Bönningstedt. Der 16-Jährige U19-Bundesligakicker wird von Vater Ralf Palapies gefördert. Im Kreis Pinneberg ein fußballerisches Aushängeschild.
Den SV Rugenbergen hatte der Fußball-Trainer Ralf Palapies 2010 in die Oberliga geführt und in dieser Spielklasse bis 2019 gehalten. Im defensiven Mittelfeld von Altona 93 wurde der Hasloher im Jahr 1994 sogar Hamburger Pokalsieger. Spontan entscheidet er nun, ob er dem aktuellen Überlebenskampf der Bönningstedter gegen Tabellenführer AFC am Sonntag, 14. April, einen Besuch abstattet. Denn da gibt es eine andere Liga, die er seit einiger Zeit favorisiert.
Ganz sicher lässt sich Palapies (53) jedenfalls am Tag vorher auf dem Sportplatz von Germania Schnelsen, Königskinderweg, blicken. Dort kommt vielleicht ja wieder Sohn Noah (16) für die A-Junioren U19 des FC St. Pauli gegen Union Berlin in der Bundesliga Nord/Nordost zum Einsatz (Anpfiff: 11 Uhr).
FC St. Pauli: Noah Palapies schoss gegen den HSV das 1:0
Wie immer wird Palapies von seiner zweiten Ehefrau Astrid begleitet. Die Sparkassen-Angestellte im Harburg-Buxtehuder Raum trägt „eigentlich“ die Raute im Herzen. Nur aus zeitlichen Gründen hatte sie ihre Dauerkarte für den Volkspark 2021 nach 30 Jahren abgegeben. Und dann hat sich die gebürtige Tornescherin doch einmal dabei ertappt, einen Torerfolg gegen die Rothosen zu bejubeln.
Das war dieses Jahr, am 27. Januar 2024. In der 77. Minute wurde Noah eingewechselt. In der 82. Minute schoss der Mittelstürmer das 1:0 gegen den HSV. Zum 2:0, das Vereinskollege und U-17-Weltmeister Eric Da Silva Moreira erzielte, leistete der Jüngste des Teams die Vorarbeit (87.). Insgesamt brachte er es seit Januar, als ihn der Club von den B-Junioren zu den Erfahreneren hochzog, auf drei Treffer und zwei Torvorlagen.
Kick gegen die Kiezkicker: Fans hatten ein Schild „Wer ist Golke? Wir haben Palapies“
Als Stammkraft gilt er trotzdem noch lange nicht. Moreira wurde inzwischen vom FC St. Pauli mit einem Profivertrag versehen. Kann Noah Palapies, der die elfte Klasse der Julius-Leber-Schule in Schnelsen besucht, eines Tages dieselbe Richtung einschlagen? Der Vater hält den Ball ganz flach. „Es gehören viel Fleiß, harte Arbeit und Glück dazu, im bezahlten Fußball unterzukommen. Wir sind gut beraten, immer demütig und auf dem Boden zu bleiben. Dem Jungen geben wir mit auf den Weg, geduldig Schritt für Schritt zu gehen.“
An die eigene, ganz besondere Begegnung mit dem FC St. Pauli kann er sich gar nicht mehr so gut erinnern. Vor 33 Jahren hatte Palapies senior, den alle nur „Palla“ rufen, einmal ein Freundschaftspiel mit dem TSV Uetersen gegen die Kiezkicker bestritten. Fans hielten ein Transparent in die Höhe. „Wer ist Golke? Wir haben Palapies.“
Die fotografische Dokumentation in einer Heimatzeitung wurde zum Blickfang von Verantwortlichen des FC Altona 93, die ihn 1992 als offensiven Mittelfeldspieler in die Amateur-Oberliga Nord (3. Liga) holten. Schnell funktionierte ihn Trainer Karl-Heinz „Kuddl“ Noldt zum Abräumer um. „Denn Peter Ehlers und Thorsten Koy waren als Regisseure zu stark.“
Sein erstes Spiel nach dem Abstieg 1993 in die Hamburger Verbandsliga bestritt er als Bewacher des beim HSV in der Bundesliga gescheiterten Polen Miroslaw Okonski, den sich Rasensport Elmshorn geangelt hatte. Dann der 3. Mai 1994, Höhepunkt seiner AFC-Zeit. 0:3 lagen die Altonaer nach 28 Minuten im Pokalfinale gegen den VfL 93 zurück. Auch Palapies hatte als Gegenspieler von Otto Addo, der später bei Borussia Dortmund und Mainz 05 Karriere machte, zunächst einen schweren Stand. „Wir wussten alle nicht, wie uns geschah.“
Papa Palapies: „Leider hatte mich während meiner Altonaer Zeit niemand entdeckt“
Beim Seitenwechsel bekam der gebürtige Wedeler Noldt beinahe einen Tobsuchtsanfall. „Habt ihr keinen Bock mehr?“ Angeführt vom dreifachen Torschützen Andreas Held drehten die Altonaer den haushohen Rückstand in ein 4:3. 5000 D-Mark Siegprämie flossen anschließend auf Mallorca die Kehlen herunter. Gleichzeitig reifte in Palapies die Erkenntnis, den Sprung nach ganz oben verpasst zu haben. „Leider hatte mich während meiner Altonaer Zeit niemand entdeckt.“
Umso mehr Ansehen errang er als Kicker in der Region. Beim VfL Pinneberg, Raspo Elmshorn, Wedeler TSV und SV Rugenbergen zählte er zu den Leistungsträgern. Am Ende seiner aktiven Zeit 2006 beim TSV Uetersen nagelte er demonstrativ seinen linken „Buffer“, den er immer vor dem rechten geschnürt hatte, an die Wand des Clubheims.
