Wedel. Beim Turnier auf dem Catharinenhof werden Fohlen präsentiert. Die jungen Wilden sind die Stars unter 1600 Pferden und 900 Reitern.
1600 Pferde, etliche Elite-Reiter, Wettbewerbe der Extra-Klasse im Springsport und der Dressur – das Pfingstturnier auf dem Catharinenhof hat traditionell immer viel zu bieten. Doch manchmal sind es die Kleinen, die ganz groß rauskommen und den Erfahrenen die Show stehlen. So ist es auch dieses Mal beim Fohlenchampionat, als Züchter den Nachwuchs von übermorgen präsentieren.
Das Viereck auf dem von Kastanien, Buchen und Eichen umsäumten Gelände ist plötzlich umlagert. Die Zuschauer, darunter viele Kinder mit ihren Hunden, beobachten, wie die Holsteiner Fohlen über den Sandboden preschen. Im Idealfall laufen sie im Gleichschritt an der Seite der Mutterstute, doch Gehorsam und Disziplin sind nicht unbedingt die hervorstechendsten Eigenschaften der jungen Wilden.
Die kleinen Eskapaden der Fohlen sorgen für Belustigung
Die einen machen übermütige Bocksprünge oder wollen mit Tritten und Bissen den Gleichaltrigen zeigen, wer Juniorchef im Viereck ist. Andere versuchen, mitten im Geschehen am Euter der Mutter nachzutanken. Viele Zuschauer lächeln amüsiert und finden die kleinen Kraftpakete herrlich unbedarft; Züchter und Reiter begutachten den Nachwuchs und fachsimpeln über Abstammung und sportliche Erfolge der Hengstvererber.
Das noch namenlose Siegerfohlen ist erst drei Monate alt, und die Mutterstute Devils Bride kennt diesen Platz aus früheren Sportzeiten. „Papa, dieses Fohlen verkaufen wir aber nicht“,
stellt Züchterin Caroline Heißmann aus dem Landkreis Harburg gegenüber ihrem Vater Peter (69) energisch klar. „Es ist für Devils Bride das fünfte Fohlen, aber dieses hier ist ganz besonders“, sagt die 36-Jährige.
Damit verzichtet die Familie ohne Frage auf gutes Geld. Fohlen werden teuer gehandelt, erst kürzlich wechselte eines für rund 26.000 Euro den
Besitzer. „Die Zucht ist mit viel Arbeit verbunden, und man braucht viel Erfahrung. Diese Prüfung bleibt ein Highlight“, sagt Cheforganisator Karl-Heinz Hardorp vom Reit- und Fahrverein Wedel. Die Mutterstuten sind beim Verladen auf die Transporter alle routiniert, allerdings tobt der Nachwuchs hin und wieder einfach in die andere Richtung.
Nun richtet sich der Blick auf die nächste anstehende Reitpferdeprüfung mit sechs jungen Vierbeinern. Alle sind erst drei Jahre alt und kennen
Sattel und Trense noch nicht lange. Wenke Kraus (32) aus Neumünster hat ihren fuchsfarbenden Ponyhengst Tackmanns Marshmallow gesattelt. Am Ende der Prüfung wird das Paar von einer anderen Teilnehmerin umgeritten.Beide stürzen, bleiben aber unverletzt. „Die Reiterin konnte ihr Pferd einfach nicht mehr halten“, sagt Kraus.
Ein weiteres Highlight ist für Profireiter die Youngster-Springprüfung
der Klasse S*, die Hindernisse sind hier bis zu 1,45 Meter hoch aufgebaut.
„Die Nachfrage ist einfach da, um Parcourserfahrungen zu sammeln. Die Ausbilder bringen für diese Prüfung jeweils bis zu drei Nachwuchspferde an den Start“, sagt Hardorp. Der Sieger ist
Rasmus Lüneburg aus Hetlingen; der 35-Jährige kann sich mit seinem selbstgezogenen acht Jahre alten Wallach Jakino gegen 69 Konkurrenten an die Spitze setzen.
Das Klasse S*-Springen ist hochkarätig besetzt
Und das Teilnehmerfeld ist mit den zweifachen Derbysiegern Carsten-Otto Nagel aus Wedel und Nisse Lüneburg aus Hetlingen sowie Philipp Schulze, ehemaliger Verbandsreiter aus Elmshorn, sowie Kristin Kirchner aus Friedrichshulde erstklassig besetzt. „Dieses Turnier ist für unsere Familie ein absoluter Klassiker“, sagt Züchter und Ausbildungsexperte Rasmus Lüneburg.
In diesem Starterfeld tanzt lediglich eine Amazone aus der Reihe. Sportmanagerin Paula de Boer (25) aus Pinneberg bringt jeweils sechs Dressur- und Springpferde an den Start. „Für mich ist das Turnier Heimspiel und wichtiger Test zugleich.“