Pinneberg. Oberligist gewinnt Kreisderby mit 3:0. Beide Teams stehen nun acht Punkte vor der Abstiegszone, diese könnte sich aber noch vergrößern

Sind die Oberliga-Fußballer des Wedeler TSV noch zu retten? Für den Fall, dass St. Paulis Zweite aus der Regionalliga zwangsabsteigt und dann vier statt drei Teams am Saisonende den Weg in die Landesliga antreten müssen, meldet Walter Zessin nach der 0:3 (0:2)-Niederlage auswärts gegen den VfL Pinneberg allmählich Zweifel an. Bei hochsommerlichen Temperaturen kochte der WTSV-Ligavorstand innerlich vor Wut. „Wenn wir so weitermachen, holen wir keinen Punkt mehr.“

Morgen wird Daniel Domingo als neuer (alter) Coach antreten, die Talfahrt der Wedeler, die von ihren jüngsten neun Partien acht verloren, zu stoppen. Der 41 Jahre alte Spanier hatte bereits von Juli bis zum Dezember 2016 beim WTSV als Chefcoach gearbeitet, nachdem der vor einer Woche entlassene Jörn Großkopf seinerzeit kurzfristig zum SV Eichede abgesprungen war. Als Großkopf Anfang 2017 zum WTSV zurückkehrte, hatte Domingo ein Jahr als dessen Assistent weitergemacht. Zuletzt war er im Management des WTSV Concordia tätig.

Walter Zessin sagt, warum er Daniel Domingo vertraut. „Er ist ein gewiefter Taktiker und hat bei uns hervorragende Arbeit geleistet. Als früherer Jugendtrainer des HSV, des FC St. Pauli und von Concordia ist er im Nachwuchsbereich gut vernetzt und damit der Richtige, bei uns den Verjüngungsprozess fortzusetzen.“ Domingo kommt nicht als nur Feuerwehrmann. Die Wedeler versehen ihn mit einem Vertrag bis 2019.

Domingos erste kluge Entscheidung war, dem Wedeler Auftritt im Stadion am Rosengarten fernzubleiben. Er wäre sonst entsetzt gewesen. Die Wedeler boten erneut eine ideen- und zusammenhanglose Vorstellung. Stürmer Marcus Richter lässt den Kopf hängen. „Nichts von dem, was wir kommunizieren, können wir auf dem Rasen umsetzen.“ Richter selbst mit seinem „Schuss wie ein Pferd“ brachte in der 39. Minute nach der einzigen gelungenen Kombination über Ali Moslehe und Marlo Steinecke aus vier Metern nur eine bessere Rückgabe in die Arme von VfL-Keeper Norman Baese zustande. Sonst hatten die Gäste in Abwesenheit von Eric Agyemang (Zerrung) und Tim Jeske (gesperrt) offensiv nichts zu bieten.

Der VfL Pinneberg hat auch einen Lauf, aber einen positiven. Fünf Siege in direkter Folge bedeuten zum gegenwärtigen Zeitpunkt zwar nur Punktgleichheit (32) mit den unterlegenen Wedelern. Aber die Kreisstädter dürfen noch drei Spiele mehr als der Kreisrivale austragen. Im Nachholtreffen morgen um 19 Uhr beim Tabellenletzten Vorwärts/Wacker Billstedt darf nichts schiefgehen, auch wenn Christian Kulicke wegen seiner zehnten Gelben Karte nicht zur Verfügung steht. Seit Wochen blendend in Form hatte Kulicke diesmal nach einer Minute und 13 Sekunden ein Zuspiel von Lion Strauß zum 1:0 genutzt. Die Wedeler schienen gedanklich noch gar nicht auf dem Platz zu sein. Nur vier Minuten später (6.) brachte Felix Schlumbohm den Ball aus 25 Metern bei Keeper Stefan Steen unter (2:0). „Der Auftakt war für uns natürlich wie gemalt“, sagte VfL-Trainer Thorben Reibe. Wie von ihm nicht anders erwartet, boten die zukünftigen Wedeler im VfL-Trikot (Kjell Ellerbrock, Maximilian Walter, Marcel Uitz) einwandfreie Leistungen. VfL-Betreuer Uwe Messal (59), der sich am Saisonende ebenfalls Richtung Roland verabschiedet, war zwiespältig zumute. „Wenn ich ehrlich sein soll, dann hatte ich mir vom WTSV ein besseres Resultat gewünscht.“

Walter Zessin befürwortet ab sofort radikale Maßnahmen. „Wir müssen einigen etablierten Spielern mal einen Denkzettel verpassen, in dem wir ihnen die angeschlagenen vorziehen.“

Zu einer extrem wichtigen Partie wird das vorverlegte Duell am Sonnabend, 13 Uhr, mit den Billstedtern – zwei Tage vor dem Oddset-Pokalhalbfinale beim Niendorfer TSV –, das aufgrund der dramatischen Entwicklung im Punktspielbetrieb zunächst in den Hintergrund rückt.

Tore: 1:0 Kulicke (2.), 2:0 Schlumbohm (6.), 3:0 Kaetow (76.).
Schiedsrichter: Wagner (Neptun Rostock). Zuschauer: 130.
Unterhaltungswert: niedrig.
VfL Pinneberg: Baese – Knottnerus, Walter, Ellerbrock (80. A. Müller), Schlumbohm – Kulicke, Werning – Borck, Kaetow, Strauß (78. Ivanko) – Uitz (59. Amoah).
Wedeler TSV: Steen – Wilckens, Vollmer, Eibl, Jorma Eggers – Steinecke (66. Dirksen), Eibl – Moslehe, Jan Eggers (56. Mahnke), Galke (64. F. Roesler) – Richter.