Halstenbek/Itzehoe. 25-Jähriger wollte in Halstenbek mit zwei Komplizen einen gestohlenen Wagen abholen. Was dann geschah und wie die Anklage lautet.

Ein gestohlenes Fahrzeug – es wurde Radowslaw R. zum Verhängnis. Als der 25 Jahre alte Pole Ende September 2023 das in Halstenbek zwischengeparkte Diebesgut abholen wollte, hatten sich bereits Polizeibeamte in Zivil in der Nähe postiert. Auf der Flucht fuhr Radowslaw R. zwei Polizeibeamte fast über den Haufen. Beide wurden leicht verletzt.

Seitdem sitzt der 25-Jährige, der kurz darauf gefasst wurde und eigentlich in Warschau zu Hause ist, in Untersuchungshaft. Am Freitagnachmittag begann vor der Schwurgerichtskammer des Landgerichts Itzehoe der Prozess gegen ihn. Die Anklage lautet auf versuchter Totschlag, gefährliche Körperverletzung, gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr sowie tätlicher Angriff auf Vollstreckungsbeamte.

Ausgangspunkt ist der Diebstahl eines Toyota RAV in Hamburg

Vorausgegangen war in der Nacht zum 21. September 2023 der Diebstahl eines Toyota RAV in Hamburg. Der Polizei gelang es um 7.25 Uhr, das Fahrzeug in Halstenbek aufzufinden. Es stand an der Altonaer Straße/Seestraße auf dem Parkplatz des Krupunder Sees. Vier Beamte des Reviers Pinneberg legten sich dort auf die Lauer.

Um 12.07 Uhr erschien ein schwarzer Audi A6, der mit drei Personen besetzt war. Die Männer stiegen aus und näherten sich zu Fuß dem entwendeten Pkw. Was dann passiert ist, ist in der Anklageschrift aufgeführt, die Staatsanwältin Madeleine Hader verlas. Demnach entschieden sich die observierenden Beamten zur Festnahme des Trios.

Angeklagter fährt mit quietschenden Reifen an, beschleunigt stark

Einen der Männer, der sich heftig wehrte, konnten die Beamten festnehmen. Ein zweiter flüchtete zu Fuß. Der Angeklagte, der kurz ausgestiegen war, kehrte zum Audi zurück. Ein Beamter trat zum Fahrzeug und forderte ihn zum Aussteigen aus. Radowslaw R jedoch gab Gas, fuhr mit quietschenden Reifen los.

Laut Anklage touchierte er einen Polizeibeamten (32) mit dem Außenspiegel am linken Ellenbogen. Der Polizist versuchte noch, durch das geöffnete Fernster auf der Fahrerseite in das Fahrzeug zu greifen, um den Mann an der Flucht zu hindern. „Der Polizeibeamte wurde wenige Meter mitgeschleift, erlitt mehrere Schrammen“, so die Staatsanwältin.

Polizist stellt sich in die Parkplatzzufahrt, um die Flucht zu unterbinden

Ein 52 Jahre alter Beamter stellte sich dann in die Ausfahrt des Parkplatzes, wollte das flüchtende Fahrzeug mit Handzeichen und Armbewegungen stoppen. „Der Angeklagte beschleunigte das hochmotorisierte Fahrzeug, fuhr mit 40 bis 45 Kilometer pro Stunde ungebremst auf den Beamten zu“, so Hader weiter.

Der habe sich nur mit einem Sprung zur Seite und anschließendem Abrollen in Sicherheit bringen können. Dennoch wurde er seitlich von dem Fahrzeug getroffen und musste zur Behandlung ins Krankenhaus gebracht werden. Laut Anklage erlitt der Polizist Schrammen und Prellungen. Radowslaw R., so die Staatsanwältin, habe den Tod des Beamten „billigend in Kauf genommen“.

Mehr zum Thema

Dem Angeklagten gelang zunächst die Flucht. Der Audi wurde dann jedoch kurze Zeit später in Schenefeld gesichtet, weiter verfolgt und schließlich gestoppt. Der Mittäter, der zu Fuß geflüchtet war, wurde später von der Polizei in Hamburg-Niendorf festgenommen.

Die Vorwürfe gegen die zur Tatzeit 45 und 31 Jahre alten Komplizen werden gesondert verhandelt. Das Verfahren gegen Radowslaw R., der in der JVA Lübeck einsitzt, wurde abgetrennt. Die Schwurgerichtskammer des Landgerichts Itzehoe hat zunächst sieben Verhandlungstermine angesetzt.

Verteidiger wird schriftliche Erklärung seines Mandanten verlesen

Zu Beginn wurde lediglich die Anklageschrift verlesen. Die Fortsetzung des Verfahrens ist für den 4. April geplant. Dann erhält der Angeklagte (verlobt, zwei Kinder) die Möglichkeit, sich zu den Vorwürfen zu äußern.

Verteidiger Gregor Jezierski will eine schriftlich vorbereitete Erklärung seines Mandanten verlesen. „Die Tendenz geht dahin, dass mein Mandant dazu keine Fragen beantworten wird“, so der Anwalt. Sollte der Zeitplan des Gerichts eingehalten werden können, ist mit einem Urteil Ende Mai zu rechnen..