Schenefeld. Die 13 Jahre alte Emma Petersen gewinnt beim Sommerturnier im Pferdeportzentrum Friedrichshulde das Kostüm-Springen

Sie ist erst 13 Jahre alt, ehrgeizig und hat ein klares Ziel vor Augen: Emma Petersen will mit ihrem acht Jahre alten braunen Pony-Wallach Diamant als jüngste Teilnehmerin im Kostüm-Stilspringen der Klasse A* gewinnen. Als Biene Maja verkleidet pilotiert die Schülerin sicher über alle Hindernisse, die bis zu 95 Zentimeter hoch aufgebaut sind. In dieser Prüfung möchten die Richter einen leichten Sitz sehen, eine gute Körperhaltung, eine ruhige Hand und präzises, mittiges Anreiten der Hindernisse. Zudem soll alles leicht und flüssig wirken. Emma vom Reitverein aus Friedrichskoog ist die letzte Starterin bei dieser Disziplin des Sommerturniers im Pferdesportzentrum Friedrichshulde.

Eigentlich sind 17 Startplätze reserviert, doch bei der Hitze haben sich nur sieben Teilnehmer entschieden, anzutreten. „Das Kostümspringen ist hier immer beliebt, aber bei diesen Temperaturen läuft jedem Reiter die Schminke aus dem Gesicht. Leichte Bekleidung ist hier Trumpf“, sagt Sigrid von Appen (59), die in der Meldestelle alles im Blick hat. Feen, Libellen, Batman und eine gruselig schöne Dracula-Queen sind unterwegs. Und die jüngste Teilnehmerin Emma bringt mit ihrem Sieg neuen Schwung in die Platzierungsliste.

„Über diesen Erfolg freue ich mich besonders, mein Pony ist einfach perfekt“, sagt die Schülerin selbstbewusst. Emma hat mit Diamant einen ganz kurzen Weg. Es geht aus der Box bei Stallbetreiberin Sylva Kuhrt (39) nach dem Putzen und Satteln direkt zum Warming-Up-Platz mit ihrer Trainerin Lilly Matthes (37). Die coacht auch Luna Schweiger (21), Tochter von Filmproduzent, Regisseur und Schauspieler Til Schweiger (54). „Ich stehe seit drei Jahren auf dieser Reitanlage, allerdings starte ich für den Lieblingsverein von Oma und Opa, die in Friedrichskoog einen eigenen Stall betreiben“, sagt Emma keck. Zielstrebig erklärt die junge Springreiterin: „Ich möchte im Reitsport weiterkommen, und dafür musste ich mich von meinem ersten und älteren Pony schweren Herzens trennen.“

Cheforganisatorin Sylva Kuhrt arbeitet seit mehr als zehn Jahren mit dem Parcours-Bauer Kurt Brandt (60) aus Groß Nordende zusammen, Sohn Emilian (2) ist fast immer dabei
Cheforganisatorin Sylva Kuhrt arbeitet seit mehr als zehn Jahren mit dem Parcours-Bauer Kurt Brandt (60) aus Groß Nordende zusammen, Sohn Emilian (2) ist fast immer dabei © Melanie Mallon | Melanie Mallon

Kreativität wird von Klara Wichmann (16) von Reitverein Friedrichshulde gefordert, die sich mit ihrem französischen Reitlehrer Bertrand Masneri über die Prüfungsnennung abstimmte. Mit einem Kostümspringen hat die Schülerin allerdings nicht gerechnet. „Nun muss ich improvisieren, mit weißer Fingerfarbe habe ich mühsam das Pferdeskelett nach dem Lehrbuch auf mein Pferd übertragen“, sagt Klara. Beim Outfit als Dracula-Queen kann zum Glück eine Freundin schnell aushelfen. Mit ihrem 15 Jahre alten Wallach Ronti Royal reicht es jedoch nicht für eine Platzierung. Dafür sichert sich ihr acht Jahre altes Nachwuchspferd Cosy Cara mit Bertrand Masneri am Zügel den Sieg im Stilspringen der Klasse M* mit Stechen. „Das ist doch ein kleiner Ausgleich“, sagt Klara augenzwinkernd.

Parcoursbauer Kurt Brandt (60) aus Groß Nordende hat mit 21 unterschiedlichen Springprüfungen alle Hände voll zu tun. Für junge Reiter hat der 60-Jährige an eine einfache Linienführung gedacht. Allerdings bleibt der Hingucker für junge und erfahrene Pferde, das Geschehen am Rand des Parcours. Denn dort drehen die ganz Kleinen glücklich ihre Ponyrunden. Eine unerwünschte Ablenkung, die Pferde sollen sich auf die Sprünge konzentrieren. Brandt hat sich darauf eingestellt: „Ich vermeide dort Sprünge aufzubauen, die Pferde sind an dieser Ecke nur am Gucken.“

Indes sorgt im Finale ein doppelter Sprung (Oxer) bei den Pferden für Unruhe. Brandt: „Den weißen Unterbau als Welle mögen die nicht, selbst heimische Pferde, die das Hindernis eigentlich kennen, vergessen den Absprung oder verweigern prompt. Es gibt an dieser Hürde immer wieder Überraschungen.“

Ein Hindernis irritiert so manches Pferd beim Sprung

Genau darüber ärgert sich Lara Nehring vom Reitverein Kollmar, ihr Hengst Stacord (13) guckt sich fest, zieht die Notbremse. Nehring kann sich nicht halten und stürzt. Stacord dreht in vollem Galopp eine unverdiente Ehrenrunde, bevor er den Parcours verlässt.

Alle Prüfungshöhen sind vom Reiterlichen Dachverband (FN) aus Warendorf vorgegeben. „Die Parcourslinien kann ich in einem gewissen Rahmen bestimmen. Allerdings ist bei der Trockenheit die Bodenqualität ein entscheidender Faktor für die Vierbeiner“, sagt Brandt. Ist der Boden hart wie eine Betonpiste, rutschen die Pferde trotz eingedrehter Stollen. Cheforganisatorin Sylva Kuhrt hat für alles im Blick, der Grasplatz wird für dieses viertägige Sommerturnier täglich drei- bis viermal bewässert.

„Jeder Parcours wird neu aufgebaut, Sprünge werden verschoben, damit der Boden keine Löcher bekommt. Zusätzlich werden unterschiedliche Parcourslinien kreiert“, sagt Brandt. Damit ist es allerdings nicht getan – die Hitze und Trockenheit fordern ihren Tribut. Weitere Außenplätze werden für die Dressur- und Springreiter bewässert, damit nicht alles im Staub versinkt. Zuschauer am Springplatz hoffen auf einen Hauch von Wind.

Auch elegant, aber leiser geht es bei den Dressurreitern zu, In der Halle reiten zeitgleich zwölf Dressurreiter in der Fortgeschrittenen-Klasse L* für sich. Sechs Reiter haben sich für die Kür qualifiziert. Eine passende Musik muss mitgebracht werden, vorgeschriebene Lektionen bauen die Reiter nach eigenem Ermessen ein. Karl-Henri Becker (21) vom Elbdörfer und Schenefelder Reitverein sichert sich den dritten Platz mit seiner 17 Jahre alten Stute Delovina.

Nun schauen die Spring- und Dressurreiter gespannt auf das nächste Turnier vom 17. bis 19. August in Tangstedt bei Harald Sellhorn (69).

Ergebnisse: www.equi-scoure.de