Kreis Pinneberg. Heftiger Regen bringt Drainagen und Entwässerungssysteme ans Limit. Fachfirmen sind oft ausgelastet, Reservepumpen sind Mangelware.

Wer im Kreis Pinneberg in der Elbmarsch lebt und einen Keller hat, der weiß: Die Drainage-Pumpen muss man pflegen! Ansonsten würde das Grundwasser in die Mauern drücken und kurze Zeit später den Keller fluten. Die durch den Klimawandel verschuldeten extremen Wetterlagen im Kreis Pinneberg mit dem Dauerregen im Frühjahr haben jedoch weitaus mehr Hauseigentümer zum Handeln gezwungen, auch dort, wo es bislang niemand erwartete.

Beispiel Elbhochufer in Wedel. Dort erlebte ein junges Paar in einem gemieteten Reihenhaus an der Königsbergstraße eine feuchte Überraschung. Fast ein Jahr lang hatten Joachim Hübner, der in einer Rehabilitationseinrichtung für psychisch kranke Menschen arbeitet, und die angehende Sozialarbeiterin Magdalena Weishaupt (beide 32) in Hamburg nach einer Wohnung gesucht. In der Rolandstadt fanden sie ein „kleines Juwel, superschön“.

Schreck am Feiertag: Plötzlich stand die junge Frau im Keller im Wasser

Doch nach den starken Regenfällen bekamen sie zwar keine kalten, aber nasse Füße. Die junge Frau wollte Milch aus dem Keller holen und stand plötzlich im Vorratsraum in einer größer werdenden Pfütze. Was tun? Da Feiertag war, ging bei den Handwerksfirmen nicht sofort jemand ran. Also packte das Paar selbst an, löste das durchweichte Klicklaminat, schippte, feudelte.

Auch am nächsten Tag war guter Rat teuer. Die alarmierte Fachfirma hatte alle Hände voll zu tun, da zahlreiche Notrufe eingegangen waren. „Wir hatten in dieser Zeit gut 20 Einsätze aufgrund nicht intakter Drainageanlagen. Teils lag es daran, dass vorhandene Pumpen ausgefallen sind, teils waren noch keine Pumpen vorhanden, da diese in den letzten Jahren/Jahrzehnten noch nicht notwendig waren“, erläutert Lars Malyska vom Meisterbetrieb für Gas- und Wasserinstallation Thorsten Malyska aus Wedel.

Fachfirmen für Drainagen überlastet und Pumpen vergriffen

Malyska empfahl den jungen Hilfesuchenden vom Elbhochufer einen anderen Kollegen. Der kam auch, analysierte die Lage und empfahl, eine Flachwassertauchpumpe zu kaufen. „Das Wasser kam aus den Wänden, aus Bodenritzen, aus dem Schmutzwasserschacht“, erzählt Joachim Hübner. Da war keine Leitung defekt, die man nur hätte instandsetzen müssen. So etwas hatten auch die Nachbarn am Elbhochufer und auch die Vermieterin noch nicht erlebt. Eine Drainage hat hier noch niemand.

Nach dem ungewöhnlichen Wassereinbruch an diesem hoch gelegenen Ort und der Überlastung der Fachfirmen musste das Paar den nächsten Tiefschlag einstecken: Denn aufgrund der hohen Nachfrage waren auch die Pumpen in den Baumärkten ausverkauft. Erst nach langem Hin und Her gelang es den jungen Leuten, die richtige Pumpe zu ergattern. Danach lief sie wochenlang und pumpte das eindringende Grundwasser in der Waschküche in den Überlauf und damit ins Siel.

Pumpen jetzt auch für Draianageschächte, die bislang ohne funktionierten

Ungewöhnlich war für die Firma Malyska auch ein Einsatz an einem Doppelhaus im Kronskamp, ebenfalls in Wedel, etwa auf der Höhe Spargelkamp. Dort war auf beiden Grundstücken jeweils ein großer Drainage-Sickerschacht jedoch ohne Pumpe vorhanden. Das Grundwasser drückte bereits in eines der beiden Häuser in den Keller hinein. „Hier haben wir für beide Schächte neue Pumpen geliefert und installiert“, berichtet Lars Malyska.

