Wedel. Außer den Topstars imponieren vor 5000 Zuschauern auch die Nachwuchsreiter beim Spring- und Dressurturnier auf dem Wedeler Catharinenhof.

Der Catharinenhof ist eine familiengeführte Anlage von überschaubarer Größe. Doch wie so oft in den vergangenen Jahren ging es an der Pinneberger Straße zwischen Appen und Wedel fünf Tage lang alles andere als ruhig und familiär zu. 900 Reiter aus dem norddeutschen Raum mit mehr als 1500 Pferden, darunter am Schlusstag ganz allein die Nachwuchsreiter, starteten auf dem idyllisch gelegenen Gelände, um ihre Vierbeiner in Springen und Dressur in insgesamt 66 verschiedenen Prüfungen antreten zu lassen – über 5000 neugierige Zuschauer waren hautnah dabei. Eine perfekte Organisation bewirkte, dass die Reitsport-Fans beeindruckt nach Hause gingen.

Die erste Hürde gilt es schon zu nehmen, wenn die Pferde vorgefahren werden. „Viele Teilnehmer kommen mit großen Pferdetransportern, die viel Platz beanspruchen. Der Wendekreis sowie das Ein- und Aussteigen der Pferde müssen auch noch mit einkalkuliert werden“, sagt Turnierchef Karl-Heinz Hardorp. „Unser Nachwuchs zieht kräftig mit, wir haben die nächste Generation am Start. Die jungen Leute lernen von den alten Hasen.“ Die jungen Reiterleute profitierten dabei natürlich auch von den zahlreichen wertvollen Tipps, die sie von den Pferdesport-Assen erhielten, die bis zuletzt auf der Anlage weilten.

Parkplatzeinweiser kommen mit Fahrrädern und Mopeds angereist, Rückstaus zum Parkplatz sollen ausgeschlossen werden. Echte Präzisionsarbeit ist beim Aufbau und Gestaltung der Springstrecke erforderlich. Dafür ist Parcoursbauer Alexander von Appen, 26, gemeinsam mit einem vierköpfigen Team verantwortlich. Seine wichtigsten Werkzeuge sind ein Zollstock, Maßband und die jeweilige Parcoursskizze.

„Im Fünferteam haben wir die Linien und Sprünge 19-mal umgebaut“, erklärt von Appen. „Jeder Sprung wird auf Höhe und Ausrichtung ausgemessen. Erst wird bei einem doppelten Sprung (In-Out) gerade und dann diagonal vermessen“, sagt von Appen, der schon als Kind das Reiten lernte und mit seinem Team seit acht Jahren bei jedem Turnier dabei ist.

„Leichtes Gefälle, für das Auge nicht wahrnehmbar, und das Lichtspiel zwischen Bäumen erschweren jungen Pferden die Prüfungen.“ Übrigens: Für die Dressurreiter wurden die Zahl der Gastboxen von ursprünglich 20 auf 40 verdoppelt. Springreiter nehmen diese nicht in Anspruch, da die Prüfungen in der Regel nicht mehr als einen halben Tag dauern.

Der Catharinenhof ist kein einfacher Turnierplatz. Einige Dressurreiter melden erst gar nicht, da die Plätze einsehbar nebeneinander liegen, was viele Dressurpferde nicht mögen. Das berührt Spring-Asse wie Sören von Rönne aus Neuendeich, Carsten-Otto Nagel aus Wedel, Nisse Lüneburg mit seinem Bruder Rasmus aus Hetlingen oder Thomas Voß aus dem Kreis Rendsburg nicht. Bei den Dressurreitern allerdings wissen Hartwig Burfeind (Appen), die Pinnebergerin Paula de Boer und ihre Schwester Sarah (Rellingen) die gute Organisation zu schätzen. Der erfolgreiche sportliche Auftritt der Familie de Boer wird angesichts vorderer Plätze in verschiedenen Prüfung dokumentiert.

Vor allem Paula de Boer, Studentin im Sportmanagement, war zufrieden: Sie konnte sich nach ihrem zweiten Platz im Hamburger Dressur-Derby (U 25) mit dem bewährten elfjährigen Wallach Honduras hinter dem siegreichen Hartwig Burfeind vom Hof Schieferdecker (Neuer Eichenhof) erneut auf dem Ehrenplatz in einer hohen Dressurklasse behaupten.

Meyers Ausflug nach Wiesbaden, Gräfe testet für Holsteiner Schaufenster

Eine Spring-Amazone hatte sich nach dem Hamburger Derby aufgrund ihrer überraschenden Erfolge im Finale als Vierte mit der Stute Anna für die Teilnahme am traditionellen Wiesbadener Pfingstturnier entschieden – Janne Friederike Meyer. Dort konnte sich die Schenefelderin im Finale der Youngster-Tour für sieben und achtjährige Pferde den zweiten Platz sichern. Im Großen Preis landete sie mit Goja auf Rang fünf und kassierte dafür eine Prämie von 7000 Euro. Hier ging es auch um die Qualifikation für die Europameisterschaft in Aachen vom 11. bis 23. August.

Mit Thomas Voß aus Schülp (Kreis Rendsburg-Eckernförde) trat stattdessen ein renommierter, international gefragter Reiter mit jungen Nachwuchspferden im Parcours des Catharinenhofs an. „Was soll ich in Wiesbaden, wenn ich in Wedel starten kann? Hier habe ich gute Bedingungen für meine Nachwuchspferde.“ Bevor ein Pferd im Parcours oder im Viereck an den Start gehen kann, bedarf es viel Arbeit, Geduld und Erfahrung. Spitzenreiter des Holsteiner Verbandes ist Maximillian Gräfe, der mit zwölf Pferden angereist war. Für ihn sprangen einige vordere Plätze heraus. Die Hauptprüfung, ein S**-Springen, gewann Gordon Paulsen (RV Concordia), Sören von Rönne (RV Uetersen) wurde mit Laucks Locke Achter.

Ein Hingucker war die Qualifikationsprüfung für das Bundeschampionat der fünf- und sechsjährigen Dressurpferde. Sinja Küppers aus Wedel hat mit Fantastic Lady ein Ticket für die Weiterreise im September für Warendorf ergattert, worüber sich auch Kristina Böckmann mit ihrem Wallach David Garrett erfreut.

Auf dem Catharinenhof hatte auch der jüngste Nachwuchs seinen ersten großen Auftritt und konnte sich beim Fohlenchampionat austoben. Die zum Teil gerade mal acht Wochen alten Fohlen machten im Viereck immer wieder Bocksprünge. Der junge Nachwuchsreiter und Züchter Malte Lauck, 18, hatte mit seinem übermütigen Fohlen alle Hände voll zu tun. „Da habe ich mir wohl einen Flummi mitgebracht“, sagt der Pinneberger. „Mein junger Nachwuchs hat wirklich alles an Beweglichkeit gezeigt. Die Mutterstute war zum Glück ganz entspannt.“

Unerhofften Erfolg hatte Karin Lüneburg aus Hetlingen. Ihr Fohlen – das wie alle anderen auch noch keinen Namen hat – belegte den zweiten Platz. „Damit habe ich nicht gerechnet“, sagt die Mutter von den erfolgreichen Springreitern Rasmus, Nisse und Jule Lüneburg. „Ich bin wirklich überrascht und freue mich sehr über diese Auszeichnung.“
Ergebnisse: www.reitverein-wedel.de