Kreis Pinneberg. Männer sollen versucht haben, einen Schüler zu kidnappen. Seitdem ist die Aufregung groß. Wie Schulen, Eltern und Polizei reagieren.
Es war in den vergangenen Tagen das Thema in den sozialen Netzwerken des Kreises Pinneberg. In Moorrege soll ein Kind nur knapp einer Kindesentführung entgangen sein. Zwei Männer sollen versucht haben, den Jungen vor der Gemeinschaftsschule in einen weißen Transporter zu ziehen. Die Polizei und das Schulamt ermitteln. Aber was ist dran an der Geschichte, die Eltern der Region in große Aufregung versetzt hat.
Immer wieder werden in sozialen Medien Mitteilungen verbreitet, dass Männer aus Lieferfahrzeugen heraus Kinder ansprechen und sie möglicherweise entführen wollen. Im nun vorliegenden Fall aus Moorrege seien die Schilderungen laut Polizei aber bisher nicht eindeutig.
Mutter schildert Fall in Morrege: Polizeisprecherin: „Wir nehmen die Sache ernst“
Tatsache ist, dass sich eine Mutter mit ihrem Sohn am 22. April bei der Polizei gemeldet hat. Seitdem prüfen die Beamten, was passiert ist. Die Ermittler der Polizeistation Uetersen trafen sich mit Mutter und Kind an der Stelle, wo der Vorfall passiert sein soll. „Von einer Kindesentführung war dabei nie die Rede“, sagt Polizeisprecherin Sandra Firsching. Man nehme die Sache ernst, warne aber vor einer Hysterie. Die Polizei bittet deshalb eindringlich darum, unbestätigte Warnhinweise nicht eigenständig zu verbreiten.
Mehrere Schulleitungen aus der Region griffen den Vorfall auf und baten die Eltern, ihre Kinder zu sensibilisieren. Auch Knud Avé-Lallement, Leiter der Gemeinschaftsschule in Moorrege, sagt: „Wir gehen ernsthaft damit um.“ Was genau passiert sei, bleibe bislang aber unklar. Der Schulleiter bittet alle Beteiligten, die Aufregung nicht noch weiter zu schüren.
Kidnapper in weißem Lieferwagen - Kreissprecherin: „Ermittlungen bleiben abzuwarten“
„Aktuell ist der geschilderte Vorfall noch unaufgeklärt“, sagt auch Katja Wohlers, Sprecherin der Kreisverwaltung, und bittet um Geduld und Zurückhaltung. „Dazu gibt es laufende Ermittlungen, die abzuwarten sind.“
Aus Sicht der Schulaufsicht, die bei der Kreisverwaltung in Elmshorn angesiedelt ist, sei es nachvollziehbar, dass Schulen im Umfeld des Vorfalls informiert haben. „Letztlich ist es Präventionsarbeit, wenn ein solches Thema mit Kindern in bewusster Art und Weise behandelt und eingeordnet wird“, schreibt die Sprecherin des Kreises. Dieses sei Aufgabe von Kitas, Schulen und Eltern.
Bei einem Verdacht müsse immer ein Mittelweg gefunden werden, „der ein Risiko möglichst ausschließt, aber auch keine Ängste schürt“, teilt die Sprecherin der Kreisverwaltung mit.
Wendepunkt-Berater zur Meldungen über versuchte Entführungen: „Weder bagatellisieren, noch dramatisieren“
Auch Dirk Jacobsen, Leiter der Beratungsstelle Wendepunkt aus Elmshorn, mahnt zur Besonnenheit. Wichtig sei, die Fakten zu prüfen und „weder zu bagatellisieren, noch zu dramatisieren“. Natürlich sind ihm die seit 2012 vor allem über Facebook und andere Medien verbreiteten Geschichten von den verdächtigen Männern in weißen Lieferwagen bekannt.
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Correctiv, das Recherche-Netzwerk von Journalisten, hatte sich vor einiger Zeit intensiv mit dem Thema „kriminelle Ansprache von Kindern“ beschäftigt und eine Meldung über den verdächtigen weißen Lieferwagen entdeckt, die sich sieben Jahre auf Facebook immer wieder neu nährte.