Elmshorn. Das Spezialgeschäft für Geschenkartikel ist seit 1998 eine Größe in der Stadt. Warum die Stammkunden nun ganz tapfer sein müssen.

Es ist mitten in der Woche. 10.45 Uhr. Schon einige Einkaufsbummler beleben die Königstraße in Elmshorn Richtung Alter Markt sind auch weitere Passanten zu sehen, aber in überschaubarer Menge. Es ist halt noch früh. Das wird mit einem Schlag anders beim Schritt durch die Eingangstür des Geschäfts Schnick Schnack, links vom Eingang zur Marktpassage. Hier tummeln sich bereits zehn, vielleicht auch 15 Kunden, mehrheitlich Kundinnen. Das Geschäft „brummt“, doch der Anlass ist kein schöner.

Angelika Rochow steht hinterm Verkaufstresen ihres kunterbunten und jede freie Fläche für die Warenpräsentation nutzenden kleinen Reichs. Glaskugeln hier, Glückwunschkarten da. Von der Decke hängen Ballone und jeder mögliche Zierrat. In den Regalen stehen viele Kleinigkeiten, eine große Anzahl davon mit Sinnsprüchen oder lustigen Motiven drauf. Kaum etwas darunter, was man zwingend braucht, aber alles schön anzusehen – Schnickschnack eben, der Geschäftsname ist Programm. Doch damit soll nun Schluss sein.

Innenstadt Elmshorn: Ehepaar Rochow wird Arbeitslast im Schnick Schnack zu hoch

„Mein Mann und ich, wir arbeiten doch eigentlich rund um die Uhr; nur manchmal schaufeln wir uns einen Tag frei“, sagt die 62-Jährige, während sie hier und da Dinge im Regal zurechtrückt. „Bernd und ich wollen das einfach nicht mehr; und unsere Angestellten – wir haben eine feste Kraft und zwei Aushilfen – wollen auch nicht mehr arbeiten; aber zusätzliches Personal würde sich wiederum kaum rechnen. Also haben wir beschlossen, unser Geschäft aufzugeben.“

Inhaberin Angelika Rochow (62) sowie Ihr Mann und Schnick-Schnack-Mitbetreiber Bernd Rochow (66) wollen nun mehr Zeit für sich haben und geben das Geschäft auf. Wenn sich nicht noch kurzfristig ein Nachfolger findet, wird dieses in Elmshorn und Umland einzigartige Spezialgeschäft ab Ende Mai sehr vielen Stammkunden fehlen.
Inhaberin Angelika Rochow (62) sowie Ihr Mann und Schnick-Schnack-Mitbetreiber Bernd Rochow (66) wollen nun mehr Zeit für sich haben und geben das Geschäft auf. Wenn sich nicht noch kurzfristig ein Nachfolger findet, wird dieses in Elmshorn und Umland einzigartige Spezialgeschäft ab Ende Mai sehr vielen Stammkunden fehlen. © Ulrich Stückler | Ulrich Stückler

Ein tiefer Schnitt im Leben der Rochows. Das Ehepaar aus Hamburg-Sasel hatte schließlich schon 1991 in Buxtehude sein erstes Schnick Schnack aus der Taufe gehoben. „Dort sind wir 23 Jahre geblieben und waren auch sehr gern in Buxtehude“, erinnert sich Angelika Rochow. „Aber als sich um den Elbtunnel die Bauarbeiten häuften und wir zu oft im Stau standen, haben wir beschlossen, von dort wegzugehen. Das war schon schwer für uns; es gab Kundinnen, die uns mit Tränen in den Augen verabschiedet haben.“

Im Schnick Schnack gibt es einen Service, der Seinesgleichen sucht

Ein emotionales Auf Wiedersehen, das den Rochows wohl auch jetzt in Elmshorn blühen wird. Schließlich hat es das Ehepaar vollbracht, sein Geschäft mit vermeintlichem oder tatsächlichem Schnick Schnack – darüber darf man gerne streiten – durch einen besonderen Service zu einer Alleinstellung nicht nur in Elmshorn zu verhelfen.

