Kreis Pinneberg. Nach dem Allzeit-Tief erreicht das Niveau der Hausverkäufe, die zwangsweise versteigert werden, ein neues Hoch. Das sind die Angebote.
Der Traum vom Eigenheim ist in Deutschland ungebrochen. Doch manche Familien schaffen es irgendwann nicht mehr, die zum Teil hohen Zins- und Tilgungsraten zurückzuzahlen. Darauf deuten auch die aktuellen Zwangsversteigerungen im Kreis Pinneberg sowie die aktuellsten Zahlen über existenzielle Nöte hin.
Während landesweit die Zahl der Zwangsversteigerungen im vorigen Jahr um etwa 13 Prozent gestiegen ist, wächst die Zahl der erzwungenen Hausverkäufe im Landgerichtsbezirk Itzehoe, zu dem auch der Kreis Pinneberg gehört, um satte 40 Prozent – so stark wie nirgendwo sonst in Schleswig-Holstein. Betroffen waren im Vorjahr 194 Familien und Einzeleigentümer, 2022 waren es noch 138.
Zwangsversteigerungen im Kreis Pinneberg: „Für Panikmache besteht kein Anlass“
„Vom Platzen einer Immobilienblase zu sprechen, wäre allerdings verfrüht. Für Panikmache besteht kein Anlass, da die absoluten Zahlen im langjährigen Vergleich immer noch auf niedrigem Niveau sind“, versucht Alexander Blažek, Vorstandsvorsitzender des Grundeigentümerverbandes Haus & Grund Schleswig-Holstein, zu beruhigen.
Tatsächlich lag der Bezirk Itzehoe mit 1001 Zwangsversteigerungen in 2005 sowie den nachfolgenden Jahren bis zur internationalen Finanzkrise um 2008 mit jeweils 700 bis 900 Fällen weit über den aktuellen Werten. Der Sprecher der Immobilieneigentümer führt den aktuellen „Anstieg der Zwangsversteigerungen auf die sprunghaft gestiegenen Zinsen zurück“.
Beim Hauskauf und -verkauf immer an die „Lage, Lage, Lage“ denken
Blažek: „Wer im letzten Jahr neu finanzieren musste oder sich bei den Darlehensraten übernommen hat, kam in Schwierigkeiten. Es ist nicht mehr so einfach wie in vorherigen Jahren, seine Immobilie auf dem freien Markt zu verkaufen. Wenn hier der Kauf misslingt, geht die Immobilie in den Zwang.“
Beim Immobilienerwerb sollten Käufer neben dem energetischen Zustand nach wie vor an die Lage („Lage, Lage, Lage!“, Blažek) denken. Eine Immobilie bleibe eine Kapitalanlage. Der Experte sagt: „Das heißt, man muss eine Immobilie auch wieder veräußern oder gut vermieten können, wenn sich äußere Umstände ändern, zum Beispiel Trennung oder Arbeitsplatzwechsel.“ Als Faustregel kann man sich laut Blažek merken: Wenn die Zinsbelastung höher ist als die zu erzielende Nettokaltmiete: Finger weg!“
Bei erster Versteigerung muss die Hälfte des Verkehrswertes erreicht werden
Aktuell stehen im Amtsgerichtsbezirk Pinneberg, das zurzeit am Osterbrooksweg 42-44 in Schenefeld tätig ist, vier Immobilien zur Zwangsversteigerung an. Die Werte reichen von unter 100.000 bis zu mehr als eine Million Euro. Die teuerste der fünf zur Zwangsversteigerung stehenden Immobilien, die über das Amtsgericht Elmshorn in die Zwangsversteigerung gehen, wird auf 290.000 Euro taxiert.
Grundsätzlich müssen bei der ersten Versteigerung mindestens 50 Prozent des festgelegten Verkehrswertes erreicht werden. Der Gläubiger, wahrscheinlich eine Bank, kann aber auch mindestens 70 Prozent verlangen. Bei einem Wiederholungstermin darf der Kaufpreis sogar weniger als die Hälfte des Verkehrswertes betragen.
In Hasloh stehen seit einem Jahr Gebäude und landwirtschaftliche Flächen am Klövensteen zur Zwangsversteigerung an. Als Termin ist Montag, 1. Juli, um 9 Uhr angesetzt. Die Flächen umfassen gut 16.000 Quadratmeter. Das Hauptgebäude ist etwa 100 Jahre alt. Als Verkehrswert ist gut eine Million Euro angesetzt.
Zur Zwangsversteigerung steht auch ein Reihenhaus an der Kantstraße in Wedel. Der Verkehrswert ist mit 76.650 Euro festgelegt worden. Das Gebäude ist Anfang der 50er-Jahre von der Baugenossenschaft Adlershorst auf einem knapp 100 Quadratmeter großen Grundstück errichtet worden. Die Wohnfläche wird mit 56 Quadratmetern angegeben. Das Reihenmittelhaus ist zweigeschossig, voll unterkellert und mit Terrasse gebaut worden. Versteigert wird am 23. September ein halber Miteigentumsanteil.
