Pinneberg. Bei Carsten Lauck haben Stuten die größere Bedeutung für den Nachwuchs. Zu Ostern steigen in seinem Stall neun Springwettbewerbe

Wie ein Flummi hüpft und läuft der Nachwuchs im Zickzack durch die Halle. Das erste Fohlen dieses Jahres im Pinneberger Zuchtstall von Carsten Lauck (50) ist erst zwölf Tage alt; es tobt ausgelassen mit der Mutter in der Halle, Runde um Runde. Stute Wilde Hilde lässt ihr Stutfohlen nicht aus den Augen, in dieser Phase lernt der Nachwuchs, sich in der Welt zurechtzufinden. Lauck, leidenschaftlicher Züchter, beobachtet die Szene mit Stolz und Wohlwollen. Der Start in die neue Zuchtsaison ist gelungen.

„Ein Fohlen wird in wenigen Stunden hinzukommen, neun weitere erwarten wir in den nächsten Wochen“, sagt Lauck. Den genauen Zeitpunkt der Geburt können Stuten steuern und suchen sich in der Regel die Ruhe der Nacht aus. „Damit wir bei Komplikationen helfen können, ist die Box videoüberwacht, die werdende Mutterstute trägt einen Gurt mit einem Sender“, erklärt Lauck. Fohlen können bereits kurz nach der Geburt stehen, es gibt in den ersten Monaten einen intensiven Kontakt zwischen Mutter und Kind. Der Vater hat mit der Befruchtung seine Schuldigkeit getan, die Mutter ist alleinerziehend. Eine Stute gibt ihren genetischen Abdruck, plus Verhalten und Charaktereigenschaften weiter.

Hier liegt der Grundstein der Zuchtphilosophie des Pinnebergers: Stuten sind wichtiger als Hengste. „Sperma kann man global kaufen, doch Zucht geht nur mit guten Stuten voran. Sie machen locker 80 Prozent des Erfolgs aus, besonders, wenn sie im Sport unterwegs waren“, sagt Lauck. „Die Fachwelt redet immer über großartige Hengste, aber wer kennt die Mutter des Holsteiner Welthengstes Casall?“

Mit der dazugekauften Zuchtstute Zivia läutete Familie Lauck 1993 einen neuen Abschnitt auf dem Hof in Pinneberg ein, der bis dato maßgeblich von der Rinderwirtschaft geprägt war. „Zivia hat viele Sportpferde hervorgebracht, sie war der gefühlte Sechser im Lotto“, sagt Züchter Lauck. Pferde, die im Sport und auf internationalen Turnieren funktionieren, wecken Begehrlichkeiten und können Traumpreise erzielen. Zum Beispiel Cim Christo aus Laucks Zucht. Zunächst kaufte ein Springreiter den Wallach für 100.000 Euro. Dann schnellte sein Wert auf drei Millionen Euro.

Und das kam so: Europas größter Pferdezüchter und -händler Paul Schockemöhle wurde auf den Vierbeiner aufmerksam und zahlte die doppelte Summe. Um bei den Olympischen Spielen 2004 in Athen mitmischen zu können, leaste der Koreaner Son Bong-Gak Cim Christo bei Schockemöhle ein Jahr lang – für eine Million Euro. Nach Olympia drehte sich der Markt erneut. Der Multimilliardär und damalige New Yorker Bürgermeister Michael Bloomberg kaufte Schockemöhle den Wallach für seine Tochter Georgina ab – und zahlte drei Millionen Euro.

Davon hatte Lauck nichts; dafür war er um eine Erfahrung reicher und verkauft seitdem bei sehr guten Pferden nur die Sportrechte, für die Zucht bleibt das Tier in seinem Besitz. Oder er behält 50 Prozent des Objektes der Begierde. Zu seinen Kooperationspartnern gehören etwa Mannschaftsweltmeisterin Janne Friederike Meyer-Zimmermann aus Waldenau und Sören von Rönne aus Neuendeich, der mehrere internationale Titel gewonnen hat.

„Der Markt für gute Pferde ist sehr dicht, alle wollen erfahrene Pferde, dabei dauert eine solide Ausbildung“, sagt Lauck. Mit der Global Champions Tour, sind neuerdings Wüstenstaaten im Reitsport unterwegs. „Scheich Al Thani aus Katar hat für einen vierbeinigen Hoffnungsträger zwölf Millionen Euro hingeblättert; das Pferde wurde aber nie im internationalen Springsport gesehen.“ Für ein weiteres Pferd zahlte er 14 Millionen Euro – ebenfalls eine Fehlinvestition. „Der Markt ist verrückt geworden, vor Jahren waren diese Dimensionen unvorstellbar – ein Tribut der Globalisierung“, resümiert Lauck.

Um die Zukunft des Reitstalls zu sichern, setzt Lauck auf vier Standbeine: Zucht, Ausbildung, Pferdepension mit 60 Pferden und den Sport. „Mein Schornstein muss auch rauchen.“ Am Osterwochenende läuft sein jährliches Turnier, 350 Starter haben gemeldet.