In Bönningstedt ist Ralf Palapies eine Trainer-Legende
Als Noah am 31. August 2007 das Licht der Welt erblickte, war der Vater bereits Trainer des SC Egenbüttel. Gleich nach der Geburt steckten die Rellinger den Nachwuchs in ein Mini-Vereinstrikot. In derselben Saison schaffte der Dorfclub das sportliche Wunder: souveräner Titelgewinn in der Landesliga, Aufstieg in die Hamburg-Liga. Der Spaß endete am 31. Dezember 2008.
Eine SCE-Talfahrt vor Augen hatte Palapies dem SV Rugenbergen für die Saison 2009/10 zugesagt. SCE-Clubchef Norbert Schroeder entließ ihn mit der Begründung, die SCE-Spieler Dennis Schmidt und Dennis von Bastian aktiv angesprochen zu haben, ihm zum SVR zu folgen. „Das war so, und ich habe mich bei Norbert Schroeder und Geschäftsführer Dirk Förster entschuldigt.“
Das ist Ralf Palapies
Geboren: am 21. Mai 1970 in Uetersen. Familienstand: verheiratet in zweiter Ehe mit Astrid, geborene Riemke. Berufliche Aktivitäten: Ausbildung zum Groß- und Handelskaufmann, Event-Manager, Gebietsleiter in der Fußball-Schule von Real Madrid, seit einigen Jahren Vertriebsangestellter des Spiele-Entwicklers „Denkriesen“ in Quickborn.
Laufbahn als Spieler:
TSV Uetersen: bis 1992 sowie von 2005 bis 2006
Altona 93: 1992 bis 1994
VfL Pinneberg: 1994 bis 1997
Rasensport Elmshorn: 1997 bis 2003
Wedeler TSV: 2003 bis 2004
SV Rugenbergen: 2004 bis 2006
Stationen als Trainer:
Rasensport Elmshorn: 10.11. 2001 bis 1.1. 2002
SC Egenbüttel: 1.7. 2006 bis 31.12. 2008
SV Rugenbergen: 1.1. 2009 bis 30.06.2018, 3.4. 2019 bis 30.6.2019
Eintracht Norderstedt (U 19): 1.7. 2019 bis 30.6.2020
Umso unantastbarer machte sich Palapies in seinen fast zehn Bönningstedter Trainerjahren. Nach seinem freiwilligen Abschied 2018 wurde sein Stellenwert nochmals dadurch deutlich, dass ihn der damalige Manager Andreas Lätsch im April 2019 als „Retter“ zurückholte. Meistens dabei: der kleine blonde Noah, der erkennbar stolz auf Mannschaftsfotos posierte, nur zu gerne nach dem Abpfiff auf dem Platz herumtollte und im Laufe der Jahre vom Niendorfer TSV, dem SVR sowie Eintracht Norderstedt zum FC St. Pauli fand.
Ralf Palapies trainerte zuletzt die U19 von Eintracht Norderstedt
Der Vater aber galt vor einigen Monaten schon wieder als „Schattenmann“, nämlich des aktuellen Trainers Nils Hachmann, der extrem schlecht in die Saison gestartet war. „Aber wir hatten uns dazu entschlossen, unseren langfristigen Plan mit Hachmann und seinen Assistenten nicht gleich beim ersten Gegenwind fallen zu lassen“, betont Lätsch, inzwischen 1. Vorsitzender des SVR. „Wenn ich es gewollt hätte, hätte ich Ralf nochmals zur Rückkehr bewegen können.“
Wirklich? Wer das Paar am vergangenen Sonnabend beobachtete, gewann nicht den Eindruck, dass es ihm an irgendetwas fehlt. Bei herrlichem Sonnenschein genossen „Palla“ und seine Astrid den Kaffee in der Innenstadt von Meppen, wo die Jungs in Braun gastierten und sich auch dank eines Treffers von Noah Palapies 3:1 durchsetzte.
Natürlich werden die Daumen weiterhin dem SV Rugenbergen gedrückt
Das Mitfiebern an Noahs Werdegang hatte die Eheleute schon nach Berlin, Leipzig und Cottbus geführt, Ende April geht es nach Jena. Natürlich werden die Daumen weiterhin dem SV Rugenbergen gedrückt, das sportliche Lebenswerk des Ralf Palapies und ein Club, bei dem sich auch Gattin Astrid als Unterstützung am Tresen mit dem leckeren Kuchen stets wohlfühlte. „2025 feiern wir den 100. Vereinsgeburtstag. Bitte als Bestandteil der Oberliga“, wünscht sich Andreas Lätsch.
Nils Hachmann rechtfertigte zuletzt sein Vertrauen. Ein Wörtchen hat aber der nur fünf Punkte schlechtere FC Union Tornesch mitzusprechen, der am 21. April in Bönningstedt aufkreuzt.
Mehr aus der Region
- Olympia unter Palmen: Warum zwei Retter des DRK jetzt in Asien antreten
- „Mini-Wacken“: Heavy Metal - So schön scheppert es 2024 beim Langeln Open Air
- Kunterbunte Kulturtipps für den Kreis Pinneberg: Folklore, Ska oder Comedy?
Die SV Halstenbek-Rellingen hat den Klassenerhalt nach einem 3:0 dank Toren von Tim von Aspern (5.), Mario Riesner (28.), und Omar Nabizada (40.) im Nachholtreffen gegen Buchholz 08 bereits geschafft.
Begegnungen am 30. Spieltag
Sonnabend, 13. April, 13 Uhr: TuS Dassendorf – SV Halstenbek-Rellingen
Sonntag, 14. April, 14 Uhr: SV Rugenbergen – Altona 93; 15 Uhr: Union Tornesch – WTSV Concordia