An der Quickborner Straße in Borstel-Hohenraden steht ein geschichtsträchtiges Haus, das um 1900 gebaut wurde, mit 2500 Quadratmetern Freifläche zwangsweise zum Verkauf. Der Verkehrswert wird 474.000 taxiert. Der Termin im Amtsgericht ist auf Montag, 24. Juni, 9 Uhr angesetzt.
In Pinneberg, Op de Wisch, 15, muss eine Zwei-Zimmer-Wohnung im vierten Obergeschoss eines 13-geschossigen Hochhauses verkauft werden. Die Wohnfläche wird mit 64 Quadratmetern angegeben. Zur Wohnung gehören eine Loggia und ein Kellerraum. Der Verkehrswert wird mit 170.000 angegeben. Termin im Amtsgericht ist am Montag, 10. Juni, um 9 Uhr.
Am Amtsgericht in Elmshorn, Bismarckstraße 8, wird am Freitag, 31. Mai, 10 Uhr ein Erbbaurechtsgrundstück samt Gebäude an der Goethestraße in Uetersen versteigert werden. Das Gebäude ist Anfang der 50er-Jahre errichtet worden und teilweise unterkellert. Mitte der 60er-Jahre kam ein eingeschossiger Anbau dazu. Die Wohnfläche wird mit knapp 100 Quadratmetern angegeben. Es gibt einen Modernisierungs- und Instandhaltungsstau. Das Gebäude konnte innen nicht besichtigt werden. Der Erbbaurechtsvertrag endet am 31. März 2048. Das Objekt ist eigengenutzt. Der Verkehrswert wird auf 127.000 Euro geschätzt.
Am 21. Juni geht es um eine Wohnung und Grundstücksanteil in Tornesch, Ortsteil Esingen, Kleiner Moorweg. Die Zwei-Zimmer-Eigentumswohnung (EG Mitte) nebst Terrasse ist 1994 in einem in Massivbauweise erstellten, nicht unterkellerten, eingeschossigen Wohnhaus mit ausgebautem Dachgeschoss und insgesamt 4 Wohneinheiten errichtet worden. Sie ist etwa 50 Quadratmeter groß und vor 20 Jahren verändert worden. Es besteht Renovierungs- und Modernisierungsbedarf. Der Verkehrswert ist mit 125.000 Euro angegeben.
Am 5. Juli wird über eine Zwei-Zimmer-Eigentumswohnung mit Balkon im neunten Obergeschoss eines zwölfgeschossigen Gebäudes an der Eichstraße in Elmshorn verhandelt. Die Gutachter bescheinigt dem Haus einen durchschnittlichen, gepflegten baulichen Zustand. Das Gebäude ist 1966 errichtet, 2016 sowie 2019-23 saniert worden. Ein Fahrstuhl ist vorhanden. Die Wohnfläche umfasst 46 Quadratmetern. Umfangreiche Modernisierungs- und Instandhaltungsarbeiten sind notwendig. Die Wohnung steht leer.
Der Verkehrswert wird auf 70.000 Euro geschätzt.
Um eine Drei-Zimmer-Eigentumswohnung im Erdgeschoss geht es am 16. August ebenfalls. Auf 215.000 Euro wird die Immobilie an der Straße Klostersande in Elmshorn taxiert. Zwei Loggien sowie ein Keller gehören dazu. Das Haus ist 1982 errichtet worden. Die Wohnung ist 87 Quadratmeter groß und steht leer.
Am 6. September geht es ab 10 Uhr um ein Mehrfamilienhaus an der Norderstraße in Barmstedt. Das zweigeschossige, nicht unterkellerte Gebäude hat einen eingeschossigem, hinteren Anbau und drei einfach ausgestatteten Wohnungen. Das Haus ist fast 120 Jahre alt und mehrmals an- und umgebaut worden, das letzte Mal 2001.
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Die Wohnungen sind 55 bis 65 Quadratmeter groß. Es gibt eine Gaszentralheizung für beide Wohnungen im Erdgeschoss und eine gesonderte Heizung für die Wohnung im Obergeschoss. Eine getrennte Abrechnung der Verbrauchskosten ist zurzeit nicht möglich. Die Gutachter bescheinigen einen ordnungsgemäßen Unterhaltungszustand, konkreter Instandsetzungsbedarf sei nicht erkennbar. Zwei Wohnungen sind eigengenutzt, für die hintere Wohnung im Erdgeschoss besteht ein Wohnrecht. Der Verkehrswert beträgt 290.000 Euro.