Bönningstedt. SV Rugenbergen besiegt den VfL Pinneberg 3:1. Eine der „schwächsten Saisonleistungen“ reicht zum Erfolg trotz vergebenen Elfmeters
„Ich reiß dir die Eier ab.“ Das steht da, schwarz auf leuchtend-grün. Aus Zeiten, in denen Oliver Kahn seine Sprüche noch als Torwart von Bayern München klopfte, stammen die Leibchen, mit denen sich die Ersatzspieler des VfL für den Schiedsrichter kenntlich machen. Dabei geht es für die Pinneberger Oberliga-Fußballer aktuell doch nur darum, nicht Woche für Woche selbst zerfleischt zu werden. Beim 1:3 (0:2) auswärts gegen den SV Rugenbergen ist das dem abgeschlagenen Tabellenletzten halbwegs gelungen.
VfL-Trainer Patrick Bethke wäscht seine Hände in Unschuld. „Die Sportwesten wurden schon angeschafft, bevor ich in Pinneberg angefangen habe.“ Heute werden die Gruppen beim dreitägigen Bert-Meyer-Cup Anfang Januar ausgelost. Dieses VfL-Turnier wirft satten Gewinn ab. Ob man sich davon nicht mal neue, weniger peinliche Leibchen anschaffen könnte? „Solche Sprüche entsprechen nicht meiner Geisteshaltung“, versichert Bethke. Am Ende war der Textil-Aufdruck aber ein Synonym für die Darbietungen auf dem grünen Rasen. SVR-Coach Thomas Bohlen räumte „eine der schwächsten Saisonleistungen“ seines Teams ein. Zwei verdiente Männer des Pinneberger Fußballs begaben sich vorzeitig auf den Heimweg. „Mit Oberliga-Niveau hatten diese 90 Minuten nichts zu tun“, urteilten Ex-Ligaobmann Manfred Kirsch und der langjährige SCP-Coach Wolfgang Lowin übereinstimmend.
Thomas Bohlen bat um Nachsicht. „Wir hatten zweimal nacheinander auswärts verloren. Plötzlich hast du dann eine gewisse Verunsicherung und Angst vor dem Versagen im Team.“ Der auch von den kritischen Herrschaften am Spielfeldrand gelobte Moussa Mane hielt dem (Auf-)Druck als Schütze des 1:0 (19.) und des 2:0 (30.) stand. Bethke: „So einer wie er fehlt uns.“
Der VfL-Coach spielte auf die 14. Minute an, als Lion Strauß allein auf Patrick Marciniak zustrebte, aber am SVR-Keeper scheiterte. Mane dagegen brachte den Ball auf der anderen Seite vier Minuten später in identischer Position bei Maxim Ceban unter. Es war nicht der Tag des Lion Strauß, der sich in der 73. Minute wegen eines Fouls an Hunu Jeong Gelb-Rot einhandelte. „Was soll man denn machen, wenn alles gegen einen gepfiffen wird“, zischte Strauß auf dem Weg in die Kabine.
Auch Patrick Bethke war nicht gut auf Thore Holst und dessen Assistenten zu sprechen. Es ging um eine vermeintliche Abseitsposition von Cevin Clausen in der 50. Minute. Als der Pfiff ertönte, beschwerte sich Bethke so vehement, dass er vom Unparteiischen ernsthaft ermahnt werden musste. Pinneberger Protest regte sich auch in der 58. Minute, als Mane nach einem Foul von Nico Lemcke zu Boden fiel. „Wenn er da einen Elfmeter gibt, dann muss er das vor der Pause auch zweimal für uns machen“, erboste sich Bethke. Sergej Schulz schoss den Elfmeter unplatziert. Maxim Ceban wehrte den Ball ab.
Pech und Pannen prägten die Schlussphase. Amin Bejaoui köpfte einen Flankenball von Kevin Lohrke ohne große Not ins eigene Tornetz (3:0/78.). Das Bönningstedter Gegengeschenk ließ nicht lange auf sich warten. Nach einem weiten Schlag des eingewechselten Dirk Neu vertändelte der unschlüssige Patrick Marcinak den Ball gegen Alexandros Ignadoiatis (3:1/89.). Um auf die Eier zurückzukommen: Da lachten sogar die Hühner.
Tore: 1:0, 2:0 Mane (19., 30.), 3:0 Bejaoui (78./ET), 3:1 Ignatiadis (89.). Gelb-Rot: Strauß (VfL/73.). Besonderes Vorkommnis.: Ceban (VfL/58.) hält FE von Schulz; Schiedsrichter: Holst (FTSV Altenwerder). Zuschauer: 100. Unterhaltungswert: niedrig.
SVR: Marciniak – Hansen, Jeong, Worthmann – S. Schulz, Rühmann, Hoppe, Zarei (60. Beese), Lohrke – Haase, Mane (75. Scholz).
VfL Pinneberg: Ceban – Malkoc, N. Lemcke, Bejaoui, Krellmann – Xhelili (46. Lendo Sukama), Clausen – Trzeciok (83. Neu), D. Lemcke (73. Garcia) – Strauß, Ignatiadis.