Moorrege. Moorregerin Marie Schneider ist erfolgreichste Wanderpaddlern Schleswig-Holsteins ihrer Altersklasse. Sie war schon als Baby an Bord.
Marie Schneider treibt ein seltenes Hobby. Die 13-Jährige kann sich nichts Schöneres vorstellen, als mit einem Kajak über Flüsse und Seen zu paddeln. „Ich bin gern in der Natur“, sagt die Moorregerin. Sie pflegt nicht nur eine seltene Freizeitbeschäftigung, sondern gehört auch zu den erfolgreichsten Wanderpaddlern Schleswig-Holsteins. Mit Pokal und zwei Urkunden des Deutschen Kanu-Verbandes ist das Mitglied des Vereins Elmshorner Wanderpaddler ausgezeichnet worden. Sie hat im vergangenen Jahr 410 Kilometer zurückgelegt. Es gab das Jugend-Wanderfahrerabzeichen in Gold. Keine Wanderpaddlerin ihrer Altersklasse hat eine längere Strecke geschafft.
„Ich habe schon so viel erlebt“, berichtet sie und ihre Augen leuchten. Im vergangenen Sommer paddelte die Familie durch die Mark Brandenburg und direkt vor ihrem Boot fing ein Adler einen Fisch aus dem Wasser. Bei einer Rallye auf dem Plöner See, die sie zusammen mit ihrem Vater Jörg fuhr, senkte sich so dichter Nebel auf das Wasser, das die Ufer nicht mehr zu sehen waren. Das war ein bisschen abenteuerlich, berichtet sie, doch ihr Vater hatte ein GPS-Gerät dabei und so fanden sie den richtigen Weg. Und schon vor ein paar Jahren – am Anfang ihrer Wanderpaddlerkarriere – landete eine Ente auf dem Bug ihres Bootes, um eine kleine Rast einzulegen und sich ein bisschen kutschieren zu lassen.
Schon mit sechs Monaten erstmals in einem Kajak
Akribisch werden die Fahrtenkilometer aufgezeichnet. Auszeichnungen sind deswegen für Marie Schneider nichts Ungewöhnliches. Bereits als Achtjährige hat sie Urkunden für die am längsten zurückgelegte Strecke in ihrer Altersklasse bekommen. Doch diesmal gab es dazu noch einen Pokal und darauf ist Marie Schneider besonders stolz.
Akzeptanzprobleme kennt die Schülerin des Ludwig-Meyn-Gymnasiums in Uetersen – Lieblingsfach: Latein – nicht. „Meine Freundinnen finden gut, was ich mache“, berichtet sie. Durch den Sport hat die Siebtklässlerin einige neue Freundinnen gefunden. Die Mädchen kommunizieren über WhatsApp miteinander, verabreden sich bei Wettbewerben und Kanutentreffen.
Die besondere Leidenschaft wurde ihr in die Wiege gelegt. Schon mit sechs Monaten war sie gut gesichert zusammen mit ihrer Mutter Anja im Kanu unterwegs. Und mit fünf Jahren – da hatte sie gerade ihren Freischwimmer gemacht – saß sie erstmals allein in einem Kajak. Kurz danach bekam sie von den Eltern ihr eigenes Boot geschenkt. Mittlerweile hat Marie Schneider ein knapp fünf Meter langes und fast 20 Kilogramm schweres Seekajak, mit dem sie auch auf großen Touren gehen kann. Bis zu 20 Kilogramm kann für Wanderfahrten zugeladen werden, etwa Zelt, Verpflegung und Bekleidung. Bei der Bekleidung müsse sie sich schon sehr einschränken, bedauert sie.
Ihre beiden Geschwister sind übrigens ebenfalls von den Eltern mit der Paddler-Leidenschaft infiziert worden. Doch niemand ist so häufig auf dem Wasser wie Marie und ihr Vater Jörg.
Den ganzen Tag paddeln, aber Muskelkater kennt die junge Dame mit einer Vorliebe für bunte Stiefel nicht. Jeden Morgen springt sie erst einmal ins Wasser, „egal wie kalt es ist“. Das hat sie sich vom Vater abgeguckt. Die beiden sind allerdings die einzigen in der Familie, die ähnlich der Fußballer, die nach dem kräftezehrenden Spiel in die Eistonne springen, diese Regeneration betreiben.
Derzeit warten die Schneiders auf den Saisonstart in gut einer Wochen. Die Wintermonate wurden vom Wanderpaddelverein mit Training in einer Traglufthalle im Elmshorner Badepark überbrückt. Da stand etwa Selbstrettung und Technikschulung auf dem Programm. Außerdem verfügt der Verein einmal in der Woche über eine Hallenzeit. Mit Zirkeltraining hielten sich die Sportler fit. Die Hausreviere der Elmshorner Wanderpaddler sind, Elbe, Pinnau und Krückau. Ausgangspunkt ist das reetgedeckte Vereinshaus in Kollmar direkt hinter dem Elbdeich, sowie eine kleine Fläche am Ufer, beides in Hafennähe. Die Familie Schneider ist gern in Richtung Pagensand unterwegs. Mit auflaufendem Wasser geht es hin, mit ablaufenden Wasser zurück.
Gern zelten die Wassersportler auf der Elbinsel. Die Touren auf der Elbe können allerdings ihre Tücken haben. Wenn der Wind gegen die Tide drückt, gibt es kräftigen Wellenschlag und die Paddler werden ordentlich nass. Angst kennt Marie Schneider jedoch nicht. Sie ist eine hervorragende Schwimmerin. Wieder an Land angekommen, hat die Familie ein Ritual entwickelt, um sich für die Anstrengungen zu belohnen. Es gibt eine Schlemmertüte von der Kollmaraner Eisdiele.
Zelt oder Wohnmobil sind auch dabei, wenn Wochenendtouren unternommen werden. So starten Vater und Tochter bei Wettbewerben, wie dem 1000-Seen-Marathon in Mecklenburg. Einmal im Jahr geht es zum Treffen aller Kanuten Schleswig-Holsteins, diesmal in Plön. Der Verein bietet Touren und Ausfahrten an. Jörg Schneider engagiert sich als Jugendwart für den Verein, beteiligt sich zudem an der Organisation von Exkursionen. Den Sommerurlaub verbringt die Familie auch auf dem Wasser, etwa in Schweden.
Neben Schule und dem Wassersport schafft es Marie Schneider noch, einem zweiten, ganz anderen Hobby zu frönen. Sie hat sich der Gitarre verschrieben. Unterricht bekommt sie nicht nur am Uetersener Gymnasium, sondern nimmt das fröhliche Mädchen auch privat.