Quickborn/Ellerau. Weil die AKN zwischen Ellerau und Quickborn ausfällt, gibt es bald eine Ersatzverbindung über die A7 nach Hamburg – die Details.
Bahnpendler aus Quickborn und Ellerau können sich freuen, den wohl besten Schienenersatzverkehr zu erhalten, den sie sich hätten wünschen können: Wenn vom 2. September an die AKN-Strecke zwischen Ellerau – Quickborn, Hasloh und Bönningstedt bis Burgwedel (A1-Linie) gut ein Jahr lang wegen der Elektrifizierungsarbeiten für das S-Bahn-5-Projekt komplett stillgelegt wird, können sie außer dem normalen Schienenersatzverkehr stündlich eine Expressbuslinie direkt nach Hamburg nutzen. Das Abendblatt ist diese de-Luxe-Variante schon mal vorab zum Bus- und U-Bahnhof nach Niendorf-Markt mitgefahren.
„Ich bin stolz darauf, dass uns das nach monatelangen Verhandlungen mit allen Beteiligten gelungen ist“, sagte ein erleichterter Quickborner Bürgermeister Thomas Beckmann während der etwa halbstündigen Fahrt. „Das ist wohl der beste Ersatzverkehr, den wir unseren Bürgerinnen und Bürgern damit von September an in Richtung Hamburg und zurück anbieten können.“
AKN gesperrt: Expressbus soll schlechtes Angebot in Quickborn vergessen machen
Vor einem Jahr noch knirschte es gewaltig im Gebälk zwischen dem Quickborner Rathaus und der AKN mit Sitz in Kaltenkirchen. Da ruhte der Bahnverkehr der Linie A1 schon einmal einige Monate lang zwischen Ellerau und Hamburg und der Ersatzverkehr mit den Bussen verlief eher suboptimal bis mäßig. Zum Teil waren diese Busse vor allem morgens sehr überfüllt, an manchen Wochenenden fielen sie sogar ganz aus.
Dieses Malheur wollte Bürgermeister Beckmann nicht wieder seinen Bahnpendlern zumuten – und die Verantwortlichen bei der AKN offenbar auch nicht. Darum schnürten sie jetzt gemeinsam mit dem Busunternehmen VHH-mobility (ehemals Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein) und der landesweiten ÖPNV-Planungsgesellschaft Nah.SH in Kiel ein Gesamtpaket, das sich mehr als sehen lassen kann.
Zu bestimmten Zeiten, wenn der Expressbus nicht in Schnelsen von der A7 auf dem Weg zum Niendorf-Markt im Stau stecken bleiben sollte, dürften die Quickborner und erst recht die Ellerauer damit schneller in der Hamburger Innenstadt sein, als wenn sie normal mit der AKN-Bahn über Eidelstedt dorthin führen.
Die Fahrt zwischen dem Quickborner ZOB und Niendorf-Markt dauert etwa 30 Minuten
Genau 27 Minuten brauchte der Expressbus, den VHH-Busplaner Stephan Günther persönlich über die A7-Anschlussstellen Quickborn und Schnelsen steuerte, um vom Quickborner ZOB zum Niendorf-Mark zu gelangen. „Je nach Verkehrslage wird es wohl eine gute halbe Stunde Fahrtzeit von Quickborn aus brauchen“, erklärte Günther.
Der Expressbus fährt vom 2. September an montags bis freitags von 5.10 bis 20.10 Uhr stündlich vom Quickborner ZOB sowie von 5.50 bis 20.42 Uhr ebenfalls stündlich vom Niendorf-Markt in Richtung Quickborn ab. Er hält da auf dem Hin-und Rückweg jeweils nur einmal an der Bahnstraße am Bahnhof Ellerau, wo weitere Fahrgäste und Pendler aus- und zusteigen können. Es wird 45 Sitzplätze im Expressbus geben.
Der Vorteil für die Bahnpendler, die in die Hamburger Innenstadt möchten, ist ein Zeitvorteil. Am Niendorf-Markt können sie direkt in die U-Bahnlinie 2 umsteigen, die sie in 20 Minuten zum Hamburger Hauptbahnhof bringt. Wenn sie es mit dem Expressbus nonstop über die A7 wie angekündigt in einer halben Stunde aus Quickborn dorthin geschafft haben sollten, sind sie etwa zehn Minuten schneller am Hauptbahnhof als über die normale AKN-Strecke über Hamburg-Eidelstedt.
Am Niendorfer Markt können die Fahrgäste in die U2 oder den Metrobus 5 umsteigen
Damit nicht genug: Mit der Metrobuslinie 5, einer der angeblich meistbefahrenen Buslinien Europas, wären sie auch in 20 Minuten an der Hamburger Universität am Grindelhof und führen quer durch die Wohngebiete von Eimsbüttel.
„Diese Expressbuslinie als Schienenersatzverkehr für die gesperrte AKN-Linie A1 ist die verkehrlich sinnvollste Lösung“, sagt dann auch AKN-Geschäftsführer Matthias Meyer. „Unsere Fahrgäste aus Quickborn und Ellerau haben dann eine Superanbindung in die Hamburger Innenstadt.“ Die Kosten für diesen ungewöhnlichen Ersatzverkehr trägt das Land Schleswig-Holstein. Es handele sich um eine „hohe sechsstellige Summe“, wohl um die 800.000 Euro, sagte Meyer.
Die Kosten betragen etwa 800.000 Euro und werden dem S-5-Projekt zugeschlagen
Diese Kosten würden dann dem Gesamtprojekt der Elektrifizierung der AKN-Bahnstrecke zwischen Hamburg-Eidelstedt und Kaltenkirchen zugerechnet, die nach neuesten Berechnungen jetzt rund 270 Millionen Euro kosten soll. Allein1000 Oberleitungen für die Stromversorgung der S.-Bahn, die dann ab Ende 2028 diese Strecke befährt, müssen dafür errichtet werden. Zwischen Quickborn und Ellerau wird dafür gerade das zweite Gleis gebaut, das es dort bislang noch nicht gab.
Die Bahnpendler und Fahrgäste brauchen dann nicht mehr wie bisher zwischen Kaltenkirchen und dem Hamburger Hauptbahnhof in Eidelstedt von der AKN in die S-Bahn umsteigen – sie können bequem sitzenbleiben und haben zudem eine Zeitersparnis von etwa fünf Minuten.
Hasloh und Bönningstedt müssen sich mit dem normalen Schienenersatzverkehr begnügen
Während der Streckensperrung der AKN, die von September 2024 bis September 2025 zwischen den Haltestellen Ellerau und Burgwedel gelten wird, müssen allerdings die Fahrgäste und Bahnpendler in Hasloh und Bönningstedt mit dem normalen Schienenersatzverkehr Vorlieb nehmen. Dieser wird montags bis freitags im 20-Minuten- und am Wochenende im 30-Minutebn-Takt verkehren, heißt es von der VHH.
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Ein Expressbus wird für sie dort nicht eingerichtet werden und es wird auch keine zweite Haltestelle an der Kieler Straß0e (B4) im Ortsteil Winzeldorf in Bönningstedt geben, den sich die dortigen Anwohner so gerne wünschen. Dafür soll morgens um 7.04 Uhr ein zusätzlicher Bus vom Quickborner ZOB eingesetzt werden, damit die Ersatzbusse nicht wieder so überfüllt sind wie vor einem Jahr.