Pinneberg. Vor vier Monaten waren die ausgesetzten Exoten elendig in der Kälte gestorben. Wie Tierschützer so etwas künftig verhindern wollen.

In einer mysteriösen Serie tot aufgefundener Schildkröten konnte nun ein Täter ermittelt werden. Die Staatsanwaltschaft Hamburg hatte die Untersuchungen geleitet. Tierschützer fordern nun ein hartes Vorgehen gegen den Tierhalter und ein bundesweites Exotenverbot.

Zum Hintergrund: Im November vergangenen Jahres wurden mehrere tote Spornschildkröten gefunden. Eines der exotischen Reptilien wurde vor vier Monaten in Ellerbek entdeckt. Eine Spaziergängerin mit ihrem Hund hatte das tote Tier im Graben gesehen. Das 20 Kilogramm schwere Tier lag nahe der Feldwege Moratzentwiete und Langhoopweg auf dem Rücken in der Landschaft.

Spornschildkröte in Hamburg in Mülltonne gefunden

Eine andere Spornschildkröte war kurz darauf in einem Müllcontainer in Hamburg-Schnelsen tot aufgefunden worden. Damals versprach der Hamburger Tierschützer Stefan Klippstein eine Belohnung von 1000 Euro für Hinweise auf den Tierhalter, die zur Verurteilung führen.

Die Spornschildkröte lebt normalerweise in Afrika, nicht im deutschen Vorgarten.
Die Spornschildkröte lebt normalerweise in Afrika, nicht im deutschen Vorgarten. © picture alliance/dpa | Daniel Vogl

Das Verfahren wegen einer Straftat nach dem Tierschutzgesetz wurde nun allerdings gegen den ermittelten Halter eingestellt, da die Todesursache der Schildkröten nicht mehr festgestellt werden konnte. Es liegen aber Verstöße gegen Artenschutz-Bestimmungen vor, welche sanktioniert werden sollen. Dieses Verfahren wurde an die Hamburger Artenschutz-Behörde abgegeben. Wegen der anderen Fälle von ausgesetzten Spornschildkröten wird weiter ermittelt.

Tierschützer fordern Tierhalteverbot für den Täter

Stefan Klippstein und Christian Erdmann, Leiter der Artenschutz und Wildtierstation e.V. in Klein Offenseth-Sparrieshoop, fordern nun ein hartes Vorgehen gegen den Tierhalter. „Gegen den Täter ist unverzüglich ein Tierhalteverbot zu erlassen, ferner Bußgelder im höchstmöglichen Rahmen zu verhängen. Gegebenenfalls noch gehaltene Tiere sind unverzüglich amtlich sicherzustellen und in Auffangstationen unterzubringen“, so die beiden in einer Erklärung.

Immer wieder weisen sie darauf hin, dass die Haltung und der Handel exotischer Tiere insbesondere im Internet in Deutschland verboten werden sollte. Aktuell wird das Tierschutzgesetz zwar überarbeitet. Der Entwurf sieht jedoch weder ein Verbot der Exotenhaltung vor, noch Maßnahmen gegen den anonymen Handel mit Wildtieren im Internet.

Exoten werden auf Reptilienbörsen verhökert

„Zudem sollen Reptilienbörsen weiterhin erlaubt werden, wo die hochempfindlichen Exoten zu Ramschpreisen an jedermann verhökert werden“, sagt Klippstein. „Leider interessiert sich die Politik weder in Kiel, Hamburg oder Berlin für das Leiden und Sterben exotischer Tiere.“

Es gehe nur um schnellen Profit, bestätigt Christian Erdmann. Er selbst war im Herbst in Hamm (Nordrhein-Westfalen) auf der Exotenmesse und machte sich ein Bild von einer Exotenbörse. „Völlig unqualifizierte Tierhändler verramschen Leguane, Chamäleons, Schildkröten, Unken, Gifttiere, alles was das Herz begehrt. Die Nachfrage bestimmt den Markt“, sagt er.

Auffangstationen bleiben auf Kosten für Exoten sitzen

Für ihn sei es eine bittere Erfahrung gewesen. „Ich war überrascht, wie viele Menschen sich dort mit der Ware Tier versorgen. Ein Fünftel des regulären Preises sind Standard. Nach dem Motto viel bringt viel“, so der Leiter der Wildtierstation.

Bei der Masse an Nachschub sei es völlig sinnbefreit, solche exotischen Tiere in einer Auffangstation, die sich maßgeblich aus Spenden finanziere, kostspielig unterzubringen. „Verantwortlich müssen die Ordnungsämter bleiben, die solche Börsen genehmigen. Eine kurzfristige Mitfinanzierung der Schlangen und Spinnen nützt niemanden, solange es kein Plan B gibt“, sagt Erdmann.

Menschen in Deutschland dürfen sogar Kängurus halten

Seine Frau Katharina Erdmann ist die Vorsitzende des Landestierschutzverbandes Schleswig Holstein. Sie fordert Sachkundenachweis und Registrierungspflicht. „So könnten ausgesetzte Exoten schneller zugeordnet werden. Eine fachliche Qualifizierung der Halter würde eine große Hürde für viele Hobbyhalter bedeutet. „Warum ist in Deutschland erlaubt, privat ein Känguru zu halten?“

Spornschildkröten sind nach den Galápagos-Riesenschildkröten und den Seychellen-Riesenschildkröten die drittgrößten Landschildkröten der Erde. Ausgewachsene Tiere können eine Rückenpanzerlänge von bis zu 80 Zentimeter erreichen. Ein Gewicht von mehr als 80 Kilogramm ist keine Seltenheit.

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Die Tiere besiedeln in freier Wildbahn ein zumeist trockenes Verbreitungsgebiet mit spärlicher Vegetation im nördlichen Zentralafrika. Sie machen deshalb auch keinen Winterschlaf und brauchen auch im Winter viel Wärme. Vermutlich war dem Halter die Energiekosten zu teuer geworden oder er entledige sich auf diesem Weg der toten Tiere.