Pinneberg. Neun konkrete Plätze und Straßen wurden als extrem furchteinflößend ausgemacht. Wo sie liegen und was dort so beängstigend ist.
Dunkle Ecken, einsame Parkhäuser, schlecht beleuchtete Wege: Auch in Pinneberg gibt es Orte, an denen sich vor allem Frauen und Kinder gruseln, die sie meiden oder nur mit mulmigem Gefühl passieren, weil sie Angst haben, Opfer einer Straftat zu werden. Der Bahnhof, der Fahlt oder auch der Drosteipark sind unter anderem solche Plätze, das hat jetzt eine Anfrage der Fraktion „Buntes Pinneberg“ bei der Stadtverwaltung ergeben.
Insgesamt neun dieser sogenannten Angsträume können in der Stadt klar benannt werden. Dort ist das Sicherheitsgefühl schlecht, es sind: Plätze der Furcht. Dabei bezeichnet der Begriff Angstraum allgemein einen Ort, an dem Menschen subjektiv Unsicherheit bis hin zu Angst empfinden können. Konkret sind damit meist öffentliche Räume gemeint, in denen das Gefühl einer Bedrohung durch Kriminalität, insbesondere durch Straßengewalt, besonders stark ausgeprägt ist.
Angst in Pinneberg: Diese Orte flößen den Bürgern besonders viel Furcht ein
Die Politik wollte konkret wissen, welche Angsträume in Pinneberg bekannt sind. Und tatsächlich gibt es eine Liste der Orte, an denen das Unsicherheitsgefühl besonders groß ist. Das habe zuvor eine Bestandsaufnahme ergeben. Die Entwicklung von Gegenmaßnahmen seien auch „mehrfach Thema im Kriminalpräventiven Rat sowie im Seniorenbeirat“ gewesen, so die Stadtverwaltung in ihrer Antwort.
Auch die Stadtjugendpflege und das Streetworking hätten sich mit Angsträumen befasst. Zudem habe es eine Sozialraumbegehung von der Gleichstellungsbeauftragten mit der Stadtjugendpflege und dem Kinder- und Jugendbeirat gegeben. Dabei hätten sich neun Gebiete in der Pinneberger Innenstadt als Angsträume von Bürgerinnen und Bürgern herauskristallisiert.
Angsträume: Berufsschule, Fahlt, Bahnhof - dunkle Ecken gibt es viele
Dazu gehöre etwa der Parkplatz der Berufsschule und die nähere Umgebung. Auch die Grünfläche am Fahltskamp und an der Waldstraße werde als „beängstigender Schulweg“, besonders im Winter, empfunden. Wegen zunehmenden Drogenkonsums werde zudem der Fahlt, besonders an der Weggabelung Rosengarten/Bahnhof, als extrem gruselig und beängstigend wahrgenommen.
Kaum verwunderlich ist auch, dass am Bahnhof Pinneberg ein großes Unsicherheitsgefühl herrscht. Nicht grundlos wurde das Areal genau wie Teile der Innenstadt schon zuvor von der Polizei als „Gefahrengebiet“ eingestuft. In der Vergangenheit kam es dort vermehrt zu Straftaten und Straßenkriminalität.
Polizei hat Teile Pinnebergs nicht grundlos zum Gefahrengebiet erklärt
Zu den Angsträumen zählt der Auflistung nach auch das erweiterte Bahnhofsumfeld. Insbesondere die Unterführung und der Mühlenautunnel sowie die Fahrradparkplätze vor dem Fahlt. Insgesamt wird der Zugang zum Bahnhof und zum Vorplatz des Bahnhofes in Richtung Stadt durch die andauernde Baustelle und die unübersichtliche Wegführung und Verkehrslenkung als „unsicher“ empfunden.