Lars Malyska (Meisterbetrieb für Gas- und Wasser-Installationen Thorsten Malyska in Wedel) und seine Kollegen hatten nach extremen Regenfällen an Drainagen und anderen Entwässerungsanlagen alle Hände voll zu tun.
Lars Malyska (Meisterbetrieb für Gas- und Wasser-Installationen Thorsten Malyska in Wedel) und seine Kollegen hatten nach extremen Regenfällen an Drainagen und anderen Entwässerungsanlagen alle Hände voll zu tun. © Michael Rahn | Michael Rahn

Und so rüsteten allein der Wedeler Installateurmeister und seine Kollegen in den Tagen der Regenflut fast zwei Dutzend Anlagen teilweise komplett neu aus. Allein an Material zu kommen, war nicht so einfach. Nach dem Lieferengpass in der heißen Phase Anfang des Jahres sind die Pumpen jetzt wieder im Fachhandel ausreichend verfügbar.

Fachmann rät: Drainagepumpe mindestens jährlich überprüfen und reinigen

Der Fachmann rät, „mindestens einmal im Jahr die Pumpe zu demontieren, zu reinigen und auf Funktion zu prüfen. Auch der Drainageschacht, die Leitungen und die Pumpendruckleitung sollten begutachtet und gegebenenfalls gereinigt werden.“

Lars Malyska (Meisterbetrieb für Gas- und Wasser-Installationen in Wedel) hat nach extremen Regenfällen an Drainagen und anderen Entwässerungsanlagen alle Hände voll zu tun. Bei der Kontrolle der Leitungen und Schächte hilft moderne Kameratechnik.
Lars Malyska (Meisterbetrieb für Gas- und Wasser-Installationen in Wedel) hat nach extremen Regenfällen an Drainagen und anderen Entwässerungsanlagen alle Hände voll zu tun. Bei der Kontrolle der Leitungen und Schächte hilft moderne Kameratechnik. © Michael Rahn | Michael Rahn

Der zweite heiße Tipp: Wer auf seinem Grundstück einen Drainageschacht hat (mit oder auch ohne Pumpe), sollte sich in jedem Fall eine Ersatzpumpe mit möglichst langem Schlauch anschaffen, damit er bei einem Ausfall der Pumpe oder bei steigendem Grundwasser selbst das Wasser auf eine Grünfläche möglichst weit vom Haus entfernt oder in eine vorhandene Regelabwasserleitung pumpen kann.

Experten-Tipp: Ersatzpumpe mit langem Schlauch einlagern

Joachim Hübner und Magdalena Weishaupt verfügen jetzt über eine ausreichende Pumpe. Trotzdem hoffen sie, dass der Sommer trocken bleibt und das Grundwasser noch kräftig absinkt, damit sie nicht wieder pumpen müssen. Bislang steht das Wasser in dem Kontrollschacht für die Schmutzwasserleitung noch gut 20 Zentimeter unter der Fußbodenhöhe. Außerdem wird eine Fachfirma die Kellerwände von innen versiegeln.

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Aber woher kommt das Grundwasser am Elbhochufer? Sind das in den 50er-Jahren errichtete Gebäude und die Nachbarreihenhäuser vielleicht auf einem alten Graben errichtet worden? „Das könnte sein“, sagt Anke Rannegger vom Wedeler Stadtarchiv. Das Flurstück trägt den Namen „Am Bellerbeck“. Die Archivarin: „Das deutet auf einen Bach hin.“

Auch auf einer gut 100 Jahre alten Karte ist ein Graben in diesem Gebiet eingezeichnet. Irgendwie musste das Wasser auf den Wiesen und Feldern oben am Elbhang ja zusammenfließen und Richtung Elbe ablaufen. Gebäude und Keller gab es damals dort noch nicht.