Wedel. Traumjob an der Schiffsbegrüßungsanlage an der Elbe ist vergeben. Was den neuen Kapitän mit Showmaster Peter Frankenfeld verbindet.

Wechsel auf der Kommandobrücke: Friedrich Niemeyer (78) sagt „tschüs“ und geht nach zwölf Jahren als Begrüßungskapitän von Bord. Mit Jörg Gregor, Kai Kuhnert und Hans-Hermann Krogmann rücken gleich drei Neue nach ins nunmehr achtköpfige Kapitänsteam der Schiffsbegrüßungsanlage Willkomm Höft im Neuen Schulauer Fährhaus.

Das Abendblatt hatte im März als Erstes dazu aufgerufen, sich für den freigewordenen Posten auf der Brücke zu bewerben. Die erwähnten drei konnten sich – nach Vorstellungsgespräch und Probearbeit – mit ihrer Persönlichkeit und Passion fürs Maritime bei Franz Jost, operativer Betriebsleiter im Neuen Schulauer Fährhaus, und dem aktiven Kapitänsteam durchsetzen.

Willkomm Höft: Der neue Begrüßungskapitän ist in Wedel aufgewachsen

Auf der Brücke ist einen Tag, bevor für Friedrich Niemeyer (den alle Fritz nennen) Schluss ist, die Atmosphäre heiter; auch Hans-Hermann Krogmann – einer der Neuen – ist zwecks Einarbeitung dabei. Man ist bereits beim „Du“. Die Freude, es hierher auf die Brücke geschafft zu haben, ist Krogmann, der in Hamburg geboren und in Wedel aufgewachsen ist, anzumerken. Für ihn sei es vom Gefühl her wie nach Hause kommen, sagt der 71-Jährige und strahlt.

Wie er das meint? Krogmann erzählt, dass er während der Schulzeit dreimal als Schiffsjunge zur See gefahren sei. 1968 ging’s los, für eine Bugsierreederei auf einem Kümo nach England und Irland. Die Aufgabe des damals 15-Jährigen: Spannschrauben schmieren.

Schiffsbegrüßungsanlage: Während der Schulzeit dreimal zur See gefahren

Mit an Bord waren damals, so Krogmann, auch der Showmaster Peter Frankenfeld mit seiner Familie. Die wollten Urlaub in Irland machen. Und zwar mit dem Auto, einem schwarzen Chevrolet. Und hatten ihn kurzerhand – wegen fehlender Fährverbindung zwischen der Heimat und Irland – als Decksladung mit aufgegeben.

Später dann heuerte der Schüler bei Hamburg-Süd an. Es lockten sieben Wochen auf der „Cap San Augustin“ nach Südamerika, bevor es in den nächsten Ferien wieder an Bord ging Richtung Südspanien und Nordafrika.

Begrüßungskapitän: „Wie viele Wale und Delfine ich gesehen habe“

„Von diesen Eindrücken zehre ich heute noch. Wie viele Wale und Delfine ich gesehen habe“, sagt Krogmann. Die Zeit habe ihn geprägt: „Ich hatte nie Scheu, auf Menschen zuzugehen und mich in anderen Ländern zu bewegen. Dieses Gefühl der Freiheit, das ich spürte, wenn ich nachts in den Sternenhimmel geschaut habe, trage ich noch heute in mir.“

Auch nach der Schulzeit, in den acht Jahren beim Bundesgrenzschutz, habe er es während seiner Auslandsaufenthalte unter anderem in Kolumbien, Tunesien und auf Teneriffa immer genossen, so dicht am Meer zu sein.

Schon der Ururgroßvater des neuen Begrüßungskapitäns fuhr zu zur See

Die Liebe zum Maritimen liege in der Familie. Sein Ururgroßvater sei als Schnelldampferkapitän beim Norddeutschen Lloyd gefahren, sagt Krogmann. Rund 100 Reisen seien in dessen Seefahrtsbüchern registriert, die mittlerweile in einem Museum ausgestellt sind. Auch der Vater habe in der Schifffahrtsbranche gearbeitet. Krogmann selbst verantwortete als gelernter Industriekaufmann viele Jahre den Vertrieb von Großküchen – auch für die Schifffahrt versteht sich…

Seit vier Jahren ist der passionierte Sammler von Schiffsmodellen nun in Rente. Einen Großteil der Zeit hat er mit seiner Ehefrau, einer Chilenin, in deren Heimat verbracht. Seit einigen Monaten ist sein Lebensmittelpunkt nun wieder Wedel.

