Elmshorn. Die städtische Einrichtungen verzeichnen einen gestiegen Zuspruch. Gegen welche Angebote Netflix und Co. nicht ankommen.

Die Jahre des kulturellen Darbens sind vorbei: Selbst nach der Hochphase der Corona-Pandemie hatten die Kultureinrichtungen der Stadt Elmshorn schwer am Besucherrückgang beziehungsweise dem gänzlichen Ausbleiben von Gästen zu knabbern. Doch nun blicken Industriemuseum, Volkshochschule, Stadtbücherei, Stadtarchiv und Kulturverwaltung auf ein erfolgreiches Jahr 2023 zurück.

„Ich freue mich, dass wir eine deutliche Belebung in den Besuchszahlen wahrnehmen“, sagt Erster Stadtrat Dirk Moritz. Überall konnte an das Vor-Corona-Niveau angeknüpft werden. „Das ist ein Zeichen für die ganz hervorragende Arbeit, die hier geleistet wird“, bekundet Moritz. Und für 2024 haben sich die städtischen Einrichtungen ebenfalls viel vorgenommen.

Im Vergleich zu Streamingdiensten ist die Stadtbücherei konkurrenzlos günstig

„Das ist aber kein Selbstläufer“, unterstreicht Arne Tiedemann, Leiter der Stadtbibliothek. Mit Netflix, Amazon Prime und weiteren On-Demand-Anbietern für den Fernseher gebe es harte Konkurrenz. Allerdings nicht beim Preis: „Unser Jahresabo kostet nur 14 Euro, für Familien 18 Euro“, erklärt Tiedemann. Ein Streamingdienst koste fast dasselbe im Monat und könne nicht so viel Abwechslung bieten wie die Elmshorner Stadtbücherei.

Dort an der Königstraße 56 warten mittlerweile rund 81.500 Medien auf ihre Verleihe. Neben Büchern sowie 108 Zeitschriften- und Zeitungs-Abonnements umfassen diese auch Tonies, Hörbücher, DVDs, CDs oder Konsolenspiele. Hinzu kommen 155.000 digitale Medien in der Onleihe zwischen den Meeren. Insgesamt fast 300.000 Entleihungen durch 9.070 Kundinnen und Kunden verzeichneten die Stadtbücherei und ihre Außenstelle in Hainholz.

Im vergangenen Jahr betreut die Stadtbibliothek mehr als 200 Veranstaltungen

Die 15 Mitarbeitenden stemmen aber mehr als den bloßen Verleih. Mehr als 200 Veranstaltungen haben sie 2023 betreut, von der Autorenlesung, über Ausstellungen, Pflanzen- und Puzzletauschbörsen, bis zum Feierabendflohmarkt, Bastelnachmittag oder Stand beim Kinderkulturfest.

Arne Tiedemann und Gundi Pannen vom Förderverein „Einer für Zwei“ präsentieren den Jutebeutel. Ein Beispiel für Aktionen der Stadtbücherei, um auf sich aufmerksam zu machen.
Arne Tiedemann und Gundi Pannen vom Förderverein „Einer für Zwei“ präsentieren den Jutebeutel. Ein Beispiel für Aktionen der Stadtbücherei, um auf sich aufmerksam zu machen. © Heidi Sowada | Heidi Sowada

„Wir müssen immer neue Sachen ausprobieren“, erklärt Tiedemann. So wie die Escape-Rooms, die sich mittlerweile etabliert haben. In diesem Jahr ist die Einrichtung übrigens auch wieder bei der Elmshorner Musiknacht dabei.

Das Industriemuseum macht mit Sonderausstellungen auf sich aufmerksam

Das Industriemuseum hat 2023 viel Aufmerksamkeit für die Sonderausstellungen „Hauptsache Hut“ und „Kinderarbeit im Fokus“ erhalten. Ähnlich gut soll die neue Sonderausstellung „Objekte erzählen Elmshorner Frauengeschichten“ in Zusammenarbeit mit der Frauengeschichtswerkstatt laufen, die am 10. März eröffnet wird.

Insgesamt konnte das Industriemuseum im vergangenen Jahr knapp 11.500 Gäste begrüßen – deutlich mehr als die rund 8.850 im Jahr 2022. Zu den Höhepunkten zählten der 10. Dampftag, Lottes Musiknacht, der Internationale Museumstag am 21. Mai, ein Vortrag über Meteoriten, die Filmvorführungen von „Wohnen in der Königstraße – über den Geschäften“, der Markt mit KunstWerk und die Feier zum 20. Jubiläum des Fördervereins. Die Zahl der Kindergeburtstagsfeiern stieg auf 120, die der Gruppenbesuche auf 271.

Industriemuseum bereitet einen neuen Internetauftritt vor

Auf dem Erfolg ausruhen will sich das Team nicht: „Aktuell entwickeln wir eine webbasierte App für die Ausstellungsstücke im Konrad-Struve-Haus, die im Juni fertig sein soll“, kündigt die scheidende Museumsleiterin Bärbel Böhnke an.

