Bönningstedt. Andreas Lätsch will für Bönningstedt einen Kunstrasen-Fußballplatz. Der Oberligist muss bis Saisonende ein Mammutprogramm absolvieren
Sein Herz hängt am Fußball. Sonst hätte Andreas Lätsch (55), seit einer Woche Vorsitzender des SV Rugenbergen, am Ende eines langen Arbeitstages nicht die Fahrt nach Hamburg-Ottensen auf sich genommen. Der Ausflug lohnte sich trotz der Niederlage. Beim 0:2 (0:0) im Oberliga-Nachholspiel gegen den Zweiten Teutonia 05 waren die Bönningstedter von zwei starken Teams das unwesentlich schlechtere.
Bislang managte der Geschäftsmann aus Kaltenkirchen, der in Ellerau einen Supermarkt führt, ausschließlich die Kicker. Jetzt bürdet er sich ein weiteres Amt auf. Der bisherige Clubchef Rolf Lammert (CDU) will sich nach 30 Jahren Vorstandsarbeit verstärkt der Kommunalpolitik widmen. Lätsch tritt an, den Verein mit seinen 1150 Sporttreibenden zukunftsgerecht aufzustellen. „Wir planen, neue Sparten für die älteren Mitbürger einzurichten. Um die Jungen für uns zu gewinnen, gehen wir in die Schulen.“
Ein Kunstrasen steht ganz oben auf der Agenda des Clubchefs
Und da ist der Wunsch nach einem Kunstrasen, der in Gemeinderat und Grundschule Diskussionen auslöste. „Den Kunstrasen brauchen die Fußballer dringend, um wettbewerbsfähig zu bleiben“, betont Trainer Ralf Palapies. Die Wetteranfälligkeit des Rasens im Werner-Bornholdt-Sportzentrum hat dazu geführt, dass sein Team ein Heimspiel in Tangstedt austragen musste. Für die Heimpartie am Sonntag, 14 Uhr, gegen den SV Curslack-Neuengamme wird indes grünes Licht erwartet.
Schlag auf Schlag geht es weiter, nur zwei Tage später gegen Tabellenführer TuS Dassendorf. Kein Team ist so belastet wie der SVR, der noch sechs Nachholspiele bestreiten muss. Die Hetzerei durch den Punktspielbetrieb, verbunden mit Verlust an Lebensqualität, hat schon dazu geführt, dass Palapies seinen Abschied zum Saisonende einreichte. Als ein verdienter Vereinsmitarbeiter einen Herzinfarkt erlitt, soll dies im Zusammenhang mit einer für den Club unbefriedigenden Gemeinderatssitzung gestanden haben.
Nachdem eine lärmempfindliche Anwohnerin beinahe den Spielbetrieb lahm gelegt hatte, erweist sich der Kunstrasen an der Kreuzkirche nun als Segen für Teutonia 05. Sportlich geht es mit Matthias Reincke als Co-Trainer und Keeper Mirko Oest, beide vergangene Serie noch für die SV Halstenbek-Rellingen im Einsatz, so steil bergauf, dass die Regionalliga zum Thema wird.
„Dem hohen Tempo waren wir phasenweise nicht gewachsen“, räumte Palapies ein. Die Torerfolge der Gastgeber resultierten aus blitzschnellen und klugen Angriffen. Jeweils am linken Pfosten kamen Stefan Winkel (72.) und Felix Dieterich (77.) ungehindert zum Abschluss. Lag es daran, dass Hendrik Rühmann nach der Pause für Gary Voorbraak (Muskelfaserriss) auf die ungewohnte Position als Rechtsverteidiger rückte? Von Verzagtheit bei den Gästen aber keine Rede. Ein Torerfolg wäre trotz des Fehlens des verletzten Pascal Haase – der hat als einzige Stammkraft neben Steven Tegeler den Vertrag noch nicht für die kommende Serie verlängert – möglich und verdient gewesen. Patrick Hoppe (50./ 90.+3), Kevin Lohrke (80.) und Moussa Mane (88.) verpassten gute Chancen.
Lätsch weiß auch, wer den HSV wohl gerettet hätte
Andreas Lätsch riskiert eine Wasserstandsmeldung. „Ich habe große Hoffnung, dass wir Pascal halten können. Bei Steven bin ich mir wegen dessen Abendschule nicht ganz so sicher.“ Statt eines Kunstrasens bietet der SVR seinen Akteuren schließlich immer wieder Trainings-Aufenthalte in St. Peter-Ording und auf Mallorca an. Alle zwei Jahre geht die Reise zu Vereins-Ehrenmitglied Nico-Jan Hoogma in die Niederlande. Dass der frühere HSV-Kapitän, seit Februar Sportdirektor des Fußball-Verbandes im Nachbarland, 2016 nicht Manager des Bundesliga-Dinos werden durfte, ärgert Andreas Lätsch genauso wie die Sportplatzfrage. „Mit ihm wäre der HSV niemals in seine missliche Lage geraten.“
Teutonia 05 – SV Rugenbergen 2:0 (0:0).
Tore: 1:0 Winkel (72.), 2:0 Dieterich (77.). Schiedsrichter: Bauer (Rahlstedter SC). Zuschauer: 150. Unterhaltungswert: mittel.
SV Rugenbergen: Marciniak – Voorbraak (46. von Bastian), Hansen, Worthmann, Düllberg – Lohrke, Rühmann – Mane, Kordistos (76. Scholz), Hoppe – Bouveron (80. Dampha).