute Nerven an. „Ein Oxer, dann eine Kombination, da müssen die jungen Reiter die Galoppsprünge gut mitzählen, damit keine Fehler passieren“, sagt Griese. „Und am nächsten Hindernis liegt ein kleiner künstlichen Wassergraben unter einem Sprung.“

Doch Esther ließ sich von den großen Aufgaben nicht einschüchtern und qualifizierte sich mit Mut, Talent und einem Null-Fehler-Ritt für das Stechen. In dieser Endrunde verwies sie ihre fünf Konkurrenten auf die Plätze. Der Lohn: Staatssekretärin Kristina Herbst überreichte der 16-Jährigen den Ehrenpreis der Landesregierung.

Mit diesem Sieg beginnt für Esther das Wechselbad der Gefühle. „Ich bin von Golden Gadget total begeistert. Er ist erst sieben Jahre alt, superlieb und schon so leistungsstark. Doch nun muss ich mich von ihm verabschieden, wenn ich weiterkommen will.“ Grund dafür sind die Richtlinien des Dachverbandes der deutschen Reiterszene, der Reiterlichen Vereinigung in Warendorf.

Zum einen sollen andere, noch jüngere Reiter eine Chance bekommen, im Reitsport mitzumischen. Zum anderen liegt die Altersgrenze wegen der Körpergröße und des Gewichts bei 16 Jahren. „Stellen Sie sich vor, ein über 1,70 Meter großer Jugendlicher sitzt auf einem maximal 1,49 Meter großem Pony; das sieht unharmonisch aus“, sagt Kirsten-Inga Lindenau, Cheforganisatorin des Länder Jugend-Championats in Elmshorn. „Da reichen die Beine des Reiters im Sattel schon fast bis zum Boden.“ Turnierrichter attestieren dann nüchtern, dass der Reiter aus dem Pony-Alter herausgewachsen ist.

Der Umstieg von dem geliebten Pony auf ein Pferd ist nicht nur mit Emotionen, sondern auch mit hohen Kosten verbunden. „Ein gutes Reitsportpferd kostet mindestens 30.000 Euro“, sagt Bundestrainer Peter Teeuwen. „Nach oben hin gibt es selbst für junge Reiter keine Grenze. Da kann es auch locker in den siebenstelligen Bereich gehen.“

Wie viel Geld Esther Bichmann beziehungsweise ihre Eltern investiert haben, bleibt deren Geheimnis. Tatsache ist, dass die 16-Jährige nun - wie vom Verband verlangt – für das weitere Training auf ein Pferd umgestiegen ist.

An diesem Wochenende folgt das nächste Turnier in Elmshorn

Nach dem Turnier ist vor dem Turnier, heißt es unterdessen in Elmshorn. Dort treten am kommenden Wochenende, 1. und 2. Dezember, in der Fritz-Thiedemann-Halle insgesamt 495 Reiter aus ganz Norddeutschland beim Springturnier des Reitvereins Elmshorn an.

Mit dabei sind Derbyreiter wie Rasmus Lüneburg aus Hetlingen und Philipp Schulze aus Elmshorn. Derbysieger Sören von Rönne aus Neuendeich schickt seinen Bereiter Max Heckel mit jungen Pferden an den Start. Außerdem starten unter anderen Stefan Parow vom Moorhof in Wedel und Ebba Johansson, die Nachwuchspferde für den Holsteiner Verband sattelt.