Elmshorn. Offensive im Netz: Kulturschaffende schließen sich zusammen, um sichtbarer zu werden. Was sich die Initiatoren außerdem erhoffen.

Nun ist er aufgegangen – oder besser gesagt online gegangen – der neue Stern am Elmshorner Kulturhimmel. Aber vielleicht passt der Vergleich mit einem neuen Leuchtfeuer am Horizont der Kulturszene der Krückaustadt sogar noch ein wenig besser. Denn mit dem Kulturkombinat Elmshorn (KKE) wollen dessen Schöpfer vor allem eines erreichen; ihre Kultur präsenter machen.

Geboren wurde die Idee, die Elmshorner Kultur unter einem Dach zu vereinen, ausgerechnet bei zwei Vereinen, die – zurzeit – kein eigenes Dach überm Kopf haben. Der Apollo Kultur e.V. und die Straßenpirat:innen e.V. sind treibende Kräfte dieser Initiative, die den Kreativgeist der Stadt stärken und bekannter machen soll.

Die Idee zum Kulturkombinat wird 2022 geboren

„Mit Eröffnung des Apollo im August 2022 als Veranstaltungsort habe ich mich gefragt, warum es in Elmshorn keine Form der Präsentation gibt, die groß und zentral die Kultur dieser Stadt sichtbar macht. Da wäre zum Beispiel die MS ,Klostersande‘: Ich kann mich nicht erinnern, im Stadtbild Plakate mit ihrem Angebot gesehen zu haben“, sagt Svenja Krause, Vorsitzende des Apollo Kultur e.V. bedauernd. „Ich hatte bis jetzt das Gefühl, dass wir unseren Bedürfnissen entsprechend keine Chance haben, vernünftig Werbung zu machen und unsere Sachen zu platzieren. Das ist in anderen Städten nicht so.“

Henrik Pohlmann vom Apollo Kultur e.V. hat den Onlineauftritt des neuen Kulturkombinats Elmshorn erstellt.
Henrik Pohlmann vom Apollo Kultur e.V. hat den Onlineauftritt des neuen Kulturkombinats Elmshorn erstellt. © Ulrich Stückler | Ulrich Stückler

Teilweise war aber auch fehlende oder reduzierte Plakatierung nicht nur dem fehlenden Platz hierfür, sondern auch dem Kostenfaktor geschuldet. „Wir haben schon mal nicht plakatieren können, weil es einfach zu teuer war und hinterher das Geld nicht wieder hereinkam“, erinnert sich Svenja Krause, und auch an eine besondere Form des Spießrutenlaufens: „Das war ein Problem, Plätze zu finden, wo wir unsere Flyer auslegen konnten, ohne dass gleich nach dem Motto ,Na gut, wenn es denn sein muss‘ die Augen verdreht wurden.“

Kulturkombinat Elmshorn: Projekt soll Kooperation statt Kannibalismus fördern

Da zudem im vergangenen Jahr bei der Diskussion um die Fortführung der Arbeit des Kranhauses sowie der Kulturszene an sich der Begriff der „Kannibalisierung der Elmshorner Kultur“ geprägt wurde, fühlten sich Svenja Krause und Henrik Pohlmann vom Apollo e.V. sowie Niklas Schulze von den Straßenpirat:innen, für die Schulze gleichfalls aktiv ist, besonders herausgefordert. „Unser Kulturkombinat Elmshorn ist endlich der Zusammenschluss, die Vernetzung der Kultur in Elmshorn, damit wir das Wort Kannibalismus in Zukunft komplett streichen können“, sagt Svenja Krause.

Damit die Ideengeber etwas vorweisen können, um zu zeigen, wie sich diese Form von Zusammenarbeit künftig ausgestalten soll, haben sie noch drei weitere Vereine zügig mit einbezogen und nun zu fünft das Kulturkombinat Elmshorn ins Rennen um Aufmerksamkeit geschickt. „Wir wollten möglichst schnell starten und nicht warten, bis noch 20 andere Vereine an Bord sind“, sagte Schulze. „Wir haben jetzt zusätzlich mit dem Kranhaus, der MS ,Klostersande‘ und dem Kunstverein im Kulturkombinat ein gutes Abbild dessen, was in Elmshorn möglich ist.“

Das Projekt startet, obwohl auch von der Stadt zeitnah ein Veranstaltungskalender erwartet wird

Dies alles im Wissen der Organisatoren, dass die Stadt Elmshorn zeitnah auch einen Veranstaltungskalender veröffentlichen wolle. „Die Pläne existieren schon lange, seit ungefähr vier Jahren, aber das soll nach unseren Informationen eine Unterseite von elmshorn.de werden“, sagt Krause. „Aber für mich als Kulturinteressierte ist doch eine eigene Seite viel interessanter. Ich will wissen, was ist los, wo kann ich hingehen? das alles, ohne mich erst durch ein Untermenü durchzuklicken.“

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Doch Außendarstellung, ein Veranstaltungskalender, das soll nur ein Faktor der Arbeit des KKE sein. Kooperation ist das Zauberwort. Zum Beispiel will einer der angeschlossenen Vereine eine Veranstaltung ausrichten und merkt, er hat nicht genug Stühle oder keine geeigneten Räumlichkeiten. „Dann ist unser Ziel, dass sich die Vereine untereinander mit Ausstattung helfen“, sagt Apollo-Schriftführer Henrik Pohlmann, der in seiner Agentur Dorfpixel den Webauftritt des KKE gestaltet hat.

Das Mehr an Aufmerksamkeit ist auch ein Zeichen der Wertschätzung für die ehrenamtliche Arbeit

Alles ein Plan, für dessen Umsetzung die Initiatoren bei ihren erhofften Mitstreitern nicht groß Werbung machen mussten. „Bei mir sind damit offene Türen eingelaufen worden“, sagt Kathrin Mohr vom Förderverein der MS „Klostersande“. „Es wird so viel ehrenamtliche Arbeit bei uns und in die Kulturszene hineingesteckt. Jetzt für diese größere Aufmerksamkeit zu sorgen, das dient doch auch der Wertschätzung unserer Mitglieder.“ Claus Schlüter vom Kranhaus als Teil des Freundeskreises Knechtsche Hallen pflichtet Kathrin Mohr bei: „Diese Kooperation bietet uns die Möglichkeit, noch mehr Vereine zusammenzubringen.“

Diejenigen, die vielleicht auch zeitnah mit ihrem kulturell aktiven Verein Mitglied im KKE werden wollen, können sich nun genauer ansehen, wie die Vereinsarbeit hier aussieht und ihnen nützen soll. Unter www.kulturkombinatelmshorn.de werden seit diesem Freitag, 3. Mai, Arbeit und Grundgedanke des Kulturkombinats präsentiert.

Und in Zukunft sollen hier online auch direkte Ticketkäufe möglich sein. Ein erster gemeinsamer Flyer mit den Veranstaltungsterminen der fünf bisherigen Mitglieder bis Ende Juni existiert schon. Das Pflänzchen Kulturkombinat Elmshorn ist also gesetzt, nun muss es nur noch angehen und wachsen.