Wedel. Vermögensberater Steffen Kiese zählt bei den „Risters“ zu den Leistungsträgern. Drei Verträge wurden für die Saison 2017/18 verlängert.

In der Aufwärmphase vor den Heimspielen wird in der Steinberghalle vom DJ Musik abgespielt. Jeder Basketballer des SC Rist steuert ein Wunschlied zur Playlist bei. Größtenteils ertönten in der Saison 2016/17 der Zweitliga-Basketballer des SC Rist hip-hop-lastige Töne. Und plötzlich schmetterte regelmäßig Lena Meyer- Landrut ihren größten Hit „Satellite“ – Deutschlands siegbringender Song vom Eurovision Song Contest 2011. „Es sollte nur ein kleiner Gag sein“, sagt der „Übeltäter“ Steffen Kiese (29).

Musik spielt ohnehin nicht einmal die zweite Geige in seinem Leben. Vielmehr dreht sich vieles um die orangefarbene Lederkugel. Mit elf Jahren begann der gebürtige Oldenburger mit seinem Sport, der ihn seitdem durchweg begleitet. „Mein älterer Bruder Lukas hat auch Basketball gespielt. Deshalb habe ich beim Oldenburger Turnerbund angefangen“, sagt Kiese. Andere Sportarten wie Badminton, Handball, Tennis oder auch Fußball – als Stürmer des TuS Ofen schaffte er es in der Jugend in die Ammerlandauswahl – gerieten nach und nach in den Hintergrund,

Einige Jahre später traten die Brüder gegeneinander in der Herren-Oberliga an – den Sprung in diese Spielklasse hatte das große Talent bereits mit „14 oder 15“ Jahren geschafft. Steffen Kiese durchlief die Jugendmannschaften des Bundesligisten EWE Baskets Oldenburg. Von 2005 bis 2009 spielte er im Regionalliga-Team der Niedersachsen.

Anschließend wechselte er ein erstes Mal zum Pro B-Ligisten SC Rist Wedel. „Basketball war nicht unbedingt der entscheidende Grund für den Wechsel. Ich hatte einfach Bock auf Hamburg und konnte beim SC Rist zudem ein Freiwilliges Soziales Jahr machen“, sagt der Combo-Guard, der als Aufbauspieler oder Shooting Guard eingesetzt werden kann.

Zwei Jahre blieb er den „Risters“ erhalten. Danach war er für den VfL Stade aktiv und nahm nach Vereinsgründung 2014 das Angebot der Hamburg Towers (Pro A) an. Parallel zur Basketballkarriere trieb Kiese auch stets den beruflichen Werdegang voran. Nach dem Bachelorabschluss in Betriebswirtschaftslehre begann Kiese mit dem Masterstudium General Management an der mit den hiesigen Clubs kooperierenden Hochschule Nordakademie. 2016 wechselte der Basketballer von den Towers erneut zum SC Rist, um Arbeit und Sport eine Liga tiefer besser in Einklang zu bringen. Zwei Klausuren und die Master-Arbeit fehlen ihm noch, im Job ist er als Vermögensberater bei der Finanzloge AG in Hamburg tätig. „Ich bin schon so ein Zahlenmensch, der dabei aber auch mit Menschen interagieren möchte“, erklärt Kiese.

Und wie sieht die persönliche Analyse seiner Statistiken auf dem Feld aus? Kiese spielte durchschnittlich 29:49 Minuten pro Partie und kam auf 12,2 Punkte, 2,7 Rebounds und 3,1 Assists. „Ich war gleich zu Saisonbeginn verletzt. Insgesamt gesehen sind die Werte aber weitgehend okay“, sagt er. Wegen eines Innenbandrisses im Knie verpasste Kiese sechs von 24 Partien.

Steffen Kiese hat schon während der Saison verlängert

Im Play-off-Achtelfinale war für die Wedeler gegen die Weißenhorn Youngstars am 19. März Feierabend. „Es ist schon schade, dass wir ausgeschieden sind. In beiden Partien haben wir weit unter unseren Möglichkeiten gespielt“, sagt der Eppendorfer. Andererseits ist der 29-Jährige auch etwas froh, dass Sommerpause ist: „Manchmal ist es schon anstrengend, unter der Woche täglich neun oder zehn Stunden zu arbeiten und danach noch zum Training zu fahren. Jetzt hat man auch mal abends frei und kann gemütlich ein Bier genießen.“

Kiese hat noch einen gültigen Vertrag für die kommende Saison. Bereits Anfang Februar gab er dem Club seine schriftliche Zustimmung für eine weitere Spielzeit. Flügelspieler und Kapitän Fabian Strauß und Center Aurimas Adomaitis haben nun kürzlich ebenfalls beim SC Rist verlängert. „Ich fühle mich in Wedel einfach wohl und habe daher früh das Gespräch mit den Verantwortlichen gesucht, weil ich Klarheit haben wollte“, sagt Kiese, der seine Stärken vor allem im Wurf und in seiner langjährigen Erfahrung auf dem Feld sieht.

„Unsere Spielweise mit vielen Pässen und Würfen aus der Distanz passt sehr gut zu ihm. Er ist ein guter Drei-Punkte-Schütze und hat eine starke Saison gespielt. Steffen ist ehrgeizig,
ein hilfsbereiter Teamplayer und hat den Wettbewerbsgedanken absolut verinnerlicht“, lobt Cheftrainer Felix Banobre seinen Spieler. Dem Spanier imponiert zudem die hohe Leistungsbereitschaft Kieses trotz des Berufs.

Der Basketballer hofft, dass das Team zu großen Teilen zusammenbleibt: „Es gibt keine Grüppchenbildung, alle kommen gut miteinander klar. Für mich ist es ein Hobby auf sportlich hohem Niveau. Und das soll vor allem Spaß bringen.“

Schon zu seiner Zeit bei den Hamburg Towers hatten die Fans Freude an ihm. Kiese avancierte zum Publikumsliebling. „Ich glaube, es liegt daran, dass ich auf dem Feld immer 100 Prozent gebe und einen großen Willen habe. Andere sind vielleicht etwas athletischer, aber letztendlich habe ich mich überall immer durchgesetzt.“

Bisher klappt es, den Sport mit dem Beruf zu vereinbaren, und Kiese macht weiter. Wann er seine Basketball-Karriere beenden wird, steht nicht fest. „Ich gucke einfach von Jahr zu Jahr.“ Man darf also noch mindestens für eine weitere Serie gespannt sein, welcher Song ab Herbst 2017 vor den Heimspielen durch die Steinberghalle schallt.