Wedel. Kurz vor der Abstimmung über die Zukunft des freigestellten Bürgermeisters eskaliert der Zoff zwischen ihm und dem Geldinstitut.

Der Streit zwischen Wedels Bürgermeister Gernot Kaser und der Sparkasse Wedel – nur ein Teilkonflikt in dem großen Streit mit dem von der Abwahl bedrohten Amtsinhaber – geht in die nächste Runde. Kaser hatte am 3. Juni auf seiner Website www.kaser-klare-kante.de ein zehnseitiges Schreiben unter dem Titel „War das Geschäft von zehn Millionen Euro mit der Stadtsparkasse ein Gewinn für Wedel?“ veröffentlicht und die Antwort gleich mitgeliefert: „Nein!“. Die Anschuldigungen darin will die per Satzung politisch neutrale Bank, dessen gesetzter Verwaltungsratsvorsitzender Kaser selbst ist, nicht unkommentiert lassen.

Zur Erklärung: Es geht um eine sogenannte Additional-Tier-1-Anleihe. Im Rahmen der Zeichnung der AT1-Anleihe hat die Stadt Wedel im Jahr 2014 der Stadtsparkasse Wedel zehn Millionen Euro als zusätzliches Kernkapital zur Verfügung gestellt und erhält dafür eine jährliche Verzinsung.

Wenige Tage vor Abwahltermin: Sparkasse Wedel „höchst irritiert“ über Kasers Äußerungen

Der höchst umstrittene Rathauschef – ihm droht am Sonntag, 9. Juni, die Abwahl – behauptete nun öffentlich, dass die „Finanzspritze“ von zehn Millionen Euro im Jahr 2014 der Stadt und ihren Bürgern geschadet habe und gegen geltendes Recht verstoßen habe. „Ich habe das seit 2014 stattfindende Spiel um die Stadtsparkasse weder mitspielen noch verschweigen wollen, vielleicht liegt hier der Schlüssel zu den Hintergründen des Abwahlverfahrens“, mutmaßt Kaser.

Die Sparkasse hat ihrerseits mit einem öffentlichen Schreiben reagiert. Darin heißt es: „Die Stadtsparkasse Wedel zeigt sich höchst irritiert über die Aussagen von Bürgermeister Gernot Kaser.“ Die Institution verweist auf einen Überschuss von mehr als drei Millionen Euro. Zudem stelle die AT1-Anleihe nach Einschätzung der Kommunalaufsicht eben keine Geldanlage, sondern eine Investition dar, so die Sparkasse.

Aussetzung der Zinszahlung im Verwaltungsrat mit Kaser besprochen

Und weiter: Seit Mai 2022 sei die Thematik der Aussetzung der Zinszahlung im Verwaltungsrat mehrmals ausführlich unter Sitzungsleitung von Gernot Kaser erörtert worden. „Es gab insofern ausreichend Gelegenheit, Bedenken beziehungsweise andere Einschätzungen zu äußern.“ Auf eben diesen Beratungen im Verwaltungsrat sei auch beschlossen worden, die Zinszahlung für das Geschäftsjahr 2024 wieder aufzunehmen.

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„Wir weisen die Aussage, dass es um die Stadtsparkasse Wedel ein ,Spiel‘ gibt und gegebenenfalls der Schlüssel für das Abwahlverfahren sei, in aller Deutlichkeit von uns“, heißt es seitens der Sparkasse Wedel. „Die Stadtsparkasse Wedel ist und bleibt politisch neutral und ihrer Satzung verpflichtet. Diese stellt unseren öffentlichen Auftrag in den Mittelpunkt unseres Handelns. Wir sind daher stolz, jedes Jahr rund 150.000 Euro über Spenden, Sponsoringmaßnahmen oder unserer Stiftung in unserem Geschäftsgebiet zur Verfügung stellen zu können. Diese Maßnahme mit Zinszahlungen aus einer AT1-Anleihe gleichzusetzen, entbehrt jeder Grundlage.“

Wedels Bürgermeister Kaser steht kurz vor der Abwahl

Gernot Kaser schießt – meist ohne Belege – nicht nur gegen die Sparkasse, sondern auch gegen Politik und Stadtmarketing. Er selbst sieht sich einer Vielzahl an Vorwürfen ausgesetzt. Gegen den 62 Jahre alten parteilosen Amtsinhaber wird unter anderem in einem Disziplinarverfahren ermittelt, es liegen Strafanzeigen, auch von der Stadt Wedel, wegen des Verdachts der Untreue bei der Staatsanwaltschaft Itzehoe gegen ihn vor. Er selbst hat ebenfalls Strafanzeige gegen die Stadt gestellt – wegen „Beleidigung, übler Nachrede und Verleumdung gegen Personen des politischen Lebens“.