Hetlingen. Beispiellos im Land: Haseldorf und Haselau setzen durch, die Grundschule im Nachbarort zu schließen. Das sei zutiefst regelwidrig.
Der Streit um die Zukunft der kleinen Hetlinger Grundschule scheint entschieden. Haseldorf und Haselau haben sich im Amtsausschuss durchgesetzt, sodass der Amtsdirektor die Schließung der Außenstelle für die Grundschule Haseldorfer Marsch beim Bildungsministerium beantragen muss. Nun will das vermeintlich übervorteilte Hetlingen einen anderen Kurs einschlagen und wirft den Nachbargemeinden Vertragsbruch vor. Neuer Weg: Es soll sich eine private Schule im Dorf etablieren.
Wie konnte es so weit kommen? Die Geschichte vom Ende einer mehr als 300 Jahre alten Schule in der Gemeinde Hetlingen beginnt 2009. Damals muss sich die kleine Dorfschule Hetlingen einen Partner suchen, nachdem die Landesregierung eigenständige Grundschulen nur noch mit dauerhaften Schülerzahlen von mehr als 80 Kindern gesetzlich vorgeschrieben hatte.
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Nach intensiver Diskussion entscheidet sich eine Mehrheit der Eltern und des Hetlinger Gemeinderates, sich mit Haseldorf und nicht mit Holm zusammenzuschließen. Die Bürgermeister Heinz Lüchau (Haseldorf), Rolf Herrmann (Haselau) und Barbara Ostmeier (Hetlingen), allesamt in der CDU, vereinbaren, gemeinsam zu handeln, aber getrennt zu finanzieren.
Das Ziel in der Präambel des Vertrages lautet, „dass durch diese Vereinbarung die Schulstandorte Haseldorf und Hetlingen gesichert werden sollen“. Vor allem die kleinen Klassengrößen in Hetlingen sind seitdem aber beständig ein Problem. Gemeinsam mit dem Schulrat wird ein neues Unterrichtsmodell entwickelt: der jahrgangsübergreifende Unterricht mit Klassen, in denen Erst- bis Viertklässler gemeinsam lernen.
Bildungsministerin Karin Prien versucht, im Schulstreit zu vermitteln – vergebens
Doch die Situation ändert sich, als Haseldorf und Haselau den Bau einer neuen Schule am Standort Haseldorf planen. Hetlingen soll aufgeben, um im Nachbarort die Errichtung einer zweizügigen Schule zu ermöglichen. Das Kollegium stützt diese politische Forderung. Zuletzt scheitert ein teures Mediationsverfahren, das Bildungsministerin Karin Prien (CDU) initiiert hat.
Im November will Hetlingen aufgeben. Doch eine große Elterngruppe motiviert die Gemeindevertretung, geschlossen weiter zu für den Erhalt zu kämpfen. Gleichzeitig entscheiden sich immer mehr Eltern für einen Weg fernab der Grundschule Haseldorfer Marsch. Für das kommende Schuljahr ist fast die Hälfte der 21 möglichen Erstklässler statt in Hetlingen oder Haseldorf nun in Holm angemeldet.
Hetlingen intensiviert Verhandlungen mit der Bugenhagenschule
Mit der verlorenen Abstimmung im Amtsausschuss vor wenigen Tagen scheint das Kapitel der staatlichen Grundschule in Hetlingen dem Ende geweiht. Nach der Entscheidung im Amtsausschuss für die Schließung des kleineren Standortes wirft Hetlingen nun den Antragstellern Haseldorf und Haselau Vertragsbruch vor. Zudem kündigte das Dorf seinerseits die organisatorische Verbindung mit der Mutter- beziehungsweise Amtsschule.
In einer turbulenten Gemeinderatssitzung mit etwa 100 Gästen in der Mehrzweckhalle in Hetlingen entschieden die Vertreter der Freien Wahlgemeinschaft und der CDU einstimmig, die Verhandlungen mit der privaten Bugenhagenschule Hamburg zur Übernahme des Standortes zu intensivieren. Die Kommunalpolitiker berufen sich dabei auf einen Elterninfoabend, bei dem Eltern von 40 Kindern für die private Lösung gestimmt hatten. Nur zwei plädierten für eine staatliche Lösung.
Damit scheinen die Tage der öffentlichen Schule in Hetlingen gezählt. Zumal die FW-Fraktion mit ihrer Mehrheit durchgesetzt hat, dass Hetlingen die Rückgabe der Schulträgerschaft vom Amt Geest und Marsch Südholstein in die eigene Verantwortung verlangt.
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Doch allein lebensfähig ist die kleine Schule nicht: Für das Schuljahr sind am Standort noch zwei Familienklassen mit zusammen etwa 45 Schülern gemeldet. Gut 20 Grundschüler aus Hetlingen sind fast je zur Hälfte auf der Grundschule in Holm und an der privaten Leibniz-Schule in Elmshorn gemeldet.
Offen ist nach der Entscheidung in Hetlingen demnach, was aus der neuen Grundschule wird, die Haseldorf und Haselau gemeinsam plane. Zweizügig kann sie nach bisherigen Erfahrungen wohl nur dann geplant werden, wenn die 60 bis 70 Schüler aus Hetlingen dort auch unterrichtet werden würden. Doch das scheint inzwischen mehr als fragwürdig.