Klein Offenseth-Sparrieshoop. Lukas (11) und Carolina (8) aus dem Kreis Pinneberg stehen seit früher Kindheit vor Kameras. Wie sie arbeiten - und was sie verdienen.

Vor der Kamera stehen und mal nicht die Zunge herausstrecken, sondern gefällig und verkaufsfördernd lächeln? Was die meisten Kinder mächtig Überwindung kosten dürfte, ist für Carolina (8) und Lukas (11) überhaupt kein Problem. Denn sie sind kleine Werbestars aus dem Kreis Pinneberg. Die Geschwister aus Sparrieshoop modeln seit ihrer frühen Kindheit. Carolina war bei ihrem ersten Shooting eineinhalb Jahre alt und Lukas viereinhalb Jahre.

Seit dieser Zeit zierte ihr Konterfei eine Reihe von Prospekten und Werbekatalogen. Das Repertoire der Auftraggeber reicht vom Discounter Lidl über den Otto Versand bis hin zum Textileinzelhandelsunternehmen Ernsting‘s Family. Die Werbefotos sind urheberrechtlich geschützt und können daher an dieser Stelle nicht gezeigt werden.

Kindermodels: Dass die beiden Pinneberger modeln, ist einem Zufall zu verdanken

Dass die beiden Kinder überhaupt modeln, ist laut Mutter Sabrina „ein absoluter Zufall“. „Freundinnen von mir haben mich angesprochen, als Carolina klein war und meinten, dass die beiden doch absolut niedlich als Kindermodels wären. Mein Mann Sven und ich haben uns das dann mal durch den Kopf gehen lassen und uns schließlich dazu entschieden, dass wir das mal versuchen werden“, so Mutter Sabrina.

Doch bevor die Kinder damals mit ihrem Hobby starten konnten, mussten die Eltern sich erstmal das Einverständnis sowohl vom Jugendamt als auch vom Kinderarzt holen. Das Jugendamt fragt laut Mutter Sabrina jährlich nach, ob die Kinder noch modeln.

Modeln bei Minderjährigen: Gesetzlich ist geregelt, wann und wie viel Kinder arbeiten dürfen

Festgelegt sind für die jeweiligen Altersklassen auch die Uhrzeiten, in denen die Kinder Shootings absolvieren dürfen: „Carolina und Lukas dürfen wegen ihres Alters mittlerweile laut Jugendarbeitsschutzgesetz bis 22 Uhr dabei sein.“ Außerdem dürften die beiden laut gesetzlichen Vorschriften nicht mehr als 30 Tage im Jahr an Shootings teilnehmen.

Seit die Kinder in der Schule seien, müsse auch die Bildungseinrichtung informiert werden und ihr Einverständnis geben. „Für meinen Mann und mich ist es sehr wichtig, dass die Schule nicht darunter leidet“, so die Mutter. Modelaufträge in der Freizeit der Kinder seien in Ordnung, sie dafür aus dem Unterricht zu nehmen, dagegen sind beide Eltern.

Kinder vor der Kamera: Pinneberger stehen bei Hamburger Agentur unter Vertrag

Als die Formalitäten damals erledigt waren, haben sie sich bei der Hamburger Kindermodelagentur „Boys & Girls“ beworben. Die Zusage kam ziemlich schnell und bald darauf wurden die ersten Sedcards für die Geschwister im Studio der Kindermodelagentur erstellt.

„Wir haben uns damals für die Kindermodelagentur ‚Boys & Girls‘ in Hamburg entschieden, da sie uns vom ersten Augenblick an sympathisch war. Carolina und Lukas und wir Eltern fühlen uns dort bis heute perfekt aufgehoben, die Stimmung ist super freundlich und sehr familiär“, so Mutter Sabrina weiter.

Carolina und Lukas haben im Durchschnitt jeweils zehn Shootings pro Jahr

Wichtig war ihr und ihrem Mann von Anfang an, dass das Modeln den Kindern Spaß macht. „Hätten wir damals gemerkt, dass einer von beiden oder einer keine Freude daran hat, dann wäre das Thema für uns auch erledigt gewesen“, sagt sie.