Außerdem sind ein neuer Internetauftritt und ein 3D-Rundgang in Arbeit; der Audioguide wird um eine Führung auf Englisch ergänzt. Fest eingeplant ist zudem eine Dachsanierung bei laufendem Betrieb.

Rund 5500 Bürger nehmen mehr als 600 Volkshochschulkurse wahr

Die Zahl der Kurse an der Volkshochschule ist 2023 gegenüber dem Vorjahr um neun Prozent auf 606 gestiegen. Noch stärker legte die Zahl der Teilnehmenden zu. : um 21 Prozent auf rund 5.500 Volkshochschüler bedeuten eine Steigerung um 21 Prozent; die Zahl an Unterrichtsstunden wuchs um zwölf Prozent auf knapp 16.500.

Kein Wunder also, dass Leiterin Maike Bünning in ihrer Rückschau sehr zufrieden ist. „Wir haben zwar immer noch viele Online-Angebote, aber die Mehrheit will Präsenz“, stellt sie fest. Denn die Volkshochschule dient auch als sozialer Treffpunkt. Schwerpunkte seien die Fachbereiche Gesundheit und Fremdsprachen inklusive Deutsch als Fremdsprache. Hier sind rund 70 Prozent aller Kurse, Unterrichtsstunden und Teilnehmenden verortet. Die übrigen 30 Prozent entfallen auf Themenbereiche wie Beruf, Kultur und Grundbildung.

Das Angebot an beruflichem Deutsch soll steigen

Im Jahr 2024 will die Einrichtung unter anderem ihr Angebot im beruflichen Deutsch erweitern. Dafür plant sie in Kooperation mit der Beruflichen Schule Kurse für Gastro-Lehrlinge und angehende Elektrikerinnen und Elektriker. Bereits umgesetzt sind „softe“ Faktoren wie öffentliches WLAN, neue Fahrradständer oder die Anschaffung eines Defibrillators.

Rund 160 Dozentinnen und Dozenten sind derzeit an der Volkshochschule tätig. Ihr Honorar konnte 2023 kräftig angehoben werden, auf 27 Euro je Unterrichtsstunde á 45 Minuten. Die Teilnahmeentgelte stiegen ebenfalls, auf 3,50 Euro je Unterrichtsstunde.

Stadtarchiv scannt für digitale Nutzung mehr als 24.600 Artefakte

„Unser Schwerpunkt lag 2023 auf dem internen Aufarbeiten“, erklärt Oliver Gülck, Leiter des neuen Stadtarchivs. „Dieses auch im Hinblick auf eine spätere Nutzung der erfassten Bestände über das Internet.“ Neu geordnet wurden beispielsweise 317 Amtsbücher aus dem Standesamt.

Die Gemäldesammlung des Archivs, rund 760 Ansichtskarten sowie Karten, Pläne, Zeichnungen und viele Zeitungen wurden mithilfe des neuen Großformatscanners digitalisiert, den der Förderverein gespendet hat. „Allein unser darauf spezialisierter Minijobber hat mehr als 24.600 Scans angefertigt“, sagte Gülck. Bei elf Führungen stellte das Stadtarchiv seinen neuen Sitz im Gewers-Haus in der Markstraße 16 vor.

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177 Nutzerinnen und Nutzer haben das Angebot in Anspruch genommen, vor Ort Archivgut einzusehen. Auf großes Interesse stießen die Stadtarchiv-Ausstellung „Elmshorn im Visier. Der Luftangriff vor 80 Jahren“ im Rathaus sowie die 13 neuen Zeitzeugeninterviews, die von Fördervereinsmitgliedern aufgezeichnet und auf dem YouTube-Kanal „Elmshorn damals“ bereitgestellt wurden.

Für das Amt für Kultur und Weiterbildung gibt es keine Pause, viele Veranstaltungen stehen an

Kinderkulturfest, Schul-Slam, Gedenkveranstaltung „Gegen das Vergessen“ – im Amt für Kultur und Weiterbildung herrschte in den vergangenen Wochen und Monaten reges Treiben. Weitere Höhepunkte stehen mit Veranstaltungen wie dem Schleswig-Holstein Musik Festival, dem Kulturpreis der Stadt Elmshorn, dem Tag des offenen Denkmals, Elmshorn liest und der Kultur- und Ehrenamtsmesse am 5. Mai bereits vor der Tür.

„Wir holen alles zurück auf die Bühne“, sagt die zuständige Sachgebietsleiterin Maren Link. „Wir sind nach Corona wieder durchgestartet und können unseren Bürgerinnen und Bürgern viele Neuerungen bieten.“ Zum Beispiel das R-Art-Haus – Kunst im Rathaus, das Amtsleiterin Caroline Schultz zusammen mit dem Kreiskulturverband initiiert hat.

Elmshorn will Kontakt zu den Partnerstädten pflegen

„Wir kooperieren viel innerhalb unseres Bereichs“, betont Schultz, die sich in diesem Zuge für die gute Zusammenarbeit bedankt. Intensiven Austausch will das Amt künftig auch mit Elmshorns Partnerstädten pflegen – diesen Bereich hat es neu übernommen. Geplant sei unter anderem, eine Delegation ins finnische Raisio und ins französische Tarascon zu schicken.