Kreis Pinneberg. Im Kreis sind Rosalie und Partner Robert rekordverdächtig früh dran, aber Jungstörche waren noch zeitiger da. Streit ist programmiert.

So früh war Robert noch nie wieder da. Am 3. Februar hat der per Web-Kamera gefilmte und über Facebook bekannt gewordene Storch in diesem Jahr seinen Horst bei Familie Thomsen in Haselau bezogen. Jetzt kam auch seine Partnerin Rosalie dazu. Doch die ersten Rückkehrer aus dem Vogelzug in die Haseldorfer Marsch im Kreis Pinneberg waren die beiden nicht.

Bereits im Dezember beobachtete Stella Endrulath auf ihrem Lanner-Hof am Grünen Damm in Hetlingen, dass sich ein Storch auf dem Nest über ihrem Pferdestall niedergelassen hatte. Vor Kurzem gesellte sich auch eine Partnerin dazu. Die frühe Einkehr könnte nun zu Problemen führen.

In Hetlingen wird es wohl zum Zwist mit Jung- und Altstörchen kommen

„Wir glauben nicht, dass es unser Pärchen ist, sondern Jungstörche“, sagte die Eigentümerin des Pferdehofs. Wenn dann in den kommenden Wochen die Altvögel wieder ihren Horst beziehen wollen, wird es wahrscheinlich Stress geben. Denn die Störche sind ihrem Partner und ihrem Standort treu.

Die beiden Jungstörche, die hier in der Nähe des Lanner-Hofs am Grünen Damm in Hetlingen nach Würmern und anderem Futter suchen, wollen sich in einem alten Horst breitmachen.
Die beiden Jungstörche, die hier in der Nähe des Lanner-Hofs am Grünen Damm in Hetlingen nach Würmern und anderem Futter suchen, wollen sich in einem alten Horst breitmachen. © Michael Rahn | Michael Rahn

Die Sorgen um einen Kampf uns Nest gibt es in Haselau nicht. Dort freuen sich die Rolf und Gabi Thomsen samt der Storchen-Fangemeinde auf das nächste spannende Abenteuer mit Robert und Rosalie. Seit 2015 lebt das Pärchen auf dem elf Meter hohen Mast oberhalb eines wunderschön angelegten Teichs. Die wachsende Familie zeigt sich gern über die am Nest eingebrachte Web-Kamera.

Erinnerung: Storcheneltern Thomsen päppelten Jungtier per Hand auf

Mehr als 20 Jungstörche sind dort bereits groß geworden. Gern erinnert sich viele an die dramatische Geschichte, als 2018 ein Jungstorch wegen schwacher Versorgungslage aus dem Nest geworfen war. Die aufmerksamen Storcheneltern Thomsen päppelten ihn groß und auch der leibliche Vater Robert unterstützte später und lernte seinen Sohn, Lucky an, sich selbst auf der Wiese zu versorgen

Auf dem Horst der Familie Thomsen in Haselau landen seit 2015 die Störche Robert und Rosalie.
Auf dem Horst der Familie Thomsen in Haselau landen seit 2015 die Störche Robert und Rosalie. © Michael Rahn | Rolf Thomsen

Aber es gab auch schlechte Nachrichten. 2019 lagen fünf Eier im Nest. Doch Wind und Schnee vereitelten eine erfolgreiche Brut. Kein Tier schlüpfte. Voriges Jahr schafften es immer vier von fünf Storchenbabys groß zu werden und am 30. August mit auf die Reise in den warmen Süden zu fliegen.

Die Störche kehren immer früher zurück

Fast jedes Jahr wird es früher, wenn die Störche in unsere Region zurückkehren. Deshalb gab es für die Heimkehrer in Haselau ein paar Fischreste von den menschlichen Storcheneltern. „Robert kommt immer sofort heruntergeflogen. Das ist unser Test, ob er es wirklich ist“, berichtet Tischlermeister Rolf Thomsen.

Zugefüttert wird ansonsten nur, wenn es Not tut. „Wenn die Stimmung bei den Jungtieren im Nest aggressiv wird, gibt es Fisch extra“, erzählt Rolf Thomsen. Das natürliche Futter bekommt er von Anglern und Fischhändlern.

In direkter Nachbarschaft wird bislang keine Storchenfamilie akzeptiert

Und wie sind die beiden Haselauer auf den Storch gekommen. „Als ich auf unserem schönen Reetdach eines Tages einen Storch sitzen sah, habe ich mir überlegt, einen Horst zu bauen“, erzählt Rolf Thomsen. Der Tischlermeister besorgte sich einen großen Mast und legte los.

Blick aus der Webcam: Auf dem Horst der Familie Thomsen in Haselau landen seit 2015 die Störche Robert und Rosalie.
Blick aus der Webcam: Auf dem Horst der Familie Thomsen in Haselau landen seit 2015 die Störche Robert und Rosalie. © Michael Rahn | Rolf Thomsen

Mittlerweile steht sogar ein zweiter, etwas niedriger Mast mit einem Nest, in dem einst Lucky groß wurde. Doch bislang dulden Robert und Rosalie keine direkten Nachbarn. „Auch jetzt waren hier zwei Jungstörche auf dem Nest gelandet. vergebens“, bedauert Rolf Thomsen.

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Mittlerweile haben Rolf und Gabi Thomsen ein ganzes Netzwerk von Störchenfreunden um sich herum. „Ich kann allein 13 Horste in der Marsch aufzählen“, sagt der Tischlermeister.

NABU montiert neue Nester auf der Idenburg und auf Giesensand

Auch im ganzen Kreis Pinneberg wächst die Zahl der Weißstörche kontinuierlich. 2021 wurden 23 Pärchen mit 38 Jungen von den Betreuern des Naturschutzbundes gezählt. Im vorigen Jahr registrierten sie 33 Paare mit 68 Jungstörchen.

Marco Sommerfeld (Leiter der Nabu-Vogelstation am Fährmannssand in Wedel, vorn) und Sören Rust, ehrenamtlicher Helfer des Naturschutzbunds, haben auf dem First des historischen Hofs Idenburg in Hetlingen ein neues Storchennest montiert.
Marco Sommerfeld (Leiter der Nabu-Vogelstation am Fährmannssand in Wedel, vorn) und Sören Rust, ehrenamtlicher Helfer des Naturschutzbunds, haben auf dem First des historischen Hofs Idenburg in Hetlingen ein neues Storchennest montiert. © Marco Sommerfeld/Nabu | Marco Sommerfeld

Während Familie Thomsen in Haselau noch gar nicht vollständig den Horst neu hergerichtet hatten, sind die Aktiven des Naturschutzbundes (NABU) von der Vogelstation am Fähmannssand gerade noch rechtzeitig fertig geworden. Sie durften dank Förderung der Bingo-Umweltlotterie einen neuen Horst auf dem Hof Idenburg, ebenfalls in Hetlingen, montieren. Dort können sich die Altstörche ins gemachte Nest setzen.