Kreis Pinneberg. Geduldsproben in Quickborn, Aufnahmestopp in Wedel: Der harte Kampf um eine Parzelle für Hobbygärtner erfordert derzeit viel Glück.
Klein, aber mein. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts wächst und gedeiht das Schrebergartenwesen in Deutschland. Die Corona-Pandemie, die Menschen eine ganze Zeit lang auf Abstand brachte, gab neuen Schub, und der hält weiterhin kräftig an. Umso glücklicher sind diejenigen, die trotz des Ansturms einen Kleingarten ergattern können. Das ist im Kreis Pinneberg gar nicht so einfach.
Manchmal gehört auch ein wenig Glück dazu. So übernahm Martina Schulze (51) voriges Jahr nach nur dreimonatiger Wartezeit eine Parzelle in Quickborn. Ihre Eltern mussten aufgrund des Alters den heimischen Garten aufgeben, in dem die Tochter so gern gerackert hatte. Überglücklich erzählte sie im Sommer 2023 ihre Geschichte dem Hamburger Abendblatt.
Durchschnittlich werden drei Parzellen pro Jahr in Quickborn frei
Auf drei Neulinge im vorigen und vermutlich drei in diesem Jahr kommen die Schreber in der Eulenstadt. Uwe Heyn, Vorsitzender des Quickborner Ortsvereins, telefoniert bei Bedarf die Warteliste von oben ab. Manchmal passt die Größe der Parzelle nicht, manchmal ist der Abstand für die Hütte zu hoch, aber immer findet sich jemand, der weitermachen will.
Kreisweit werden etwa 2500 Kleingärten zwischen Elmshorn, Wedel, Pinneberg und Quickborn beackert. Etwa zwei Dutzend Vereine teilen sich Mitglieder und Aufgaben. Die Nachfrage übertrifft spätestens seit der Corona-Pandemie das Angebot an frei werdenden Flächen.
Neun Neulinge 2023 in Wedel, aber Aufnahmestopp
Deshalb haben etwa die Wedeler Schrebergärtner ihren Aufnahmestopp gerade verlängert. Es sei nicht gut, jemanden mehr als zwei Jahre lang auf einen Platz warten zu lassen, begründete der Vorsitzende Andreas Neumerkel den Antrag des Vorstands während der Hauptversammlung vor gut 80 Mitgliedern im Ernst-Barlach-Saal.
Immerhin neun Neulinge konnten 2023 in den gut 330 Parzellen Wedels loslegen, darunter waren auch zwei Familienangehörige. Verwandte, zumeist Kinder, haben einen Bonus, wenn sie bereits vorher als Mitglieder aktiv sind. Ihnen gegenüber stehen derzeit 34 freie Bewerber. Neue dürfen nun vorerst nicht mehr hinzukommen.
In den Schrebergärten müssen Regeln eingehalten werden
Manchmal müsse man auch schauen, ob alles zusammenpasst. Letztlich entscheide der Vorstand über die Vergabe, sagt Kreisvorsitzender Heyn und gesteht, dass auch er sich schon mal im Bewerber getäuscht habe. Der habe dann ein Jahr später die Parzelle wieder abgeben müsse, da er die Regeln nicht eingehalten hatte.
Denn Ansprüche haben die Verantwortlichen in den Schrebergartenvereinen durchaus. Bei den regelmäßigen Begehungen gemeinsam mit den Obleuten in den Kolonien werde stets versucht, auch rechtzeitig darauf hinzuwirken, dass was gemacht werden müsse. Doch manchmal funktioniert das nicht und kann am Ende für den Verein und alle Mitglieder teuer werden.
Marode Hütten können dem Verein teuer zu stehen kommen
So sind auch in Wedel zurzeit zwei, drei Lauben so marode, dass sie möglicherweise aus Mitteln des Vereins saniert oder abgerissen werden müssen. Auch das Gelände dürfe nicht verwildern.
Kreischef Uwe Heyn ist selbst seit 18 Jahren stolzer Besitzer eines Kleingartens. „Ich habe am Anfang noch gearbeitet. Da war das manchmal schon stressig“, erinnert sich der Quickborner an seine erste Zeit als Schreber. Doch missen möchte er den Garten bis heute nicht. „Da wächst der eigene Kohlrabi. Und die Tomaten schmecken wie keine aus dem Supermarkt.“
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Uwe Heyn und seine Mitstreiter freuen sich über jeden und jede, die „einfach mal raus- und ihre eigene Ernte einfahren wollen“. Und das super günstig. Denn wo gibt es schon Land für einen Euro pro Quadratmeter und Jahr, und das samt Mitgliedsbeitrag und Versicherung? Gern hören sie die Kinder lachen, die in den neuen Familien neues Leben in die Schrebergärten im Kreis Pinneberg bringen.