Wedel. Der Fußball-Oberligist verstärkt sich fürs Saisonfinale mit Yongkwan Lee. Der 22-Jährige hat in den ersten beiden Einsätzen überzeugt

„Wenn du es als Südkoreaner in die Fußball-Bundesliga schaffen willst, musst du schon mit 15 oder 16 Jahren hierherkommen.“ Thies Bliemeister weiß, wovon er spricht. Der Sohn des früheren HSV-Profis Thomas Bliemeister (jahrelang Trainer des VfL Pinneberg und der SV Halstenbek-Rellingen) berät als Geschäftsführer der Agentur Sports United ein halbes Dutzend Akteure aus dem Land des dritten deutschen Gruppengegners bei der WM in Russland, darunter die Stars Heung-Min Son (Tottenham Hotspur) und Hee-Chan Hwang (Red Bull Salzburg).

Mit anderen Worten: Ein zukünftiger Nationalspieler ist den Oberliga-Fußballern des Wedeler TSV wohl nicht zugelaufen. Aber sie könnten trotzdem ihre Freude an Yongkwan Lee (22) haben. Der feierte beim 0:2 am 23. März gegen die HSV-Dritte (in den letzten 17 Minuten) im grün-schwarzen Dress sein Debüt und stand beim 0:1 am Ostermontag in Dassendorf bis zur 75. Minute auf dem Rasen. WTSV-Teammanager Thorsten Zessin erlaubt sich ein erstes Urteil: „Kämpferisch und läuferisch bleibt Yongkwan nichts schuldig.“

Lee war den Wedelern von Christopher Joo, Hamburger Mittelsmann südkoreanischer Herkunft, der seine Landsleute unentgeltlich unterstützt, angeboten worden. Am Ende des Probetrainings, bei dem er überzeugte, reiste Lee zurück in die Heimat – und kam mit einem Sprachvisum, das ihm einen zweijährigen Aufenthalt in Deutschland ermöglicht, zurück.

Die Verständigung mit dem Sprachschüler erfolgt zunächst mit Händen, Füßen und den ersten Brocken deutsch, als Dolmetscher ist Mittelsmann Joo bei den Spielen und beim Training zugegen. Thomas Bliemeister kennt das alles aus seiner Zeit bei der SVHR. Heung-Yun Son (29), älterer Bruder von Sonnyboy Heung-Min, kam im ersten Halbjahr 2013 zehnmal (ein Tor) für die Spielvereinigung zum Zug. Mit dem Wechsel des Bundesliga-Stars vom HSV zu Bayer Leverkusen brach dann dessen gesamte Familie die Zelte in der Hansestadt ab. Sugeun Jin (21) bestritt 2016 sogar 17 Oberligapartien für HR (zwei Tore).

„Sie hatten uns geholfen. Aber es war nicht so, dass sie sich sportlich unverzichtbar gemacht hatten“, sagt Thomas Bliemeister. Was er beiden Akteuren aus dem Fernen Osten hoch anrechnete: „Sie waren stets pünktlich und zuverlässig. Wenn sie mal nicht spielten, gab es kein Widerwort.“ Angesichts der Wedeler Personalknappheit darf Lee im rechten Mittelfeld auf eine weitere Einsatzzeit auswärts gegen den TSV Sasel hoffen.