Kreis Pinneberg . Gespräche zwischen Kreis und Regio-Kliniken über Sammelunterkunft in Uetersen laufen. Kreistag entscheidet am 14. Oktober.
Der Bleekerstift in Uetersen wird aller Voraussicht nach die erste Sammelunterkunft für Flüchtlinge im Kreis Pinneberg. Die Gespräche hierfür sollen weit gereift sein. „Der Kreis ist in Verhandlungen, das Bleekerstift zur Sammelunterkunft zu machen“, bestätigt Uetersens Bürgermeisterin Andrea Hansen. Nach Informationen des Abendblatts hat Landrat Oliver Stolz den Kreispräsidenten Burkhard Tiemann bereits gebeten, die Tagesordnung der nächsten Kreistagssitzung um den Punkt „Grundstücksangelegenheiten – Bleekerstift“ zu erweitern. Die Verhandlungen über die neue Nutzung für das ehemalige Uetersener Krankenhaus sollen hinter geschlossenen Türen stattfinden.
Wenn der Kreis, der mit 25 Prozent an den Regio Kliniken beteiligt ist, die Uetersener Immobilie aufkauft, könnte es sein, dass die Rosenstadt bei der Finanzierung mit einspringt, sagt Hansen. Jedoch nur bei passenden Rahmenbedingungen. Das bedeutet: Der Rosenstadt, die nach wie vor unter dem finanziellen Rettungsschirm des Landes steht, dürfen keine finanziellen Nachteile für ihren Haushalt aus einer Beteiligung erwachsen.
Finanzierung von Sammelunterkünften unklar
Das Land Schleswig-Holstein habe zwar generell zugesagt, dass die Kommunen bei der Unterbringung der Flüchtlinge keine Nachteile haben sollen, doch wie die Finanzierung von Sammelunterkünften vor sich gehen soll, stehe noch in den Sternen, so Hansen. „Wichtig ist aber erst einmal die Frage: Was muss investiert werden?“, sagt die Bürgermeisterin.
Hinter den Kulissen wird von rund einer Viertelmillion Euro gesprochen, die für eine Herrichtung des Bleeker-stifts notwendig wäre. Insbesondere die Feuerschutzrichtlinien müssten erfüllt werden, ebenso müssen die sanitären Anlagen den Erfordernissen genügen.
Regio-Kliniken-Sprecher Sebastian Kimstädt bestätigt, dass intensive Gespräche mit dem Kreis geführt würden. „Der Kreis ist auf uns zugekommen bei der Suche nach einer Sammelunterkunft. Wir wollen helfen“, sagt Kim-städt. Doch der Sanierungsbedarf am Gebäude sei zweifelsohne vorhanden. Eine Prüfung von Seiten des Kreises findet jetzt statt. Dann wird geschaut, was wie schnell machbar ist und wie viele Menschen dort untergebracht werden können.
Wohnprojekt könnte nicht realisiert werden
Sollten der Kreis und eventuell auch Uetersen die Immobilie übernehmen, dann würde das zwangsläufig bedeuten, dass das Wohnungsbauprojekt des Architekten Maik Timm zumindest in den kommenden drei Jahren nicht realisiert werden kann – trotz des grünen Lichts, dass die Uetersener Politik dem Architekten zuvor gegeben hatte. Die Pläne der Uetersener MTP Projektgesellschaft mbH sehen vor, auf der etwa 8000 Quadratmeter großen Fläche 38 bis 41 Eigentumswohnungen in modernen Stadtvillen zu errichten. Das zentrale, denkmalgeschützte Gebäude des Stifts sollte dabei saniert werden und als runderneuerter zentraler historischer Bau mit neuem Leben erfüllt werden.
Wie das Gebäude in Zukunft genutzt werden soll, stand bis zuletzt aber noch nicht fest. Laut dem Projektentwurf des Architekten Maik Timm waren dort mehrere kleinere Einrichtungen wie beispielsweise eine Arztpraxis oder eine Ergotherapie sowie Büroflächen für Freiberufler wie Makler oder Steuerberater als Option aufgeführt Auch eine Nutzung eines Teils der Flächen für eine Bücherei, ein Café oder Kleingewerbe wäre laut der MTP Projektgesellschaft denkbar.
Doch der Kaufvertrag für das Gelände soll noch nicht unterschrieben sein, daher gebe es die Möglichkeit für den Kreis, das Bleekerstift zu übernehmen. Kimstädt äußert sich dazu nur indirekt. „Wir werden jetzt mit allen Beteiligten Gespräche führen.“
Unterbringung wichtigere Aufgabe
Für Uetersen würde die Umwandlung des historischen Bleekerstifts in eine Sammelunterkunft einen Verlust von fest eingeplanten Grundstückseinnahmen bedeuten, „aber wir müssen die Menschen unterbringen“, sagt Hansen. Das sei momentan wichtiger und eine landesweite Aufgabe.
Der Druck auf die Stadt, Wohnungen für Flüchtlinge anzumieten oder zu bauen, sinke durch die Umwandlung des Bleekerstifts nicht, betont Hansen, da eine Sammelunterkunft nicht separate Wohnungen, die für eine längerfristige Unterbringung nötig sind, ersetzten könne. Zudem würden nach wie vor steigende Zahlen an Flüchtlingen erwartet, der Bedarf sei also da.
Laut dem Landesamt für Ausländerangelegenheiten wurden dem Kreis Pinneberg im September dieses Jahres 370 Flüchtlinge zugewiesen, in den kommenden Wochen werden monatlich 400 bis 500 Zuweisungen erwartet. Die Zahl der „Asylbegehrenden im Verfahren“ beläuft sich nach Angaben des Kreises Pinneberg auf 2059 und liegt damit etwas höher als 1992. Damals sind im Kreis 2028 laufende Verfahren für Asylbewerber registriert worden.