Der Drosteipark ist ein weiterer Schwerpunkt hinsichtlich des Unsicherheitsempfindens der Bürger. Vor allem der Bereich hinter den Hochhäusern im Drosteipark, nahe dem Kinderspielplatz bei der Tischtennisplatte werde besonders im Winter und abends als gruselig empfunden. Dies gilt in diesem Bereich besonders für Mädchen und Frauen. Dazu zählt auch der Bereich des Teiches im Drosteipark. Dort seien die Sitzgelegenheiten schlecht oder nicht einsehbar und werden so besonders von Mädchen und Frauen nicht genutzt.
„Geisterstadt“: Frauen haben Angst in Leerstandshochburg
Der Weg entlang der Moltkestraße und dem Von-Ahlfeldt-Stieg in Richtung Bahnhof ist ein weiterer Angstraum. Denn das sei auch der Zugang für Jugendliche zum Bahnhof in Richtung Hamburg am Wochenende. Besonders Mädchen und Frauen haben hier Ängste. Zudem sorgt der Leerstand an der Schulstraße und der Schauenburger Straße für ein mulmiges Gefühl. Wegen des Leerstandes gaben die Befragten diesem Teil Pinnebergs auch den Beinamen „Geisterstadt“.
Das bloße Benennen der Angsträume war der Fraktion Bundes Pinneberg allerdings zu wenig. Von der Stadtverwaltung wollten die Lokalpolitiker überdies wissen, welche Konzepte dagegen erarbeitet werden. Laut Auskunft aus dem Rathaus sei die Vermeidung oder der Abbau von Angsträumen aber eine „komplexe interdisziplinäre Fragestellung“. Kurzum: Präzise Gegenmaßnahmen seien schwierig.
Rathaus Pinneberg will an vielen Stellen arbeiten
Das Thema Angsträume sei somit eine Querschnittsaufgabe, die auch über die städtischen Zuständigkeiten hinausgehe. So seien die städtischen Stadtplanungen, die soziale Infrastruktur wie Kinder- und Jugendeinrichtungen, Stadtjugendpflege sowie das Streetworking genauso Bestandteil einer möglichen Gesamtstrategie wie auch die Gewahrenabwehr und Strafverfolgung von Seiten der Polizeibehörden oder Staatsanwaltschaften.
Die Differenzierungen und der Umgang mit objektiven Gefahrenlagen einerseits und subjektiven Angstgefühlen andererseits gehen sogar bis in psychologische Fragestellungen hinein, so die Stadt. In diesem Zusammenhang könnten die unterschiedlichen Bereiche als Bausteine einer Gesamtstrategie gesehen und auch umgesetzt werden.
Wer leistet einen Beitrag zur Vermeidung von Angsträumen?
Wesentliche Bausteine für Sensibilisierung und Sichtbarmachung von Angsträumen sowie die Maßnahmenentwicklung sei eine Gesamtstrategie. So können Maßnahmen parallel und unabhängig angeschoben und umgesetzt werden, ohne dass die Gesamtstrategie aus dem Fokus gerät. Schon jetzt würden Kinder- und Jugendeinrichtungen, die Stadtjugendpflege und das Streetworking einen „erheblichen und verlässlichen Beitrag zur Vermeidung von Angsträumen“.
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Eine Arbeitsgemeinschaft, die sich mit der Neugestaltung des Areals unter der Hochbrücke befasst, leiste zurzeit einen Beitrag zum Abbau von dortigen Angsträumen. Die Gespräche der Gleichstellungsbeauftragten mit dem Beirat der Senioren und die Sozialraumbegehung stünden für die Sensibilisierung für und Sichtbarmachung von Angsträumen.
Als Fazit hält das Rathaus fest, dass in der Stadt Pinneberg das Thema Angsträume an unterschiedlichen Stellen bereits bearbeitet wird. Nun gelte es aber, die einzelnen Maßnahmen in eine Gesamtstrategie zusammenzufassen, die durch die Politik und Verwaltung begleitet wird. Dazu empfiehlt die Verwaltung, den Kriminalpräventiven Rat zu bitten, das Thema in der Arbeitsgruppe zu beantworten und Empfehlungen zu formulieren.