Klein Nordende. Beeindruckende Bilder und starke Frau: Die Extrempaddlerin Freya Hoffmeister war am Freitag mit einem Diavortrag im Töverhuus zu Gast.

Dieser Abend im Töverhuus in Klein-Nordende zeigt die Etappen eines sportlichen Rekords und waghalsigen Vorhabens: Dass ein Mensch die Umrundung Südamerikas durch 13 Länder, über 27.000 Kilometer Strecke und 850 Tage im Seekajak schafft, ist schon schwer vorstellbar. Doch dass dieser Mensch vor Beginn der Veranstaltung in hochhackigen Pumps und Glitzerjäckchen am Eingang zum Veranstaltungsraum steht, noch weniger.

Doch hinter dem aparten Äußeren von Freya Hoffmeister stecken geballte Power und Präsenz. Man merkt Andreas Kamin vom Kultur- und Sportausschuss der Gemeinde bei der Vorstellung an, dass er stolz ist, sie als Vortragende gewonnen zu haben. Der Kontakt zu der Husumerin kam auf Initiative der Elmshorner Wanderpaddler zustande, die sie gerne live erleben wollten. Etwa 40 Vereinsmitglieder sind unter den Zuschauern, der Dia-Abend ist komplett ausverkauft.

Die Akteurin des Abends ist eine vielseitige Sportlerin, die nicht nur paddelt, sondern auch weitere Sportarten wie Bodybuilding und Sky-Diving betrieben hat: „Sie hat viele Auszeichnungen bekommen“, sagt Kamin. Den „World Paddle Award 2015“ beispielsweise und den Titel „National Geographic’s Adventurer of the Year 2016“.

Freya Hoffmeister übernimmt das Mikrofon: „Ich spreche sehr schnell, das ist mein Fehler“, warnt sie das Publikum noch vor und prescht dann auch schon los. Sie zeigt auf einer Karte, wo sie ihre Fahrt begonnen hat: „Angefangen habe ich von Buenos Aires aus und bin dann im Uhrzeigersinn herum.“ Sie brauchte vier statt der geplanten drei Jahre, inklusive Aufenthalten zu Hause. Sie schlief in einem Zelt, einer Hängematte und sogar auf einem Boot der Marine. Zehn Stunden dauerte so ein Tag auf See, weitere zwei für Zeltab- und -aufbau kamen hinzu. Rund 100 Kilo Ausrüstung mussten in den Luken verstaut werden – ein logistisch herausforderndes Unterfangen: Essen für drei bis vier Wochen, „weiße Schokolade musste immer dabei sein“, Wasser, Campingausrüstung und elektronische Geräte. „Man muss für alle Gegebenheiten gewappnet sein“, so Hoffmeister. Die Elektronik hielt nie lange durch, sie verbrauchte viele Kameras, GPS-Geräte sowie Handys.

Gefährliche Situationen gab es genug

Als besonders dramatisch erwies sich ein Sturm am Kap Horn, der so nicht vorauszusehen war – „anfangs ein Ententeich“. Sie konnte sich nur knapp an Land retten, während ein befreundeter Kajakfahrer in demselben Sturm starb, ein tragisches Ereignis.

Tiere reisten mit auf dem Kajak, eine große Meeresschildkröte oder ein Vogel, den sie mit Müsliriegeln aufpäppelte. Unvergessen auch die Begegnung mit Pottwalen, wobei sie einem dieser imposanten Meeressäuger direkt ins Auge blickte: „Die haben ganz lange Wimpern.“ Sie wurde von Delfinen und Seehunden begleitet, auch von der Marine verschiedener Länder, die sie immer wieder überzeugen musste, sie alleine paddeln zu lassen. Sie nächtigte in einer Seeelefantenkolonie, wurde seekrank, litt unter Hitze und Moskitos. Fast zum Verhängnis wurde ihr eine Flussfahrt auf dem Amazonas, denn eine Gezeitenwelle traf sie unvorbereitet und riss sie mit 30 Kilometern Geschwindigkeit mit sich. „Gegen diese riesige Kraft war kein Ankommen.“ Sie überlebte den Höllenritt.

Die mentale Stärke habe ihr geholfen durchzuhalten. „Wenn’s im Kopf nicht stimmt, kann der Bizeps noch so gut sein.“ Vielseitigkeit, physische Stärke und Ausdauer kämen hinzu, sagt die 51-Jährige. Unterstützung bekam sie durch freundliche Gastfamilien, sogar eine kleine Insel hatte sie einmal ganz für sich allein. Zwar kam der Besitzer vorbei, um zu sehen, wer da unberechtigterweise campierte, aber als er ihr Vorhaben verstand, erlaubte er ihr den Aufenthalt.

Ein Mann fragt sie, ob sie eine Abenteuerin sei. „Nein, ich bin Sportlerin“, lautet die Antwort, „aber vielleicht mit einem abenteuerlichen Touch.“