Kreis Pinneberg. Provinz? War gestern! Für 400.000 Euro sollen nun Vorzüge wie Wirtschaftskraft, Anbindung und Lebensqualität beworben werden. Der Plan.
Der Kreis Pinneberg will sein Image aufwerten. „Wir verkaufen uns weit unter Wert“, sagte Harald G. Schroers jetzt beim Startschuss einer großangelegten Image-Kampagne des Kreises vor 150 Vertretern aus Wirtschaft und Kommunen in der Nordakademie in Elmshorn.
Wirtschaftlich, was Arbeitsplätze, Existenzgründungen und Kaufkraft angeht, sei der Kreis Pinneberg Spitze im Land und in der Metropolregion, so der Chef von der Wirtschaftsförderungsgesellschaft WEP des Kreises. Doch diese Wirtschaftskraft bei zugleich guter Lebens- und Wohnqualität sei bei vielen Unternehmen und potenziellen Arbeitskräften viel zu wenig bekannt.
Image-Kampagne für den Kreis: „Wir wollen gute Nachrichten über Pinneberg verbreiten“
Das soll sich jetzt grundlegend ändern. Dazu haben die zur WEP gehörenden Kommunen Elmshorn, Pinneberg, Wedel, Quickborn, Tornesch, Barmstedt, Halstenbek, Rellingen und Heede jetzt zusammen mit dem Kreis die neue Imagekampagne gestartet, die zunächst fünf Jahre laufen soll und rund 400.000 Euro kostet, die der Kreis Pinneberg trägt.
Mit Fakten, Daten, Firmenportraits, Karriere-Geschichten, Textbausteinen, bunten Bildern und Filmen soll jetzt auf allen Multimediakanälen, sozialen Netzwerken, Homepages und Newslettern für den Kreis Pinneberg geworben werden. „Wir wollen gute Nachrichten über den Kreis Pinneberg verbreiten“, sagt Schroers. „Wir wollen ein starkes Wir-Gefühl entfachen und maximale Aufmerksamkeit erreichen.“
Der WEP-Chef nannte ein paar Beispiele, wo der „Power-Kreis“ Schleswig-Holsteins und der Metropolregion Hamburg eher nicht so gut wegkomme. Da soll in einem Meme im Stil des Musicals „König der Löwen“ der Alte seinem Jungen raten, bloß nicht in eine bestimmte Richtung zu laufen. „Da ist es dunkel, da ist Pinneberg“, zitierte Schroers. Und im Urlaub habe er jüngst jemanden getroffen, der aus Elmshorn kam, aber lieber sagte, dass er in Hamburg lebe. Zudem kenne jeder Autofahrer den Spruch, dass das PI-Kennzeichen für „Provinz-Idiot“ stehe.
Progressiv innovativ mit positiven Idealen gegen das Image der Provinzidioten
Doch mit diesen Vorurteilen und Befindlichkeiten soll es mit Hilfe der Kampagne bald vorbei sein. Progressiv innovativ will der Kreis Pinneberg mit prima Ideen, positiven Idealen und seiner Power-Industrie einen neuen Prestige-Impuls setzen. Dabei gehe es weniger um einen bestimmten Slogan, erklärt Schroers. „Wir müssen alle, den gesamten Kreis Pinneberg, dabei mitnehmen.“
Diese Strategie begrüßt auch Bürgermeister Volker Hatje aus der „supernormalen“ Stadt Elmshorn. „Das ist genau der richtige Weg. Wir wollen alle einbinden und die Vielfalt des Kreises zeigen.“ Jede Kommune habe ihre eigenen Interessen und Stärken, aber allein stünden sie auf verlorenem Posten, so Hatje, der auch stellvertretender Aufsichtsratschef der WEP ist. Wenn diese Stärken gebündelt werden, wie es jetzt diese Image-Kampagne versuche, „stärkt das auch den Zusammenhalt“, ist er überzeugt. Und sie solle den Kreis für ansiedlungswillige Unternehmen und neue Fachkräfte bekannter und beliebter machen.
Werbeagenturchef: Der Kreis Pinneberg verkauft sich unter Wert
Ausgearbeitet für den Kreis und die WEP-Kommunen hat diese Strategie Peter Pirck von der Agentur Brandmeyer Markenberatung. Auch er sage, „der Kreis verkauft sich unter Wert“ und unterlegte dies mit ein paar Statistiken aus Studien. So liege der Kreis mit einem Bekanntheitsgrad von 56 Prozent (Hamburg: 95 Prozent) zwischen Harburg und Stade, immerhin weit vor Stormarn (45 Prozent). Aber nur 29 Prozent der Befragten hätten konkrete Vorstellungen vom Kreis Pinneberg. Und nur 48 Prozent der Fachkräfte machten sich ein positives Bild vom Kreis Pinneberg.
Herkömmliche Aktionen wie Plakatwerbungen oder Beilagen würden daran nur kurzfristig etwas ändern können, erklärte der Agenturchef Pirck. Wirkungsvoller sei da eine „nachhaltig durchdringende“ Kampagne, die auf ganz Norddeutschland ausstrahlen soll. An dieser müssten dann aber alle Akteure, vor allem die Bürgermeister und Politiker in den Kommunen sowie die Unternehmer und Arbeitnehmer mitwirken, die alle einen Vorteil davon hätten, wenn die Arbeitsplätze, Freizeitmöglichkeiten und das Wohnumfeld als attraktiv eingeschätzt werden, wo man gerne ist und sich wohlfühlt.
Von einer Homepage können Kommunen und Unternehmen Bilder und Texte herunterladen
Konkret mit Inhalt füllt die Kampagne Carolin Deberling von der Agentur Gruppe Drei aus. Sie stellte die neue Internetseite für die Kampagne vor, die jetzt unter der Adresse www.kreis-pinneberg-wirtschaft.de freigeschaltet ist.
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Unter der Überschrift „Starker Standort Kreis Pinneberg“ und einem Bild der Landdrostei sind da verschiedene Daten, Imagebilder und Filme hochgeladen, die sich jetzt alle Städte und Gemeinden sowie Arbeitgeber, Ausbildungsbetriebe und Privatleute kostenlos herunterladen und mit einer einheitlichen Signatur für ihre Zwecke nutzen können – ob auf der eigen Homepage, in Newslettern, Pressemitteilungen oder Anzeigenschaltungen. Sogar ein eigener Hashtag kreispinnebergwirtschaft für Twittermeldungen ist dafür kreiert worden.
Auch ein paar Textbausteine über die Stärken des Kreises Pinneberg stehen dort zur kostenlosen Verwendung bereit. Darin heißt es zum Beispiel für Unternehmer, die junge, mobile Fachkräfte suchen: „Das Kultur-, Ausgeh- und Freizeitangebot der Elbmetropole Hamburg ist vom Kreis Pinneberg aus in weniger als 30 Minuten mit dem Auto erreicht.“ Wer lieber klimaneutral unterwegs sein möchte, habe hier ein 500 Kilometer umfassendes „hervorragendes Radwegenetz“ und einen „ausgezeichnet“ ausgebauten ÖPNV.
Veranstaltungen und neue Firmenportraits sollen die Kampagne am Laufen halten
Darüber hinaus sollen Veranstaltungen, und immer wieder neue Firmenportraits von Familienunternehmen und sogenannten „hidden champions“, die Produkte in alle Welt verkaufen, diese Kampagne flankieren und ständig weiter am Laufen halten, stellte Agenturchefin Carolin Deberling dar. „Das wird kein Sprint sein, sondern ein Marathonlauf.“
www.kreis-pinneberg-wirtschaft.de