Haselau. In Haselau freuen sich Fans von Robert und Rosalie, dass nun auch das letzte Jungtier geschlüpft ist. In Rellingen gibt es Untermieter.
In den Storchennestern im Kreis Pinneberg wird es jetzt zunehmend trubeliger. Zu den ersten stolzen Eltern in der Region gehört das Paar Rosalie und Robert im Horst nahe dem Wohnhaus von Familie Thomsen in Haselau. Dort sind schon alle fünf Küken geschlüpft.
„Den Störchen und den geschlüpften Küken geht es gut“, sagt Rolf Thomsen dem Abendblatt. Gemeinsam mit seiner Frau Gaby betreut der Handwerksmeister seit 2015 Störche auf seinem Grundstück.
Storchennest live beobachten: Per Web-Cam ist das Geschehen zu verfolgen
Wie das im Nest so abläuft, das verfolgen mehrere hundert Storchenfans live sowie in der Facebook-Gruppe „Haseldorfer Marsch - Was geht?“. Zu sehen sind dort neben Standbildern aus der Web-Cam der Familie auch kurze Filmchen. Dabei geht es um Brutpflege bis hin zur Verteidigung des Nestes.
In diesem Jahr kamen die Störche sehr früh zurück in ihre Nester in der Haseldorfer Marsch. Dabei ging es manchmal blutig zu. Jetzt gibt es die ersten erfreulichen Nachrichten vom Nachwuchs.
Störche in Haselau: Zum Frühlingsbeginn liegt das erste Ei im Nest
Pünktlich zum Frühlingsanfang lag das erste Ei im Nest. Sehr wahrscheinlich sind es die seit mehreren Jahren dort ansässigen Störche Robert und Rosalie, die den ersten Nachwuchs angesetzt haben. Seit 2015 lebt das Pärchen auf dem elf Meter hohen Mast oberhalb eines wunderschön angelegten Teichs.
In diesem Jahr mussten die beiden Alt-Störche zum Teil sehr heftig um ihren Platz kämpfen. Anfang März berichtete Storchenmutter Gaby Thomsen von einer blutigen Auseinandersetzung mit einem anderen Storch. Erst waren alle davon ausgegangen, dass Storch Robert der Kämpfer gewesen sei. Doch am Ende stand mit blutiger Brust Rosalie erhobenen Hauptes auf dem Nestrand.
Erinnerung: Storcheneltern Thomsen päppelten Jungtier per Hand auf
Mehr als 20 Jungstörche sind im Nest von Thomsens in Haselau bereits groß geworden. Viele Storchenfans erinnern sich an die dramatische Geschichte, als 2018 ein Jungstorch wegen schwacher Versorgungslage aus dem Nest geworfen worden war. Die aufmerksamen Storcheneltern Thomsen päppelten ihn auf, und auch der leibliche Vater Robert unterstützte später und lehrte seinen Sohn Lucky, sich selbst auf der Wiese zu versorgen.
Aber es gab auch schlechte Nachrichten. 2019 lagen fünf Eier im Nest. Doch Wind und Schnee vereitelten eine erfolgreiche Brut. Kein Tier schlüpfte. Voriges Jahr schafften es immerhin vier von fünf Storchenbabys, groß zu werden und am 30. August mit auf die Reise in den warmen Süden zu fliegen.
Die Störche kehren immer früher zurück
Fast jedes Jahr wird es früher, dass die Störche in unsere Region zurückkehren. Deshalb gibt es für die Heimkehrer in Haselau zur Begrüßung stets ein paar Fischreste von den menschlichen Storcheneltern. „Robert kommt immer sofort heruntergeflogen. Das ist unser Test, ob er es wirklich ist“, berichtet Tischlermeister Rolf Thomsen.
Zugefüttert wird nur im Ausnahmefall. „Wenn die Stimmung bei den Jungtieren im Nest aggressiv wird, gibt es Fisch extra“, erzählt Rolf Thomsen. Das natürliche Futter bekommt er von Anglern und Fischhändlern.
In direkter Nachbarschaft wird bislang keine Storchenfamilie akzeptiert
Und wie sind die beiden Haselauer auf den Storch gekommen? „Als ich auf unserem schönen Reetdach eines Tages einen Storch sitzen sah, habe ich mir überlegt, einen Horst zu bauen“, erzählt Rolf Thomsen. Der Tischlermeister besorgte sich einen großen Mast und legte los.
Mittlerweile steht sogar ein zweiter, etwas niedriger Mast mit einem Nest, in dem einst Lucky groß wurde. Doch bislang dulden Robert und Rosalie keine direkten Nachbarn. Auch vor ein paar Wochen waren hier zwei Jungstörche auf dem Nest gelandet. „Vergebens“, bedauert Rolf Thomsen.
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Zahl der Weißstörche im Kreis Pinneberg steigt stetig
Mittlerweile haben Rolf und Gabi Thomsen ein ganzes Netzwerk von Störchenfreunden um sich herum. „Ich kann allein 13 Horste in der Marsch aufzählen“, sagt der Tischlermeister. Große Hoffnung hegen dieses Jahr Storchenfreunde im benachbarten Haseldorf. Dort könnten erstmals seit 40 Jahren Storchenküken groß werden.
Auch im ganzen Kreis Pinneberg wächst die Zahl der Weißstörche kontinuierlich. 2021 wurden 23 Pärchen mit 38 Jungen von den Betreuern des Naturschutzbundes gezählt. Im vorigen Jahr registrierten sie 33 Paare mit 68 Jungstörchen.
Eine Kuriosität gibt es dabei gerade in Rellingen: Seit diesem Jahr thront über dem dortigen Entdeckergarten ein extra von Menschenhand angelegtes Storchennest. Doch derzeit haben in neun Meter Höhe keine Störche ihr Zuhause. Eine Woche nach dem Aufbau des Nestes zogen nämlich Kanadagänse ein - eigentlich Bodenbrüter.