Wedel. Fabian Strauß, Steffen Kiese und Jens Hirschberg beenden Karriere beim Pro B-Team. Wedeler sind nach Heimsieg Erster der Abstiegsrunde

Knapp fünf Minuten vor dem Ende übernimmt Cheftrainer Felix Banobre beim souveränen 79:50-Erfolg des SC Rist Wedel am letzten Spieltag der Abstiegsrunde gegen die ETB Baskets Essen wieder das Kommando.

Der spanische Basketball-Trainer der seinem Co-Trainer Amir Zohri diesmal die Rolle des hauptverantwortlichen Taktiktüftlers an der Seitenlinie überließ, will die Verabschiedung von Teamkapitän Fabian Strauß (25), Jens Hirschberg (30) und Steffen Kiese (30) beim Tabellenersten der Play-downs höchstpersönlich vornehmen. „Wir haben die drei nach und nach ausgewechselt, sie haben von den Fans viel Beifall bekommen“, sagte Banobre anschließen. Knapp 400 Zuschauer sind in die Steinberghalle gekommen, um nach dem bereits zuvor feststehenden Klassenerhalt in der Pro B, die Mannschaft in die Sommerpause – und die drei verdienten Spieler in den sportlichen Ruhestand zu verabschieden.

Noch 1:44 Minuten verbleiben auf der Uhr, als Steffen Kiese (elf Punkte) vom Feld geht und von applaudierenden Mitspielern und Trainern geherzt wird. Die Hirschberg-Auswechslung (sieben Zähler) folgt zwölf Sekunden später. Strauß, der bis in das vierte Viertel hinein im Abschiedsspiel auf seine ersten Punkte warten muss, gelingen noch ein Korbleger und drei Drei-Punkte-Würfe. Dann verabschiedet er sich 34 Sekunden vor der letzten Schlusssirene der Pro B-Saison 2017/18 von seiner aktiven Basketball-Karriere.

Alle drei nennen die immer schwerer werdende Vereinbarkeit von Beruf und Leistungsbasketball als Hauptgrund für das Laufbahnende. Kiese ist Vermögensberater, Hirschberg arbeitet für ein Speditionsunternehmen, Strauß hat seine Trainerausbildung im Club nun abgeschlossen und ist ab 1. Juli hauptberuflich beim SC Rist angestellt.

„Die Jungs werden mir definitiv am meisten fehlen. Man arbeitet gemeinsam auf ein Ziel hin und erreicht dies im besten Fall auch“, sagt Kiese, der wie die beiden anderen auch vor Spielbeginn eine Flasche Hochprozentiges und eine Fotocollage erhalten hat. Strauß, der vor drei Jahren zudem die Diagnose Diabetes erhielt, möchte künftig mehr Zeit für das soziale Leben haben und sich abends mit den Kumpels „auf ein Bierchen“ treffen zu können. Er wird „dieses Zusammensein“ ebenfalls vermissen, während Hirschberg vor allem „die Stimmung in der Halle und das Basketballspielen vor Zuschauern“ als größten Faktor, den er vermissen wird, hervorhebt. 2013 wechselten er und Fabian Strauß zum SC Rist, Steffen Kiese war von 2009 bis 2011 und von 2016 bis 2018 im gelb-grünen Trikot unterwegs.

Hirschbergs Entscheidung reifte bereits zu Weihnachten

Der Entschluss, sich zu verabschieden, ist beim Allrounder Hirschberg schon vor geraumer Zeit gefallen. „Zu Weihnachten stand die Entscheidung schon fast fest. Da habe ich auch das erste Mal dem Coach und dem sportlichen Leiter Christoph Roquette mitgeteilt, dass das wahrscheinlich meine Entscheidung sein wird“, sagt er.

In Vollzeit arbeiten und nebenbei Basketball auf diesem Niveau zu spielen, ist eine echte Herausforderung:. „Ich habe dieses Jahr auch ein bisschen mit Verletzungen Probleme gehabt und habe immer mehr gemerkt, dass es zunehmend schwieriger ist, den Ansprüchen gerecht zu werden und auch den Ansprüchen, die ich selbst an mich habe“, sagt der Hamburger, der nicht immer beim Training sein konnte. Er freue sich darauf, mehr Freizeit zu haben und die Wochenenden nun nicht regelmäßig in Basketball-Hallen zu verbringen

Hirschbergs persönlich größter Moment ist zwar ein bitterer, doch erinnert er sich gern an das verlorene Pro B-Finale 2015 (Oldenburger TB) zurück. „Mir wird auf ewig in Erinnerung bleiben, wie ich zwei Stunden vor Spielbeginn in die Halle komme, die Halle noch zu ist und die Leute schon Schlange stehen bis zur Straße“. Der damalige Teammanager Andreas Bethke habe zum ersten Mal in Hirschbergs Zeit beim SC Rist Leute nach Hause geschickt, weil die Steinberghalle bis auf die letzte Sitzplatzmöglichkeit ausgereizt war.

So ganz ohne Basketball wird es bei Jens Hirschberg wohl aber auch nicht gehen. „Ich kann mir schon vorstellen, dass ich im Sommer irgendwann wieder Lust habe, auf den Freiplatz zu gehen und zu zocken“, sagt er. Auch das Comeback in einer unterklassigen Mannschaft sei denkbar. Der SC Rist Wedel III beispielsweise gilt als Anlaufstelle ehemaliger Profi-Akteure und wäre für alle drei eine Option. Zuletzt ist das Team, in dem auch Rist-Sportdirektor Christoph Roquette spielt, Oberliga-Meister geworden.

Viertel-Ergebnisse: 15:10, 17:13, 21:15, 26:12.
SC Rist (Punkte): Steffen Kiese, Fabian Strauß (je 11), Aurimas Adomaitis, Lars Kamp (je 10), Damian Cortes Rey (9), Nino Celebic (8), Jens Hirschberg (7), Mario Blessing, Vincent Kittmann (je 5), Paul Owusu (2), Nicolas Schümann (1).