Langeln. Das offizielle Stockcar-Rennen entsteht 2005 aus einem Jux unter Kumpels. Mittlerweile pilgern dafür 1000 Motorsportfans nach Langeln

Am Teich fing alles an. Patrick Kühn und einige Kumpels überlegten im Jahr 2005, ob man nicht mit alten Autos in Langeln ein wenig auf Kollisionskurs gehen könne. „Ich hatte einen Polo 86c; die anderen auch eher schrottreife Karren, die man nehmen konnte“, sagt der Langelner Kühn. Wenig später ging es raus auf den Acker, mit den kaum noch fahrtüchtigen Autos und einem Kasten Bier, um kontrolliert offensiv dem Kumpel in seinem Gefährt eins auszuwischen.

Aus Spaß unter Freunden wird ein offizielles Großereignis

Aus einer inoffiziellen Spaßveranstaltung unter Freunden ist nun ein von allen Ämtern genehmigtes Großereignis in Langeln geworden. Bis zu 1000 Zuschauer säumen die Strecke, eine ähnlichen Anzahl hat nun auch die Abschlussparty des 9. Stockcar-Wettkampfes gerockt. Rund 100 Unter­-stützer helfen mittlerweile an Bier- und Grillständen oder mit schwerem Gerät unentgeltlich mit. Regionale Firmen sponsern das Großevent in Langeln. 41 Fahrer – größtenteils aus der Region – begaben sich diesmal auf dem weitläufigen Acker an der Dorfstraße auf die Strecke, um in diversen Hubraumklassen gegeneinander anzutreten.

Für jede gefahrene Runde notieren die für jeweils ein Auto zuständigen Wertungsrichter, die während der 20-minütigen Läufe höchstens mal von einem Schluck Bier abgelenkt werden, einen Punkt. Für jede Berührung eines anderen Autos erhält der Fahrer ebenfalls einen Zähler, bei Drehungen des gegnerischen Fahrzeugs um mindestens 45 Grad gibt es fünf Punkte, für einen Überschlag sogar 20. Insgesamt gab es diesmal vier dieser spektakulären Manöver.

Pro Hubraumklasse starteten die Fahrer zweimal, gewertet wurde allerdings pro Rennen. Einige Fahrer entschieden sich trotz 20 Strafpunkten für eine frühzeitige Rückkehr in die Boxengasse, um das Gefährt zu schonen. Es siegten zum Beispiel Marco Drews aus Klein-Offenseth-Sparrieshoop im Fiat Punto, der Henstedt-Ulzburger Lukasz Potrykus im Honda Civic oder Kay Wendt aus Wedel im VW Golf II.

Patrik Mohr (32) muss seinen Mercedes E300 vorzeitig abstellen
Patrik Mohr (32) muss seinen Mercedes E300 vorzeitig abstellen © Frederik Büll | Frederik Büll

Weniger gut lief es für Patrik Mohr (32). Für seinen Mercedes E300 endete die wilde Fahrt vorzeitig mit ordentlich Qualm aufgrund eines kaputten Kühlers. Damit der Motor für zukünftige Rennen noch hält, gab er vorsichtshalber auf. In der Boxengasse war der Hemdinger zunächst etwas ungehalten. Ein Gegner sei ihm mehrfach in sein stehendes Auto gefahren, obwohl der Lauf kurzzeitig unterbrochen war. Theoretisch, auch wenn der Spaß in Langeln klar im Vordergrund steht, ist dies ein klarer Regelverstoß. Ansonsten ist vergleichsweise vieles erlaubt. Im „Zerstörungslauf“ traten letztendlich nur noch sechs Fahrer an.

Der Reiz liegt darin, auch mal „wilde Sau“ spielen zu können

„Am Stockcar reizt mich, dass man sich nicht so wie im Straßenverkehr verhalten muss und auch mal wilde Sau spielen kann“, sagt der Werkzeugmacher. Außerdem ist er ein „leidenschaftlicher Schrauber“. Und das ist für jemanden, der auf einem staubigen oder auch schlammigen Rundkurs mit schrott­reifen Autos unterwegs ist, fast Grundvoraussetzung.

Schließlich schreibt jeder Veranstalter vor, wie die Autos gesichert werden müssen. Fensterscheiben oder andere Teile, die leicht zersplittern können, hat keiner der Boliden mehr. Mehrere hundert Euro stecken die Fahrer etwa in Dinge wie Stahlkonstruktionen oder Turbolader.

Patrick Kühn hat mittlerweile seine Freude am Organisieren gefunden und fährt nicht mehr mit
Patrick Kühn hat mittlerweile seine Freude am Organisieren gefunden und fährt nicht mehr mit © Frederik Büll | Frederik Büll

Die Lust am aktiven Motorsport ist jedoch aus dem 23-köpfigen Organisationsteam, welches auch die Hemdinger Frostfete im Februar veranstaltet, weitgehend gewichen. Einzig Mohr ist diesmal gestartet. „Bei mir ist eher die Lust am Organisieren. Wie die anderen hier habe aber auch ich Bock auf laut und ballern. Rechts ist Gas“, sagt Kühn, der hauptberuflich in einer Firma arbeitet, die Werkzeuge für die Holzverarbeitung vertreibt.

Auch am kommenden Wochenende wird Kühn und seinen Freunden der wohlbekannte Benzingeruch um die Nase wehen. Das gesamte Organisationsteam weilt beim Werner-Rennen in Hartenholm.