Haseldorf. Erste italienische Küche öffnet in der Elbmarsch. Nach dem frühen Aus für „Frau Miller“ setzen die privaten Eigentümer auf „Da Nino“.

Es soll alles mal so werden, wie es früher einmal war! Mit diesem Ziel haben der Karosseriebauer Stefan Nickels und der Immobilienvermieter Helmut „Helle“ Ehlers vor zwei Jahren den Haseldorfer Hof übernommen, ein alteingesessenes, renommiertes Gasthaus im Zentrum des schmucken Ortes Haseldorf. Der erste Versuch mit Pinneberger Gastronomen unter dem Titel „Frau Miller“ scheiterte. Wie jetzt der zweite Versuch gelingen soll.

In der Küche wirbelt ein munterer Italiener: Emanuelle Vitiello (49), kurz Nino gerufen. Ihm zur Seite steht als ruhender Fels in der Brandung Silvana Celeomemay. Gemeinsam wollen sie die Herzen der Menschen in Haseldorf und der Gäste aus nah und fern erobern. Liebe geht bekanntlich durch den Magen, so sollte das Abenteuer gelingen.

Bürgermeister, Prinz und Pastor freuen sich über Neustart

„Wir freuen uns sehr, dass unser Gasthof wieder geöffnet ist“, sagte Bürgermeister Daniel Kullig bei der kulinarisch reichhaltigen Eröffnung. Gemeinsam wünschten Udo Prinz von Schoenaich-Carolath-Schilden, Pastor Helmut Nagel und zahlreiche Vertreter aus Vereinen, Verbänden und Unternehmen den neuen Pächtern einen tollen Start.

Franco Ditel, Chef des italienischen Restaurants Da Franco in Pinneberg, hatte den Kontakt nach Haseldorf vermittelt und half beim Begrüßungsabend mit.
Franco Ditel, Chef des italienischen Restaurants Da Franco in Pinneberg, hatte den Kontakt nach Haseldorf vermittelt und half beim Begrüßungsabend mit. © Michael Rahn | Michael Rahn

Und wie kommt ein Italiener aufs Dorf? Franco Ditel, Chef des italienischen Restaurants Da Franco in Pinneberg, hatte den Freund vor ein paar Wochen mit in die Marsch genommen. Der erste Eindruck war sehr gut, und nach wenigen Gesprächen waren sich die Beteiligten einig. „Haseldorf erinnert mich sehr stark an mein Heimatdorf“, erzählte Emanuelle Vitiello. In beiden Dörfern gibt es eine Kirche aus dem 12. Jahrhundert, eine Haupt- und wenige Nebenstraße. Auch in Italien leben und feiern die Menschen gern zusammen.

In Bad Kreuznach lernt er bei einem väterlichen Chef

„Nino“ zog es bereits als 14-Jähriger in die Gastronomie seines Heimatortes, der bei Pompeji im Süden Italiens liegt. Mit 18 Jahren reiste er nach Deutschland ein („hier kann jeder gut leben“). In Bad Kreuznach fand er einen Chef, der ihn „wie einen Sohn“ unter die Fittiche nahm und ihm viel beibrachte. Seitdem arbeitete Emanuelle Vitiello in vielen Küchen als angestellter Chefkoch, zuletzt in Kiel.

Nino liebt den Norden Deutschlands und will jetzt alle seine Erfahrungen in das eigene Unternehmen einbringen. „Wir fangen ganz klein bei fast null an“, weiß der leidenschaftliche Koch. Gemeinsam mit seiner Frau wird er auch im Dorf wohnen, und zwar in dem Einfamilienhaus, das zur Immobilie gehört.

Ein spezieller Pizzaofen ist in Italien bestellt

Auch wenn die Küche bereits gut ausgestattet ist, wollen die Neuen sie noch technisch erweitern. Ein Pizzaofen aus Italien ist bereits bestellt. Auch eine besondere Kaffeemaschine gehört jetzt dazu. Denn Capuccino, Espresso und Co. müssen südeuropäisch munden.