Willkomm Höft: Seit 1952 werden Schiffe begrüßt

Hier wird Krogmann bald mehrere Tage im Monat gegen eine Aufwandsentschädigung eigenverantwortlich auf der Brücke der Schiffsbegrüßungsanlage stehen. Um von hieraus – so ist es seit 1952 Tradition – täglich die Schiffe von mehr als 1000 Grosstonns aus aller Herren Länder mit ihrer Nationalhymne zu begrüßen und zu verabschieden. Um dann zum Mikrofon zu greifen und den Gästen draußen und im Restaurant alles Wissenswerte zum Schiff zu erklären – unterstützt von 17.000 gut sortierten Karteikarten und dem täglichen Hafenbericht.

Ein Schiff fährt nach dem Verlassen des Hamburger Hafens auf der Elbe an der Schiffsbegrüßungsanlage Willkomm Höft im Schulauer Fährhaus vorbei. Im Juni 1952 wurde erstmals eines der täglich ankommenden Schiffe mit seiner Nationalhymne und dem Hissen der Hamburg Flagge begrüßt und beim Verlassen des Hafens wieder verabschiedet.
Ein Schiff fährt nach dem Verlassen des Hamburger Hafens auf der Elbe an der Schiffsbegrüßungsanlage Willkomm Höft im Schulauer Fährhaus vorbei. Im Juni 1952 wurde erstmals eines der täglich ankommenden Schiffe mit seiner Nationalhymne und dem Hissen der Hamburg Flagge begrüßt und beim Verlassen des Hafens wieder verabschiedet. © dpa | Marcus Brandt

Da wird Krogmann auch gern mal das Fernglas zur Hand nehmen. Vielleicht fährt genau in diesem Moment Fritz Niemeyer in seinem Boot vorbei, das in Wedel liegt. Darauf, will dieser – auch mit der Familie – künftig mehr Zeit verbringen. Sein erstes Boot habe er sich übrigens von seinem ersten Gehalt gekauft, sagt der pensionierte Biologie- und Chemielehrer.

Der alte Begrüßungskapitän arbeitete als Lehrer

Niemeyer, der auch mal acht Semester Meeresbiologie studiert hat, wollte nach dem Abitur eigentlich Seemann werden. Ein Unfall nach der Grundausbildung bei der Marine habe ihm da aber einen Strich durch die Rechnung gemacht. Doch beide Kinder hätten Nautik studiert und seien als Schiffsoffiziere zur See gefahren.

Heute arbeite die Tochter als Dozentin an der Staatlichen Seefahrtschule Cuxhaven, und der Sohn steuere ein Lotsenstationsschiff auf der Nordsee, so der gebürtige Ostfriese, der in Stade lebt und ein Faible für Museumsschiffe und große Segler hat.

Willkomm Höft: Dere neue Begrüßungskapitän macht sich an die Arbeit

Naheliegend, dass er während seiner aktiven Zeit mit seinen Schülern die Klassen- und Projektreisen oft auf Traditionsschiffen verlebte. Um den Teamgeist der Truppe zu stärken und gemeinsam zu erfahren, was es bedeutet, ein Teil der Mannschaft zu sein.

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Ein Teil der Mannschaft ist Niemeyer für viele von ihnen bis heute geblieben. So wird der selbst ernannte Experte für „gelungenen Ruhestand“ Anfang Juli in der Hamburger Haifischbar dabei sein, um ein 40. Abitur-Jubiläum mitzufeiern. Dann wird nicht nur Humoriges von früher geteilt, sondern auch die eine oder andere „Erfrischung“ zu sich genommen. Für den früheren Lehrer gibt’s dann gern mal einen Jägermeister. Warum Niemeyer den so mag? „Der hat 56 Kräuter. Das schafft kein Salat.“ Spricht’s und schmunzelt in seinen Rauschebart.