Dass Carolina und Lukas Freude an ihrem Hobby Modeln haben, merkt man im Gespräch mit den beiden jungen Sparrieshoopern. „Bei den Shootings sind immer alle super nett und ich mag es total gerne, wenn mir die Haare gemacht werden“, so das Mädchen. Ihr Bruder sieht das ebenso und für ihn ist es „immer toll, wenn ich dann mal eine ganz neue Frisur bekomme“.

Modeln im Kindesalter: Honorar wird für die Kinder angelegt, 200 Euro pro Shooting

Und beide ergänzen: „Wir bekommen bei den Shootings auch immer leckere Snacks und Getränke“. Die Kinder bekommen pro Foto-Shooting im Schnitt um die 200 Euro ausbezahlt. „Die Kinder dürfen sich für einen kleinen Betrag immer etwas aussuchen, der Rest wird für die beiden angelegt“, so Mutter Sabrina.

Im Schnitt haben die Geschwister jeweils zehn Foto-Shootings im Jahr. „Alle drei Monate meldet sich die Agentur bei uns und fragt wie groß die beiden sind, was sie für eine Schuhgröße haben und ob Carolina aktuell Zahnlücken hat“, so Mutter Sabrina schmunzelnd. Sehr angenehm findet sie es, dass die Shootings in der Regel im Hamburger Raum stattfinden und selten länger als eine Stunde dauern. „Den kürzesten Anfangsweg hatten wir zu einem Foto-Shooting für Luka bei LUK-Location in Barmstedt“, verrät sie.

Worauf es beim Modeln für Kinder ankommt

Bei den Shootings sind Carolin Kock und ihre Mitarbeiter von der Kindermodelagentur „Boys & Girls“ übrigens nicht mit von der Partie. „Bei uns werden nur die Sedcards erstellt. Meistens haben die Großkunden eigene Studios. Es gibt aber auch Mietstudios, die für Shootings angemietet werden“, so Carolin Kock. Sedcards sind wie Bewerbungsunterlagen für Models bei Agenturen, Magazinen oder Fotografen.

Dass die Kinder Spaß am Modeln haben und sich gerne fotografieren lassen, zeichnet für die junge Frau ein gutes Kindermodel aus. Sich wohlfühlen, nicht zu schüchtern zu sein, sondern selbstbewusst zu agieren, gehört ihrer Meinung nach, wenn man als Kindermodel arbeitet, ebenfalls zu den wichtigen Eigenschaften. Außerdem hebt Carolin Kock hervor, dass die Vorgaben des Jugendarbeitsschutzgesetzes eingehalten werden müssten.

Kindermodelagentur „Boys & Girls“ hat etwa 800 Kinder unter Vertrag

Etwa 800 Kinder im Alter von 0 bis 16 Jahren hat die Hamburger Kindermodel-Agentur aktuell unter Vertrag. „Das jüngste Kindermodell ist aktuell sechs Monate alt“, verrät Carolin Kock. Der Schwerpunkt ihrer Agentur liege im Bereich der Vermittlung für Mode- und Werbeproduktionen sowie für TV-Spots.

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„Ab und zu vermitteln wir Kinder auch für Fernseh- und Kinoproduktionen. Die Kinderserie Pfefferkörner haben wir auch schon besetzt. Unser Fokus liegt aber eher auf Fotoshootings und TV-Spots“. Übrigens: Die Kindermodelagentur hat noch Aufnahmekapazitäten. Bewerber dürften allerdings maximal 40 Kilometer außerhalb Hamburgs oder selbstverständlich in der Hansestadt wohnen.

Berufswunsch Model? Nicht für Carolina und Lukas

In einem Punkt sind sich die Werbestars Carolina und Lukas übrigens auch einig: „Als Beruf möchten wir das später einmal nicht machen, aber als Hobby macht uns das richtig viel Spaß“. Carolina möchte gerne Springreiterin werden, da sie schon seit vielen Jahren begeisterte Reiterin ist und Lukas möchte aktuell Architekt werden.