„Unsere Spezialität sind außergewöhnliche Geschenkverpackungen zu besonderen Anlässen wie Hochzeit, runde Geburtstage, Konfirmationen oder anderes“, sagt die Chefin des Schnick Schnack, ein Leuchten geht dabei über ihr Gesicht. „Jeder, der nicht einfach nur einen Umschlag mit Geld oder einem Gutschein drin verschenken will, findet bei uns die richtige Aufmachung für sein Präsent. Sei es in einem Ballon oder unter Folie – da sind wir ganz kreativ.“

Seine ersten Räume in Elmshorn bezog das Schnick Schnack im CCE

Ein Service und ein beachtliches Talent, die sich seit 1998 – als Schnick Schnack zuerst ins CCE einzog – eine mittlerweile große Fangemeinde erarbeitet und auch verdient haben. „Wir haben natürlich auch Präsentbeispiele als Ausstellungsstücke im Verkaufsraum stehen“, sagt die Unternehmerin. „Aber unsere Spezialität ist ja die Beratung. Wir gestalten jedes große Geschenk individuell und haben uns damit einen Ruf erworben. Unsere Kunden kommen auch aus Itzehoe, Lübeck, Kiel oder Hamburg.“

Seit 1998 ist das Geschenkartikelgeschäft Schnick Schnack ein fester Begriff in Elmshorns Einkaufswelt – die letzten Jahre am Alter Markt 11 neben der Marktpassage.
Seit 1998 ist das Geschenkartikelgeschäft Schnick Schnack ein fester Begriff in Elmshorns Einkaufswelt – die letzten Jahre am Alter Markt 11 neben der Marktpassage. © Ulrich Stückler | Ulrich Stückler

„Wenn uns Firmenkunden einfach Visitenkarte und Umschlag hereinreichen und sagen ,Ihr macht das schon‘, dann weiß ich, dass wir alles richtig gemacht haben“, sagt die Chefin mit hörbarem Stolz auf diese bei den Kunden so beliebte Dienstleistung. Überzeugte Kunden, für die es nun bald ein böses Erwachen geben wird, wenn sie ab Ende Mai unvorbereitet den Weg Richtung Alter Markt einschlagen sollten.

Auch für die langjährige Angestellte ist im Mai nach 18 Jahren Schluss mit Schnick Schnack

Bis dahin aber werden die Rochows und ihre Festangestellte Patina Bargmann noch reichlich zu tun bekommen, wenn sich das absehbare Ende des Geschenkparadieses erst einmal herumgesprochen hat.

„Was ich danach mache, weiß ich noch nicht genau“, sagt Patina Bargmann, die seit 18 Jahren aus dem Schnick-Schnack-Team nicht mehr wegzudenken ist. „Schauen wir mal, wo und wie es dann weitergeht.“ Aber ganz vielleicht ja doch noch an alter Stelle; theoretisch ist nämlich noch alles möglich.

Noch gibt es keinen Nachmieter, eine Geschäftsübernahme durch einen Nachfolger ist denkbar

„Wir haben zwar schon bei unserem Vermieter gekündigt und schätzungsweise um den 18. bis 20. Mai herum fällt hier die Klappe“, sagt Angelika Rochow, meint damit aber nur die persönliche „Klappe“ für sie und ihren Mann. „Sollte sich jemand finden, der Mut und ein wenig Geschäftssinn hat, könnte er oder sie dieses Geschäft noch übernehmen.“

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Nach aktuellem Informationsstand weiß Angelika Rochow nichts von einem eventuellen Nachmieter. „Ich könnte mir vorstellen, dass unser Vermieter froh wäre, wenn das Geschäft hier bliebe; wir werden gerne den entsprechenden Kontakt vermitteln“, sagt die baldige Ruheständlerin aus freien Stücken. „Und wenn sich jemand unsicher sein sollte, dies alles zu bewältigen; in der Anfangsphase würden wir bestimmt noch ein wenig helfen und Tipps geben, damit das Geschäft in Schwung bleibt.“

Interessenten für eine Nachfolge im Schnick Schnack müssen sich schnell melden

Wer sich nun angesprochen fühlen sollte, um das Traditionsgeschäft mit dem besonderen Flair am Leben zu halten, kann sich gern über die Geschäftstelefonnummer 04121/24565 bei Angelika Rochow melden. Oder er oder sie schaut sich gleich vor Ort den Trubel an. Geöffnet ist wochentags von 10 bis 18 Uhr, sonnabends von 9 bis 14 Uhr. Und für die, die den Laden nicht übernehmen wollen – zurzeit gibts 20 Prozent Rabatt auf alles. Denn alles muss raus, oder vielleicht doch nicht?