Elmshorn. Elmshorner Verein rüstet sich für die Saison in der Natur. Am 21. April wählen die Wanderpaddler zudem einen neuen Vorstand.

Ein halbes Jahrhundert paddelt er schon. 28.000 Kilometer hat er insgesamt zurückgelegt und ist dabei nur einmal gekentert. „Durch einen Baum im Wasser“, sagt Lutz Vahlenkamp. Ungewollt nass wurde er sonst nur, wenn er von anderen Kanufahrern beim Versuch, ihnen zu helfen, ins Wasser gezogen wurde. „Mitte März kein Vergnügen“, sagt der 53-Jährige, der dem Verein der Elmshorner Wanderpaddler vorsteht. Noch, denn am 21. April kommen die Mitglieder zu einer außerordentlichen Sitzung zusammen, um den Ersten und Zweiten Vorsitzenden neu zu wählen. „Nach zwölf Jahren im Vorstand möchte ich den Vorsitz aus beruflichen und zeitlichen Gründen abgeben“, sagt der Elmshorner.

Das Domizil der Elmshorner Wanderpaddler ist ein wunderschönes, reetgedecktes Bauernhaus von 1817 in Kollmar an der Elbe, um das die Kanuten oft beneidet werden. „Das gehörte einst einer Frau, die alle Tante Magda nannten“, sagt Lutz Vahlenkamp. Sie stellte Paddlern den Dachboden zur Verfügung, um dort die Boote zu lagern, und bei Schietwetter gewährte sie ein trockenes Plätzchen am Ofen und einen heißen Tee. Das Haus wurde immer mehr zur festen Einrichtung für Wassersportler, und als Tante Magda starb, verkaufte die Erbengemeinschaft Ende der 70er-Jahre das Haus an den Elmshorner Verein.

Paddler sind auf der Krückau unterwegs

Lutz Vahlenkamp, Erster Vorsitzender des Vereins, steht inmitten der vereinseigenen Boote
Lutz Vahlenkamp, Erster Vorsitzender des Vereins, steht inmitten der vereinseigenen Boote © HA | Anne Dewitz

Heute wird es genutzt für Begegnungen, Sitzungen und Feiern. Einige Meter entfernt und direkt am Elbstrand befindet sich auch der Vereinsplatz. Seit 2005 ist er eine Kanu-Station des Dachverbandes DKV. „Das Vereinsgelände steht auch Elbe-Radfahrern offen“, sagt Vahlenkamp. Die können dort gegen einen geringen Obolus im Zelt übernachten.

Die Elmshorner Wanderpaddler sind hauptsächlich auf der Krückau und der Unterelbe zwischen Hamburg und der Elbmündung unterwegs – beides ist tideabhängig. Regelmäßig verlassen sie die Hausgewässer. Das ganze Jahr über werden Vereins- oder Verbandsfahrten organisiert, so zum Beispiel ein Familienwochenende in Malliß an der Müritz-Elde-Wasserstraße oder ein Jugendwochenende an der Stör im Kreis Steinburg. In Vorbereitung auf die Ausflüge in der Natur wird von Oktober bis April in der Traglufthalle im Badepark Elmshorn jeden Sonnabend zwei Stunden Paddeln und kontrolliertes Kentern trainiert. „Wir sind aber auch im Winter auf dem Wasser“, sagt Lutz Vahlenkamp. Er organisiert Nikolaus- und Neujahrspaddeln.

Mitglied werden im Verein

Wer Interesse am Kajaksport hat, kann per E-Mail an 1.vorsitzender@elmshorner-wanderpaddler.de oder telefonisch unter 04121/958 08 einen Termine vereinbaren.

Einzige Voraussetzung: Wer paddeln möchte, muss schwimmen können.

Die Mitgliedschaft im Verein kostet 70 Euro im Jahr, für den Partner 50 Euro, Kinder und Jugendliche zahlen 10 bis 15 Euro.

Trainiert wird mittwochs von 18.30 Uhr bis 20.30 Uhr (außer in den Schulferien) im Mühlendamm 17b: über die Brücke Schlangenau links zum Stützpunkt Elmshorn im Mehrzweckgebäude „Banane“ im Badepark (alter Eingang vom Freibad).

Jeweils sonnabends treffen sich in Kollmar Vereinsmitglieder, um Touren auf der Elbe zu unternehmen.

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Bestimmte Regeln und Vorsichtsmaßnahmen müssen bei jeder Tour eingehalten werden, um zum Beispiel geschützte Vogelarten nicht beim Brüten zu stören. „Schleswig-Holstein hat aber im Vergleich mit anderen Bundesländern die wenigsten Gewässersperrungen“, sagt Lutz Vahlenkamp. Das sei auch Verdienst des Verbandes und des Vereins, die einen engen Kontakt zu Naturschützern und Behörden pflegen. So sei seit einigen Jahren beispielsweise keine langwierige Anmeldung bei der Unteren Naturschutzbehörde mehr nötig, wenn sie auf der Elbinsel Pagensand zelten möchten. „Im einfachen Kanadier kommt niemand mit zu einem solchen Ausflug“, sagt er. Dafür sei die Elbe zu tückisch. Im Verein werden verschiedene Kajaktypen gepaddelt wie zum Beispiel Seekajaks, Wanderkajaks und auch Wildwasserkajaks. 30 Boote hat der Verein, viele Mitglieder besitzen auch privat eines – oder gleich 18, wie Lutz Vahlenkamp.

Das Domizil der Elmshorner Wanderpaddler ist dieses reetgedeckte Bauernhaus von 1817 in Kollmar
Das Domizil der Elmshorner Wanderpaddler ist dieses reetgedeckte Bauernhaus von 1817 in Kollmar © HA | Anne Dewitz

Gegründet wurde der Verein der Elmshorner Wanderpaddler 1946. „Wir verstehen uns als Familienverein, denn Wanderpaddeln ist ein Sport, der mit der ganzen Familie ausgeübt werden kann“, sagt Lutz Vahlenkamp. Dessen Frau und Sohn teilen sein Hobby. „Vorher bin ich Rennrad gefahren, aber das ist ein Sport für Egoisten.“ Schon Kleinkinder könnten im Kanu mitfahren. Er selbst habe bereits in Windeln bei seinen Eltern im Kajak gesessen.

Der Verein hat derzeit 115 Mitglieder, darunter eine aktive Jugendgruppe. Es könnten allerdings mehr junge Menschen sein. „Aus diesem Grund haben wir die Regelung aufgehoben, dass Minderjährige nur gemeinsam mit den Eltern beitreten dürfen“, sagt der Vorsitzende. Nun können Teenager ab 14 Jahren auch ohne Erziehungsberichtigten mitmachen. „Unsere Mitglieder sind zwischen fünf Monate und 85 Jahre alt“, sagt er. Ein Elmshorner Paddler, Jochen Meyer, hat es sogar ins Guinness-Buch der Rekorde geschafft. Er hat im Kanu mehr als 40.000 Kilometer zurückgelegt, hat also theoretisch einmal die Welt umrundet.