Wedel. Wedeler Oberliga-Fußballer besiegen den Tabellenzwölften 4:2. Aber zwei Tage später in Dassendorf zollen sie ihrer Personalnot Tribut

„Ich war der Mannschaft ohnehin einen Kasten Bier schuldig.“ Trainer Jörn Großkopf hat das Geld dann lieber in Brötchen, Aufschnitt und Marmelade investiert. Teammanager Thorsten Zessin kochte den Kaffee. Das Kabinenfrühstück, das der Fokussierung aufs Spiel diente, verfehlte seinen Zweck nicht. Die vom Coach zuletzt scharf kritisierten Oberliga-Fußballer des Wedeler TSV verab­-schiedeten sich mit einem 4:2 (3:2)-Erfolg über den FC Süderelbe ins Oster-Wochenende.

Das Fest endete zwar mit einer 0:1 (0:1)-Niederlage bei der TuS Dassendorf. Thorsten Zessin sah das nicht dramatisch. „Mit unserem letzten Aufgebot haben wir uns mehr als achtbar geschlagen.“ Positiv war das zufriedenstellende Debüt des Südkoreaners Yongkwan Lee (22) auf der rechten Seite, ärgerlich die Rote Karte für Keeper Stefan Steen wegen einer angeblichen Notbremse vor dem Strafraum (74.).

In Dassendorf schien die Sonne, im Elbestadion hatte nasskalte Witterung kein sehr gutes Spiel zugelassen. Susanne Zessin sorgte sich um den Folgetag. „Wir bekommen Besuch von sieben Enkelkindern. Wenn es weiter so regnet, macht das Eiersuchen im Garten keinen Spaß.“ Die Prozedur wurde in die Wohnräume verlagert. Ehemann Walter, WTSV-Vorstand, und Sohn Thorsten fachsimpelten dort wie gehabt vor allem über ein Thema – Fußball.

Möglicherweise erzählte Thorsten Zessin, der den Ansagedienst im Elbestadion übernommen hat, bei dieser Gelegenheit ja folgende Randgeschichte vom Süderelbe-Kick. Neben ihm im Sprecherhäuschen auf der Empore hatte Theo Ganitis Platz genommen.

Nach 36 Spielminuten erhob sich der verletzte Regisseur, um einem dringenden Bedürfnis nachzugehen. Wendeltreppe runter, Wendeltreppe rauf. Als Ganitis fünf Minuten später zurückkehrte, hieß es nicht mehr 1:1, sondern 3:2. Während seiner Abwesenheit hatten die Protagonisten auf dem Rasen nicht weniger als drei Treffer erzielt. Bitterer für den bislang erfolgreichsten WTSV-Torschützen der Saison ist, dass er möglicherweise das Pokal-Halbfinale verpasst. Seit Monaten pausiert er mit Faserrissen in der Leiste. Niemand kann genau sagen, wann er wieder zur Verfügung steht. Ganitis geht von weiteren sechs Wochen Pause aus. „Die Verletzung schmerzt. Aber vor allem tut es weh, zum Zuschauen verurteilt zu sein.“

Droht Marlo Steinecke ein ähnliches Schicksal? Weil seine verheilt geglaubte Zerrung wieder aufbrach, musste der Mittelfeldspieler schon nach 23 Minuten ausgewechselt werden. Unmittelbar vorher hatte Eric Agyemang einen an Tim Jeske verursachten Elfmeter zum 1:1 verwandelt. Die Wedeler Mienen am Spielfeldrand verfinsterten sich, als auch Jeske signalisierte, nicht mehr weitermachen zu können. Tim Vollmer (erkrankt), Sonay Hayran (dauerverletzt) und Dominik Mahnke (Hexenschuss) hatten von vornherein nicht zur Verfügung gestanden.

In Dassendorf ließen sich die Verluste dann nicht mehr kompensieren, gegen den FC Süderelbe aber ging alles noch gut. Das lag am Doppelschlag von Marcus Richter, dessen Bewachung die linke Hausbrucher Abwehr zweimal binnen zwei Minuten entscheidend vernachlässigte (37./38.). Bis zur 82. Minute lag ein Unentschieden in der Luft. Dann fabrizierte Muhamet Hodolli, der in einen Flankenball von Richter grätschte, ein Eigentor – die Entscheidung.

Wedeler TSV – FC Süderelbe 4:2 (3:2).
Tore: 0:1 Claus (15.), 1:1 Agyemang (21./FE), 2:1, 3:1 Richter (37., 38.), 3:2 Düzgüner (41.), 4:2 Hodolli (82./ET).
WTSV: Steen – Moslehe, Jorma Eggers, Wilckens, Galke – Eibl (69. Rörström), Jan Eggers – Richter, Steinecke (22. Dirksen) – Aygemang, Jeske (70. Najjar).
TuS Dassendorf – Wedeler TSV 1:0 (1:0).
Tor: von Walsleben-Schied (26.).
Rote Karte: Steen (WTSV/74.).
WTSV: Steen – Najjar, Jorma Eggers, Wilckens, Eibl, – Moslehe, Rörström – Lee (74. Marten), Jeske (85. Roesler), Richter – Agyemang.