Wedel. Marco Sommerfeld leitet die Nabu-Station in der Wedeler Marsch, wo es seltene Tiere gibt. Nun wird das kleine Paradies 40 Jahre alt.
Die Nabu-Vogelstation in der Wedeler Marsch ist eines der beliebtesten Ausflugsziele für Vogel- und Naturfans im Hamburger Umland. Seit der Eröffnung der Station im Jahr 1984 beobachteten hier schon mehr als 290.000 Menschen Kiebitze, Rotschenkel und Austernfischer.
Das größte Highlight war sicherlich die Sichtung einer Zwergtrappe an der Station. Das war 2012. „Es war der erste Nachweis dieser Art in Deutschland seit 25 Jahren“, sagt Marco Sommerfeld, Leiter der Nabu-Vogelstation in der Wedeler Marsch, deren 40-jähriges Bestehen in diesem Jahr mit 40 Veranstaltungen gefeiert wird.
Vogelstation in Wedeler Marsch: Spektakuläre Sichtungen seltener Vögel
Fragt man Vogelexperten wie Marco Sommerfeld nach seinen spektakulärsten Sichtungen, fällt ihm ein, wie er seinen ersten Terekwasserläufer an der Station beobachtete. Ein Irrgast, denn eigentlich ist der Schnepfenvogel im Baltikum und Sibirien zu Hause. Doch in Schleswig-Holstein ist er seit Mitte der 90er-Jahre alljährlich zu sehen.
Der Ursprung der Vogelstation geht auf einen massiven Eingriff in die Natur zurück: Von 1976 bis 1978 wurde die Wedeler Marsch eingedeicht und vom Gezeitenwechsel der Elbe abgeschnitten. Damit ging der größte Teil der artenreichen Feuchtwiesen verloren.
Nabu: Wedeler Marsch eingedeicht, die Wiesenvögel verschwanden
Dies führte zu deutlichen Naturverlusten. So brach der Bestand der Wiesenvögel dramatisch ein. Naturschützer des Nabu (damals noch DBV) setzten sich erfolgreich dafür ein, dass zumindest die Kleientnahmestelle Fährmannssand, an der das Material für den Deichbau entnommen wurde, nicht als Freizeitgewässer, sondern als Ersatzlebensraum für die Vogelwelt deklariert wurde.
„Vor allem der Bestand der Uferschnepfe brach damals stark ein, bis die Art vor zehn Jahren in diesem Gebiet ganz ausstarb. Von der Uferschnepfe gab es vor der Eindeichung 60 bis 65 Paare in der Wedeler Marsch. Auch der Rotschenkel hat stark abgenommen, von ursprünglich 60 Paaren auf mittlerweile etwa 15“, sagt Sommerfeld.
Kreis Pinneberg: In Wedeler Marsch brüten maximal 25 Kiebitz-Paare
Früher ein Allerweltsvogel, heute stark gefährdet sind auch die Kiebitze. Rund um die Vogelstation brüten geschätzt maximal 20 bis 25 Paare. Damit ist der Kiebitz auf niedrigem Niveau stabil. Er hat seit der Eindeichung etwa 75 Prozent an Bestand verloren.
Neu hinzugekommen sind seit der Eindeichung verschiedene Singvögelarten wie Schilfrohrsänger (etwa 35 Paare), Blaukehlchen (etwa 25 Paare) und Schwarzkehlchen (etwa 35 Paare).
Seltene Gäste: Goldregenpfeifer, Kampfläufer und Brandgänse
Rund um die Nabu-Vogelstation hat sich in den vergangenen 40 Jahren das Landschaftsbild stark verändert. „Es fehlen aufgrund der Eindeichung die regelmäßigen Überflutungen“, sagt Marco Sommerfeld. „Das Gebiet ist waldiger geworden, und es sind nun Raubsäuger da, allen voran der Fuchs, die es vorher so nicht gab.“ Auch dies hat Auswirkungen auf die Vogelbestände.
Es sei zudem zu beobachten, dass Vögel, die früher häufig und als Rastbestände zu beobachten waren, heute sehr selten geworden sind. „Dazu zählen zum Beispiel Goldregenpfeifer, Kampfläufer und Brandgänse“, sagt der Stationsleiter.
Nabu-Vogelstation Wedeler Marsch 1984 eröffnet
Die Vogelstation wurde im August 1984 an der Kleieentnahmestelle unter dem Namen Hermann-Kroll eröffnet. Hans Jacobi leitete 21 Jahre ehrenamtlich die neue Informationseinrichtung. Seitdem kommen jedes Jahr Tausende Menschen, um in den Beobachtungsständen die Vogelwelt der Wedeler Marsch zu erleben.
2005 wurde die Einrichtung umgebaut und professionalisiert. Mit Landschaftsökologe Marco Sommerfeld übernahm ein hauptamtlicher Mitarbeiter die Leitung und entwickelte die Station bis heute gemeinsam mit Ehrenamtlichen und Freiwilligendienstleistenden weiter.
Wedeler Marsch: Brut- und Rastplätze für 160 Vogelarten
Seit vielen Jahren wird die kostenintensive Arbeit des Nabu Hamburg durch Partner aus der Wirtschaft unterstützt. Von 2005 bis 2018 war das Unternehmen Zeiss Förderer der Vogelstation, seit 2020 ist Swarowski Optik der Partner des Nabu Hamburg. Langjährige Förderer sind auch Bingo – Die Umweltlotterie sowie die Ernst-Commentz-Stiftung. Diese Unterstützung sei wichtig, denn die Vogelstation und die umliegenden Naturflächen müssen laufend in Stand gehalten werden.
Das Gewässer, die Inseln und die Wiesen erfordern Pflege, damit sie weiterhin Brut- und Rastplätze für mehr als 160 Vogelarten bieten. Die natürliche Dynamik der Elbmarsch ist durch den Deich gestört. Was die Natur nicht mehr selber erledigen kann, macht der Nabu seit 40 Jahren.
Eldorado für Ornithologen: Nabu-Vogelstation in Wedel wird 40 Jahre alt
So wurden im letzten Jahr eine Kiesinsel als sicherer Brutplatz für Watvögel angelegt und in mühevoller Handarbeit frei von Bewuchs gehalten. Außerdem wurden Flachwasserzonen optimiert, ein Kiebitzschutzzaun errichtet und drei neue Kleingewässer für Wiesenvögel geschaffen. Möglich wird dies nur durch das unermüdliche ehrenamtliche Engagement der Aktiven.
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„Die Nabu-Vogelstation in der Wedeler Marsch ist ein ganz besonderer Ort“, sagt Nabu-Geschäftsführer Tobias Hinsch. „Hier kommen Menschen mit der Natur in Kontakt und erleben hautnah, was es zu schützen gilt. Auch deshalb ist die Station von großer Bedeutung für uns. Dass wir sie seit 40 Jahren ohne Unterbrechung für die Öffentlichkeit zugänglich machen können, verdanken wir unseren Mitgliedern und Förderern.“
Nabu-Vogelstation Wedeler Marsch: 40 Veranstaltungen zum Geburtstag
Die Besucher der Vogelstation können sich ebenfalls über den runden Geburtstag der Einrichtung freuen: Mit 40 Veranstaltungen, darunter Führungen, Radtouren, Workshops, Vorträge und Pflegeeinsätzen wird das 40-jährige Jubiläum auch für Naturfans zum Genuss. Weitere Infos zu den Veranstaltungen unter www.NABU-Hamburg.de/vogelstation.