Barmstedt/Sylt. Seit gut 30 Jahren pflegen Sportlerinnen und Sportler des BMTV einen Zaubertrank als Geheimrezept, um 33,33 Kilometer zu bewältigen.

Als Holger Ray mit fünf Sportlern 1993 zum Syltlauf radelte, ahnte noch niemand, dass das der Beginn einer wunderbaren Tradition werden sollte. Auch in diesem Jahr waren zehn Sportler des Barmstedter Männer-Turnvereins (MTV) unter 1300 Startern dabei. Was die Gruppe auf der Nordsee-Insel erlebt hat, was sie anspornt und wie sie sich vorbereiten.

Das Wichtigste vorweg: Alle kamen gesund und glücklich ans Ziel. Holger Ray: „Bei strahlendem Sonnenschein waren die Bedingungen nahezu perfekt. Der Wind mit Stärke 4 aus Ost war nicht zu stark.“ Endlich war auch das Drumherum nach drei Jahren Corona-Pause und Beschränkungen endlich wie gewohnt: also mit Nudelparty und Siegerehrung in Westerland.

Barmstedts Geschichte beim Syltlauf beginnt 1993

Und wie fing die Geschichte an? „Unsere Laufgruppe war damals noch jung. Irgendjemand berichtete, dass man beim schwierigen, aber wunderschönen, gut 33 Kilometer langen Syltlauf auch als Staffel dabei sein kann“, erinnert sich Holger Ray, der beim MTV einer der Lenker der Leichtathletik-Sparte ist, an die Barmstedter Seite der Geschichte der Veranstaltung.

„Wir hatten damals ein riesiges Glück mit dem Wetter. Ein Jahr vorher musste der Lauf bei Schnee und Sturm um die Hälfte verkürzt werden. So passte alles.“ Der anhand von Legofiguren miteinander abgestimmte Plan der Übergaben des Staffelholzes an den nächsten Läufer und eines Fahrrads an den zurückbleibenden ging voll auf.

Seit mehr als 25 Jahren Vorbereitung im Fünf-Städte-Heim

Anfangs kamen die Barmstedter in einer Baracke des TSV Westerland unter. Seit mehr als 25 Jahren bereiten sich die Freizeitsportler im Fünf-Städte-Jugendheim in Hörnum, das von sechs Kommunen aus dem Kreis Pinneberg getragen wird, auf den großen Lauf vor. Das Haus, in dem die Gruppe erstmals in Doppelzimmern mit Dusche und WC untergebracht war, liegt ideal – früher am Start, jetzt am Ziel des Syltlaufs. Die Gruppe genießt ein paar Tage Gemeinsamkeit, den letzten lockeren Trainingslauf, und dann geht es ab auf die Strecke eines der schönsten Naturläufe in Deutschland.

Glückwunsch an die Staffel des Barmstedter MTV: Monika Schwerdt (v. l.), Michael Rattay, Meike Theel, Holger Ray, Bettina Völzke und Judith Müller-Elmer war nach drei Stunden und 21 Minuten als 36. unter 51 Staffeln im Ziel.
Glückwunsch an die Staffel des Barmstedter MTV: Monika Schwerdt (v. l.), Michael Rattay, Meike Theel, Holger Ray, Bettina Völzke und Judith Müller-Elmer war nach drei Stunden und 21 Minuten als 36. unter 51 Staffeln im Ziel. © Holger Ray/BMTV | Holger Ray/BMTV

Vor allem das Stück am Meer über die Promenade in Westerland und zwischen den Dünen vor List ist traumhaft schön. Diese Erinnerung teilt auch Monika Schwerdt gern, die ebenfalls zur sechsköpfigen Pioniergruppe des Vereins auf Sylt gehört.

Schöne Erinnerung an gemeinsamen Start mit französischen Städtepartnern

Sie haben viel erlebt, die Frauen und Männer aus Barmstedt und Umgebung. Zu den Höhepunkten zählten sicherlich die Läufe mit Sportlern aus der französischen Partnerstadt Roissy-en-Brie. Mehr als 30 Deutsche und Franzosen traten damals gemeinsam an und erlebten wunderschöne Tage auf der Insel.

Wettertechnisch war seit 1993 fast alles dabei: vom leichten Schiebewind bis zum Hagelsturm von vorn. Der Seitenwind war ein Jahr so stark, dass manchmal die Beine beim Laufen gegeneinander schlugen.

Sie bewältigten allein die 33,33 Kilometer lange Strecke auf Sylt: Andreas Theel (v. l.) Klaus Siefke, Jan-Pidder Güttner und Sven Sievers.
Sie bewältigten allein die 33,33 Kilometer lange Strecke auf Sylt: Andreas Theel (v. l.) Klaus Siefke, Jan-Pidder Güttner und Sven Sievers. © Holger Ray/BMTV | Holger Ray/BMTV

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Toller Zusammenhalt der Sportler auf der Strecke

Toll sei immer wieder die Kooperation der Sportler. Ein Läufer aus Barmstedt ließ eine erschöpft zurückfallende Sportlerin fünf Kilometer im Windschatten weiterlaufen, bis beide gemeinsam das Ziel erreichten. In einem anderen Jahr stützte ein Sanitäter eine Barmstedterin, die 300 Meter vor dem Ziel gestürzt war, bis sie die Ziellinie erreichte. Anschließend ging es ins Krankenhaus – und im nächsten Jahr wieder auf die Strecke.

Der sportliche Erfolg ist für die Barmstedter längst nicht das Wichtigste. Und fürs Durchhalten der 33,33 Kilometer langen Strecke pflegen sie ein Geheimrezept: Am Abend vor dem Lauf wird gemeinsam im Fünf-Städte-Heim ein Friesengeist als Schlummertrunk genossen: „Genieße leise auf echte Friesenweise!“ Der Schutzengel scheint positiv zu wirken.