Haseldorfer Marsch. Haselauer Pärchen hat seit 2015 mehr als 20 Jungtiere großgezogen. In Haseldorf wächst Hoffnung auf erste Storchenküken seit 40 Jahren.
In diesem Jahr kamen die Störche sehr früh zurück in ihre Nester in der Haseldorfer Marsch. Dabei ging es manchmal blutig zu. Jetzt gibt es die ersten erfreulichen Nachrichten vom Nachwuchs.
Pünktlich zum Frühlingsanfang lag das erste Ei im Nest, das von Rolf und Gabi Thomsen in Haselau behütet und gepflegt wird. Mittlerweile sind bereits fünf Eier zu sehen. Dank einer Kamera kann die Fan-Gemeinde benachrichtigt werden. Mehr als 200 „Likes“ und Herzchen werden auf Facebook in der Gruppe „Haseldorfer Marsch – Was geht?“ für jede aktuelle Meldung aus dem Nest verteilt.
Seit 2015 leben und lieben Robert und Rosalie im Haselauer Nest
Sehr wahrscheinlich sind es die seit mehreren Jahren dort ansässigen Störche Robert und Rosalie, die den ersten Nachwuchs angesetzt haben. Seit 2015 lebt das Pärchen auf dem elf Meter hohen Mast oberhalb eines wunderschön angelegten Teichs.
In diesem Jahr mussten die beiden Alt-Störche zum Teil sehr heftig um ihren Platz kämpfen. Anfang März berichtete Storchenmutter Gabi Thomsen von einer blutigen Auseinandersetzung mit einem anderen Storch. Erst waren alle davon ausgegangen, dass Storch Robert der Kämpfer gewesen sei. Doch am Ende stand mit blutiger Brust Rosalie erhobenen Hauptes auf dem Nestrand.
Erinnerung: Storcheneltern Thomsen päppelten Jungtier per Hand auf
Mehr als 20 Jungstörche sind im Nest von Thomsens in Haselau bereits groß geworden. Viele Storchenfans erinnern sich an die dramatische Geschichte, als 2018 ein Jungstorch wegen schwacher Versorgungslage aus dem Nest geworfen worden war. Die aufmerksamen Storcheneltern Thomsen päppelten ihn auf, und auch der leibliche Vater Robert unterstützte später und lehrte seinen Sohn Lucky, sich selbst auf der Wiese zu versorgen
Aber es gab auch schlechte Nachrichten. 2019 lagen fünf Eier im Nest. Doch Wind und Schnee vereitelten eine erfolgreiche Brut. Kein Tier schlüpfte. Voriges Jahr schafften es immerhin vier von fünf Storchenbabys, groß zu werden und am 30. August mit auf die Reise in den warmen Süden zu fliegen.
Die Störche kehren immer früher zurück
Fast jedes Jahr wird es früher, dass die Störche in unsere Region zurückkehren. Deshalb gab es für die Heimkehrer in Haselau ein paar Fischreste von den menschlichen Storcheneltern. „Robert kommt immer sofort heruntergeflogen. Das ist unser Test, ob er es wirklich ist“, berichtet Tischlermeister Rolf Thomsen.
Zugefüttert wird nur im Ausnahmefall. „Wenn die Stimmung bei den Jungtieren im Nest aggressiv wird, gibt es Fisch extra“, erzählt Rolf Thomsen. Das natürliche Futter bekommt er von Anglern und Fischhändlern.
In direkter Nachbarschaft wird bislang keine Storchenfamilie akzeptiert
Und wie sind die beiden Haselauer auf den Storch gekommen. „Als ich auf unserem schönen Reetdach eines Tages einen Storch sitzen sah, habe ich mir überlegt, einen Horst zu bauen“, erzählt Rolf Thomsen. Der Tischlermeister besorgte sich einen großen Mast und legte los.
Mittlerweile steht sogar ein zweiter, etwas niedriger Mast mit einem Nest, in dem einst Lucky groß wurde. Doch bislang dulden Robert und Rosalie keine direkten Nachbarn. Auch vor ein paar Wochen waren hier zwei Jungstörche auf dem Nest gelandet. „Vergebens“, bedauert Rolf Thomsen.
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Zahl der Weißstörche im Kreis Pinneberg steigt stetig
Mittlerweile haben Rolf und Gabi Thomsen ein ganzes Netzwerk von Störchenfreunden um sich herum. „Ich kann allein 13 Horste in der Marsch aufzählen“, sagt der Tischlermeister. Große Hoffnung hegen dieses Jahr Storchenfreunde im benachbarten Haseldorf. Falls das frisch gemachte Nest bezogen wird, könnten dort erstmals seit 40 Jahren Storchenküken groß werden.
Auch im ganzen Kreis Pinneberg wächst die Zahl der Weißstörche kontinuierlich. 2021 wurden 23 Pärchen mit 38 Jungen von den Betreuern des Naturschutzbundes gezählt. Im vorigen Jahr registrierten sie 33 Paare mit 68 Jungstörchen.