Helmut „Helle“ Ehlers (l.) und Stefan Nickels hatten das historische Gebäude vor zwei Jahren von der Prinzessin gekauft, um Haseldorfs letzte Gaststätte zu retten. 
Helmut „Helle“ Ehlers (l.) und Stefan Nickels hatten das historische Gebäude vor zwei Jahren von der Prinzessin gekauft, um Haseldorfs letzte Gaststätte zu retten.  © Michael Rahn | Michael Rahn

Die beiden Eigentümer des Haseldorfer Hofes, Nickels und Ehlers, freuen sich sehr über die neuen Pächter. Die Vermieter legten kurz vor der Wiedereröffnung noch selbst mit Hand an, um mehr Farbe ins Spiel zu bringen. Sie sanierten unter anderem die geschichtsträchtigen Holzfenster. Die neuen Pächter sorgten zudem für eine eigene Note bei der Deko und brachten alles vor dem Festtag auf Hochglanz.

Dank zwei mutiger Haseldorfer Investoren bleibt das Haus ein Gasthof

Beide Männer hoffen auf ein langfristiges Engagement. 2030 wollen sie am liebsten verkaufen. Dann läuft die zehnjährige Spekulationsbindung für die Immobilie ab. Reich werden wollen sie damit nicht. Sie wollten nur verhindern, dass ein Beerdigungsinstitut aus dem Gasthaus wird. Dieses Geschäft war 2020 ebenfalls im Spiel.

Doch Ehlers und Nickels konnten sich mit der Eigentümerin, Jacqueline Prinzessin von Schoenaich-Carolath-Schilden, einigen. „Das war gut so, denn sonst hätten wir in Haseldorf nie wieder einen Gasthof bekommen“, sagt Stefan Nickels. Bereits 1892 war das Gasthaus errichtet worden. Früher hieß es Schinkenkrug. Die letzte Wirtin in alter Regie war Wilma Schlakat.

Zum Gasthof gehören ein Salon für kleine und ein Saal für große Feiern

2006 hatte die Prinzessin das Gebäude gekauft und für geschätzt anderthalb Millionen Euro modernisieren lassen. Auch der Wintergarten entstand in dieser Zeit. 2020 schlugen dann Stefan Nickels und Helmut Ehlers ein neues Kapitel des altehrwürdigen Gebäudes auf, zu dem auch ein Salon für kleine und ein Saal für große Feiern gehört.

Das Foto aus den 60er-Jahren zeigt die langjährige Wirtin Wilma Schlakat (l.). 
Das Foto aus den 60er-Jahren zeigt die langjährige Wirtin Wilma Schlakat (l.).  © Michael Rahn | Michael Rahn

Jetzt geht es erstmal mit dem normalen Tages- und Abendgeschäft los, mit dem sich „Nino“ und seine Frau bei den Gästen aus der Marsch sowie den Touristen einen Namen machen wollen. Mit der Wiedereröffnung des Saals, der schon am Begrüßungsabend für andere Anlässe gebucht werden sollte, wollen sich die beiden noch ein wenig Zeit lassen. Das könne erst klappen, wenn das Team groß genug sei und die Abläufe eingespielt, versprechen sie.

Eigentümer des Gasthauses bauen Tiny-Haus für Angestellte

Wohnraum scheint zumindest nicht das Problem für mögliche Angestellte zu sein. Denn neben den Räumen im Altbau steht auch noch ein Tiny-Haus auf dem Gelände zur Verfügung. Das hat Karosseriebauer Stefan Nickels während der Corona-Monate gebaut und mit diverser Schiffstechnik, zum Beispiel für die sanitären Anlagen, ausgestattet. Jetzt wird es endlich für den Ernstfall getestet und den Bedarfen angepasst.

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Sogar einen Mittagstisch wollen die neuen Pächter etablieren. Auch der startet am 24. Juni und wird jeden Montag sowie Mittwoch bis Freitag ab 11.30 Uhr bis 15 Uhr serviert. Pasta und Pizza gibt es mittags zu Preisen von 7,90 bis 14,50 Euro. Und abends beginnt dann das süße Leben. Gern ausprobieren!