Schenefeld. Spring- und Dressur-Event in Friedrichshulde bietet unübliche Herausforderung. Heimische Pferde müssen sich an neue Atmosphäre gewöhnen

Er ist erst zwölf, aber ehrgeizig wie ein Profi. Mika Matthias Sternberg will es im Parcours mit seinem braunen Pony Just Perfect (11) wissen. Routiniert absolviert der Tornescher das Stilspringen der Einsteiger-Klasse. Die Hindernisse hat Parcours­-bauer Kurt Brandt (59) aus Groß Nordende mit neun Sprüngen auf dem Grasplatz im Pferdesportzentrum Friedrichshulde aufgebaut. Die Höhe ist mit 80 und 90 Zentimetern im Prüfungskatalog des Reiterlichen Dachverband (FN) aus Warendorf vorgegeben. Hier weiß der Gymnasiast ganz genau, was die Richter sehen wollen: „Gerades und mittiges Anreiten der Hindernisse, es soll ein Fluss sein, mit gutem Grundtempo“, erklärt Mika Matthias selbstbewusst. „Und wenn der Parcoursweg nach rechts geht, soll mein Pony auch auf dem rechten Bein landen.“

Richter Peter Schultes aus Schaalby (Landkreis Schleswig) kommentiert jeden Ritt der jungen Teilnehmer. Mika erhält die Stilnote 7,6. Das Höchste ist eine 10,0, die in der Praxis nie vergeben wird. „In dieser Prüfung beurteilen wir in erster Linie den Ritt, dazu gehören das korrekte Reiten, Körperhaltung und Zügelführung. Die Spaßkostüme der jungen Reiter werden gesondert bewertet“, sagt Schultes. Mika Matthias hat sich als Fußballer verkleidet. Er trägt ein Fan-T-Shirt und Trainingshose über der obligatorischen weißen Turnierhose. Sein Pony Just Perfect hat er in bunten Farben mit Fußbällen und den Schriftzügen „Tor!!!“ und „Schuss!!!“ bemalt.

Nach der ersten erfolgreichen Parcoursrunde sattelt der Schüler flott seinen zweiten Trumpf, die zehn Jahre alte fuchsfarbene Stute Claire. Der ganze Aufwand hat sich für den Gymnasiasten gelohnt. Mit der Stilnote 7,9 reiht sich der junge Tornescher nach beiden Prüfungen hinter der Siegerin Emilie Meyer vom Reitclub Gut Wochowsee auf den Plätzen zwei und drei ein. Mika denkt nach dem Erfolg schon an die nächsten Turniertermine: „Am kommenden Wochenende fahren wir nach Nutteln, und dann kommt in zwei Wochen das nächste Turnier in Schenefeld.“

Weniger Glück hingegen hatte die junge Reiterin Vivien Brock vom Reit- und Fahrverein Kisdorf, Henstedt-Ulzburg und Umgebung. Ihr schwarzes Pony Starlight guckte sich am vorletzten Sprung fest und verweigerte prompt den Sprung. Das als Meeresjungfrau verkleidete Mädchen konnte sich nicht ausbalancieren und stürzte unglücklich. Von Sanitätern gestützt, verließ die Schülerin den Parcours, ein Rettungswagen brachte sie zur Sicherheit in das Pinneberger Krankenhaus.

Ein Heimspiel war das Turnier für die internationalen Springreiter Lilly Matthes, Kristin Kirchner und Christian Straub. „Als Einsteller nutzen wir hier fast jede Turniergelegenheit im Stall Friedrichshulde, mit zwölf jüngeren Pferden loszufahren ist zeitlich nur für Tagesturniere in der Umgebung machbar“, erklärt Kirchner.

Drei volle Sporttage wurden für die jungen Pferde, die zwischen vier und sieben Jahre alt sind, genutzt. „Logistisch war es perfekt für die jungen Pferde. Wenn wir länger unterwegs sind, müssen unsere Tiere versorgt und bewegt werden, ab einen bestimmten Punkt rechnet es sich wirtschaftlich nicht mehr“, sagt Kirchner.

Wer nun glaubt, die Pferde kennen ja eh alles, liegt falsch. Die Reitanlage verfügt über einen großen Grasspringplatz, Turnierveranstalterin Sylva Kuhrt (39) hütet dieses Areal sehr streng. „Da darf von uns keiner vorab mal springen und probieren, um den Pferden hier alles zu zeigen“, sagt Kristin Kirchner (36). Der Springplatz wird einmal im Jahr nur für dieses Sommerturnier geöffnet, es soll für die Turnierteilnehmer etwas Besonderes bleiben. Über die Veränderung der Atmosphäre mit Blumendekoration, Zelten, Hüpfburg, Kinderkarussell und einem Elektro-Rodeobullen sind heimische Vierbeiner daher gelegentlich überrascht. „Wenn wir auswärtige Turniere anfahren, sind unsere Pferde entspannter. Hier wird alles genau begutachtet, manch ein Vierbeiner kann sich über die plötzliche Veränderung richtig aufregen – es ist halt eine kleine Nervenprobe“, sagt Kirchner.

Dass Pferde überrascht sein können und sich unkonzentriert im Parcours zeigen, musste auch Luna Marie Schweiger (20) hinnehmen. Am dritten Sprung der Klasse L (Hindernisse sind bis zu 1,20 Meter hoch aufgebaut) verweigerte ihre sieben Jahre alte Schimmelstute Chapita zweimal den Dienst, mit der dritten Verweigerung ging es zurück in den Stall – die Tochter von Filmstar Til Schweiger war sichtlich genervt.

Im Finale der Klasse M* mit Stechen (mittelschwer, bis zu 1,30 m hohe Hindernisse) musste Dörte Schmidtpott aus Appen einen ärgerlichen Fehler mit ihrem braunen Holsteiner Wallach Fred Feuerstein verbuchen und sich auf Platz zwei hinter Lena Hahn vom Reiterverein Breitenburg einreihen.