Rissen. Der Unternehmer Albert Darboven züchtet auf seinem Gestüt Pferde für den Leistungssport – im Interview spricht er über seine Ziele.

Zehn Hektar idyllisches Weideland und weitläufige Koppeln erstrecken sich im Hamburger Westen vom Stadtteil Rissen bis zur Elbe nach Wedel. Auf dem Gestüt Idee des renommierten Kafferösters Albert Darboven werden exklusive Pferde aufgezogen und für den Galopp- und Trabsport ausgebildet. Hier ist der dreijährige Hengst Koffi Prince geboren und aufgewachsen.

Von Sonnabend, 27. Juni, bis Sonntag, 5. Juli, sind beim Derby-Meeting internationale Rennpferde und ihre Jockeys auf der Galopprennbahn in Hamburg-Horn zu Gast. Koffi Prince startet dort auch. Es ist eines der wichtigsten sportlichen und auch gesellschaftlichen Ereignisse in Hamburg. Darboven organisiert das Event seit Jahren maßgeblich mit. Die Regionalausgabe Pinneberg des Abendblatts traf Darboven auf dessen Anwesen. Der Gastgeber war wie immer entspannt, bestens gelaunt – und gewohnt hanseatisch nobel.

Hamburger Abendblatt: Herr Darboven, sind Sie täglich im Stall?

Albert Darboven : Vor dem Büroalltag startet mein Tag in den Stallungen. Mit meinem Team bespreche ich den Tagesablauf der Galopper und Traber. Wenn es zeitlich machbar ist, bin ich am Nachmittag oder am Abend auch auf dem Hof.

Wie viele Zuchtstuten und Hengste haben Sie?

Darboven : Es gibt hier 30 Boxen, die wir nie vollständig belegen. Drei Stuten sind zur Bedeckung gerade in Irland, hier betreibe ich mit meinem Team die Aufzucht. Gerade ist mein Nachwuchshengst Koffi Prince bei einem Rennen in Bremen Dritter geworden. Wenn ein Fohlen das Licht der Welt erblickt, bin ich nach Möglichkeit immer dabei.

Ein Rennen ist für die Pferde anstrengend, worauf wird besonders geachtet?

Darboven : Bei einem Rennen verlieren die Galopper bis zu 40 Kilo Gewicht, daher wird der Winter auch als Pause genutzt. Mineralien und Elektrolyte werden in der Saison vermehrt verabreicht. Vanessa Körner, meine Geschäftsführerin, hat alles im Blick.

Sie haben beruflich und in der Pferdezucht fast alles erreicht. Was muss passieren, um Sie noch zu überraschen?

Darboven: Da muss ich mal kurz nachdenken – schwierig zu sagen. Ich bin dankbar dafür, dass ich morgens immer noch munter aus dem Bett steigen kann und meine Knochen nicht spüre. Und nach Möglichkeit möchte ich noch lange fit bleiben, damit ich mich um meinen Kaffee und um die Pferde kümmern kann.

Welche Visionen und Wünsche haben Sie?

Darboven : Hamburg muss als Pferdezentrum weiter wachsen, damit wir die Olympischen Spiele bekommen, das ist eine historische Chance für die Stadt und mir persönlich sehr wichtig. Ich wünsche mir, dass es uns gelingt, ein hippologisches Zentrum (Reitsportzentrum, die Red.) in Hamburg zu schaffen. Das fördert dann auch den Wirtschaftsstandort.

Haben Sie schon Pläne geschmiedet?

Darboven : Ja, vom Derbyplatz in Klein Flottbek, der Galopprennstrecke in Horn sowie von der Bahrenfelder Trabrennbahn liegen Luftaufnahmen vor. Das Ergebnis: Die Fläche in Horn eignet sich dafür, alle diese Disziplinen dort unterzubringen. Wenn Horn das Zentrum des Reitsports in Hamburg wäre, würde der ganze Stadtteil davon profitieren und aufgewertet werden.

Sollte Horn damit komplett den Pferdeschwerpunkt bekommen?

Darboven : Nach meiner Erkenntnis ist dieser Ort nicht nur für die Olympischen Spiele perfekt. Wir können dort die verschiedensten Disziplinen zusammenbringen. Mit der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN), werde ich diesbezüglich in Kontakt treten.

An welche Disziplinen haben Sie gedacht?

Darboven : Je mehr umso besser. Das hilft auch über Olympia hinaus, eine nachhaltige Nutzung zu schaffen. Es wären Springprüfungen und Dressur möglich und jenseits von Olympia natürlich Galopp- sowie Trabrennen. Auch Wettbewerbe speziell für Araberpferde und der Fahrsport wären denkbar.

Prüfungen mit Araberpferden, hat dieser Markt in Norddeutschland eine Zukunft?

Darboven : Ja, Rasse und Zucht gewinnen wieder mehr und mehr an Bedeutung. Zudem sind wir als wachsende Pferdestadt auch verpflichtet, Züchtern eine Alternative und Impulse zu bieten.

Wenn ein arabischer Scheich etwas will, spielt Geld keine Rolle. Wie mischen die Prinzen im Pferdemarkt mit?

Darboven : Mir ist bekannt, dass verrückte Preise gezahlt werden, allerdings kann man sich die Siege nicht erkaufen. Scheich Al Thani aus Katar zum Beispiel hat einen sehr wertvollen Galopper aus England gekauft und mit ihm bislang nicht ein einziges Rennen gewonnen.

Wird der Scheich aus Katar seine Galopper auch nach Horn schicken?

Darboven : Scheich Al Thani hat seine Pferde für Horn genannt. Stark sind auch die Pferde und Jockeys aus Frankreich und England. Der Galopprennsport ist voller Überraschungen, es wird sich am 5. Juli zeigen, wer den Sieg und damit das begehrte ‚Blaue Band’ ergattert.

Ihr Gestüt in Rissen ist nicht nur ein Ort der Pferdezucht, sondern auch ein Ort der Kunst.

Darboven : Ich mag das Symbolhafte. Meine Ideen möchte ich selber handwerklich und künstlerisch umsetzen. Auf meinem Grundstück stehen zum Beispiel selbst entworfene Skulpturen, die sich z.B. mit Themen wie der Menschenwürde, dem Frieden und der Toleranz der Religionen beschäftigen. Es ist aber auch ein Nachbau des Hamburger Michel dabei. Den haben Schmiede aus Hufeisen geschaffen.

Sie engagieren sich auch für die Freiheit der Religionen.

Darboven : Ja, Anfang September dieses Jahres findet ein interreligiöses Friedensgebet mit verschiedenen Religionen auf dem Gestüt statt. Vertreter der katholischen und evangelischen Christen, sunnitische und schiitische Muslime und Juden beten gemeinsam unter freiem Himmel für den Frieden.